30 - Auf fremden Pfaden
„Ihr habt grad so gehandelt, als wäret Ihr einer der Unserigen; wir sind Euch viel Dank schuldig, und da wir jetzt nicht über eine große Zahl von Büchsen verfügen, so kann es uns nur willkommen sein, wenn Ihr die Eure auch ferner für uns sprechen lassen wollt! Was nun den Überfall betrifft, so stimme ich Euch in allem vollständig bei.“
„Und dennoch bin ich zu einer Konzession für Mynheer van Helmers bereit. Im Falle die beiden Feinde sich umgehen, müßten wir den Gegner wieder hier aufsuchen, wozu wir Zeit gebrauchen würden. Daher schlage ich vor, wir warten hier nur bis eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit und besetzen von der Dämmerung an den Eingang der Täler in einer breiten Linie. Ist bis dahin von den Zulus nichts zu spüren, so brechen wir auf. Ich meine jedoch, daß sie den ganzen Tag verwenden werden, um nach dem Engländer zu suchen, der sich ihrer Ansicht nach im Wald verirrt hat; von Tschemba, der noch nicht bei ihnen angekommen ist, ganz abgesehen.“
Dieser Vorschlag wurde angenommen, obgleich Jan am liebsten sofort aufgebrochen wäre. Wie Achilles vor Troja, zog er sich zürnend zurück und verließ die Kloof, ohne an den weiteren Verhandlungen teilzunehmen.
Die erste derselben bezog sich auf den Engländer. Was ich vorhergesehen hatte, geschah. Als Diener seines Herrn traf ihn keine Verantwortung, und da er auch sonst nicht direkt feindselig gehandelt hatte, so beschloß man, ihn einstweilen als Gefangenen zu behandeln und nach Wegnahme des Transportes wieder freizugeben.
Nun wurde in Vereinigung das Mahl gehalten, bei welchem Jan so einsilbig blieb, wie vorher, und dann legte man sich in Anbetracht der zu erwartenden nächtlichen Anstrengung zur Ruhe.
Diese dauerte einige Stunden. Ich war der erste, welcher erwachte, und verließ die Kloof, um hinaus nach dem Baum zu gehen. Dort stand Quimbo und hielt mit stolzem Blick ein gewaltiges Roer in der Hand.
„Was tust du hier?“
„Was tu' Quimbo? Oh, oh, seh' nicht Mynheer, daß Quimbo steh' Wach'?“
„Du? Ich denke, Mynheer van Hoorst soll jetzt Wache haben?“
„Oh, Wach' hab' Mynheer Raal und dann Mynheer van Hoorst, aber hab' will' schlaf all' beid' und sag', Quimbo soll nehm' Flint' und steh' Wach' an Baum.“
Die beiden Männer hatten dem guten Kaffer mit diesem ehrenvollen Auftrag jedenfalls den größten Gefallen getan, und da etwas Feindseliges jetzt nicht zu erwarten stand, so lag auch kein Grund vor, ihr Verhalten besonders straffällig zu nehmen.
„Es ist doch nichts passiert?“ erkundigte ich mich.
„Passiert? Nein, nichts, gar kein'! Bloß groß' lang' Mynheer reit' fort.“
„Es ist einer fortgeritten?“ fragte ich in sofortiger Ahnung und Besorgnis. „Wer?“
„Groß', lang', dick' Mynheer mit Fell von Leopard auf Achsel.“
„Wann war das?“
„Wann war? Gleich als Quimbo nehm' Flint' und steh' Wach'.“
Also vor bereits zwei Stunden! Ich eilte nach der Kloof zurück und weckte die Schläfer. Sie erschraken bei meiner Kunde und traten sofort zu einer Beratung zusammen. Der hitzige Boer van het Roer hatte unseren ganzen Angriffsplan vereitelt, und es galt nun, ihm schleunigst nachzufolgen, um ihm Hilfe zu bringen, wenn er sich von seiner Verwegenheit hinreißen lassen sollte, sich den Zulus zu zeigen.
Der Engländer wurde wieder auf den Brabanter gebunden, Quimbo stieg hinten auf, und als alles fertig war, ging es in das Tal hinab, in welchem eine frische Quelle rieselte, von welcher der Ort den Namen Klaarfontein erhalten hatte, und von da aus in südlicher Richtung weiter. Als wir die Ebene erreichten, wurden die Pferde in Galopp gesetzt. Die Verhandlungen und nach ihnen die Ruhe hatten einen großen Teil des Tages in Anspruch genommen, und die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu.
Die Pferde der Boers waren frisch, die unsrigen aber hatten einen angestrengten Ritt erst kurz hinter sich; dennoch war mein Engländer immer voran und zeigte nach einer guten Stunde nicht die geringste Ermüdung. Anders stand es mit dem Brabanter. Das schwere, wenn auch außerordentlich kraftvolle Tier war eine solche Flüchtigkeit nicht gewohnt, hatte eine doppelte Last zu tragen und folgte uns nur mit größter Anstrengung. Nur noch eine Viertelstunde hatten wir auszuhalten; die Sonne war untergegangen, und es dunkelte bereits, als ich die Stimme Quimbos hörte.
„Mynheer, Mynheer, oh, oh! Mynheer komm' zu Quimbo!“
Ich hielt und ließ ihn herankommen.
„Was gibt's?“
„Oh, Mynheer helf
Weitere Kostenlose Bücher