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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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voll Fett, wenn England nur hab' lang', dünne Knochen? Das Fett von England riech' gut? Was versteh' England von riech' gut! England riech' an Quimbo, dann wird England seh', wer riech' gut, England oder Kaffer!“
    Der Elefantenritt des Brabanters war jetzt in meine Nähe gekommen. Welch ein Glück, daß der brave Diener nicht eine Minute früher anlangte! Er wäre sicher in die Hände der erbosten Zulus gefallen. Ich trat hervor und auf die beiden Reiter zu. Augenblicklich glitt Quimbo vom Pferd, nahm hinter demselben Platz, faßte es am Zügel und erhob den Speer.
    „Teta ilizwi? Wer bin da?“ rief er mich an.
    „Ich bin es, Quimbo?“
    „Oh, oh, Mynheer, Quimbo bin froh, daß Quimbo seh' Mynheer. England will reiß' aus Quimbo, und Pferd will nicht reiß' aus, sondern fall' um mit England und Quimbo!“
    „Warte hier!“ beschied ich ihn und eilte zum Kampfplatz, wo ich die Roers alle fand.
    Auch Jan war zurückgekehrt und stand schweigsam unter den Vorwürfen der andern da.
    „Mynheer, die Zulus sind zu Pferd entkommen“, sagte ich. „Seht, ob ihr eines von ihren übrigen Tieren fangen könnt für den Engländer, der da draußen mit meinem Diener hält. Ich werde sehen, wohin die Zulus gehen. Wartet, bis ich zurückkehre!“
    Ich suchte so schnell wie möglich unsere Tiere auf, bestieg meinen Engländer und trieb ihn im schnellsten Galopp hinaus auf die Ebene. Wohl an die zehn Minuten lang ritt ich so fort; dann stieg ich ab und legte mich mit dem Ohr an die Erde. Mein ausgezeichnetes Tier hatte mich weit fortgetragen, so daß ich den fliehenden Kaffern ziemlich nahe gekommen war. Ich hörte den Hufschlag ihrer Pferde ganz deutlich und war mir nun auch über die Richtung klar, welche sie einschlugen: es war wirklich diejenige nach der Farm Jan van Helmers'.
    Es konnten ihrer beinahe noch ein Dutzend sein, und wenn sie die Farm wirklich erreichten, so stand ein schwerer Kampf für die Nachbarn zu erwarten. Das mußte verhütet werden, wenn es nur irgend möglich war.
    Ich ritt zurück. Am Wald angekommen, traf ich die Boers mit dem Engländer beschäftigt, der um seine Entlassung bat. Sie konnten seinen Wunsch nicht erfüllen, da es ihm dann möglich war, unser Vorhaben in Beziehung des Transportes zu verraten. Es war ihnen gelungen, drei Pferde der Zulus einzufangen, deren eines für Sir Gilbert Grey bestimmt ward. Ich machte sie mit meiner Entdeckung bekannt, und augenblicklich griff Jan nach seinem Pferd.
    „Ich reite fort; kommt nach, Mynheers!“ rief er und erhob den Fuß, um aufzusteigen.
    Ich ergriff ihn beim Arm und hielt ihn zurück.
    „Bleibt noch eine Weile, Mynheer“, bat ich; „Ihr wißt ja, daß eine Überstürzung selbst in der größten Gefahr nur zum Schaden gereicht. Gebt Eurem Pferd eine halbe Stunde Ruhe und laßt es ein wenig fressen. Da drüben fließt der Bach, wo es auch trinken mag. Auf das Pferd kommt es an, ob der Reiter vorwärts kann!“
    „Ihr habt recht, Mynheer; aber eine halbe Stunde nur, nicht länger, und dabei mag es bleiben!“ antwortete er und führte das Tier nach der angegebenen Richtung zur Tränke.
    „Führe die unsrigen nach, Quimbo!“
    „Ja, Mynheer. Pferd muß freß' und muß sauf; aber Quimbo laß' sauf nicht zwei Pferd', sondern drei Pferd'!“
    Er nahm außer meinem Engländer und dem Brabanter noch eines von den Zulupferden mit. Ich hatte keine Zeit, mich nach dem Grund dieses Verfahrens zu erkundigen, und untersuchte die beiden anderen Pferde. Es waren Tiere von jener kleinen und außerordentlich dauerhaften Mozambiquerasse, welche die Kaffernhäuptlinge gern für sich und ihre Günstlinge gebrauchen, während die Truppen meist nur aus Fußvolk bestehen. Sie tragen zu beiden Seiten des Sattels je ein ziemlich großes Säckchen gestoßenen Mais, eine Maßregel, welche die Tiere zu großer Ausdauer befähigt, da dieses Futter länger anhält als die dürren Halme, welche das Land bietet.
    Noch gab ich mich dieser Betrachtung hin, als Quimbo zurückkehrte und die beiden andern Pferde beim Zügel nahm.
    „Pferd hier auch sauf!“
    Damit trollte er sich von dannen. Er mußte eine bestimmte Absicht haben. Vielleicht war ihm der Rücken des Brabanters zu breit und er wollte in der Stille einen günstigen Tausch vollziehen. Ich hatte nichts dagegen und schwieg also; nur eine Bemerkung machte ich ihm:
    „Nimm diese Säcke in acht, Quimbo; es ist Mais darin, der außerordentlich gut für die Pferde ist.“
    „Mais? Oh, oh, Mais werd' bekomm' nicht

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