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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Quimbo! Pferd nicht will mehr lauf, und England nicht will mehr reit'!“
    „So! Ihr wehrt Euch, Sir Gilbert Grey, und glaubt vielleicht, in der Dunkelheit zu entkommen? Da irrt Ihr Euch. Gebt einmal Eure Hände her!“
    „Was wollt Ihr?“
    „Euch die Hände binden. Es ist so besser für meinen Diener.“
    „Das lasse ich mir nicht gefallen, Sir!“
    „Mir gleich! Ich habe keine Zeit, mit Euch zu verhandeln. Wenn Ihr Euch nicht gutwillig binden laßt, so schieße ich Euch ohne Gnade nieder. Also her mit den Händen!“
    Ich war noch mit einem Riemen versehen und band ihm die Hände. Dann eilte ich den andern nach.
    Ich holte sie bald ein und kam wieder an die Spitze. Ich hatte während meines Berichtes den Ort, an welchem die Zulus lagerten, so genau beschrieben, daß ihn Jan leicht hatte finden können. Sie waren jetzt, selbst wenn sie sich verteilt gehabt hatten, um den Engländer zu suchen, jedenfalls wieder dorthin zurückgekehrt, und daher hielt ich, als wir um die letzte Waldecke gebogen waren, beinahe grad auf den Platz zu.
    Ungefähr da, wo ich die vorige Nacht gelagert hatte, hielt ich an und sprang vom Pferd.
    „Steigt ab, Mynheers; bindet eure Tiere an; nehmt eure Waffen und folgt mir so leise wie möglich!“
    Sie taten es, und noch waren wir mit den Pferden beschäftigt, so ertönten zwei Schüsse aus der Richtung des Kaffernlagers.
    „Vorwärts, Mynheers; Jan ist in Gefahr!“
    Jetzt war von Vorsicht keine Rede mehr; wir brachen durch die Büsche, wie es ging, ich voran und die andern mir nach. Die Dunkelheit verhinderte uns, alle Hindernisse zu erkennen; deshalb dauerte es eine geraume Weile, ehe ich die Lichtung erreichte. Hier bot sich ein Anblick, der einen Krieger in Entzücken versetzen konnte. Vor der hochflackernden Flamme des Lagerfeuers hell erleuchtet, stand Jan inmitten der ganzen Zulubande. Der Hut war seinem Kopf entfallen, und das lange, blonde Haar wehte wie eine Löwenmähne auf das Leopardenfell hernieder. Sie alle hoch überragend, hielt er sie mit dem Kolben seiner Büchse von sich ab, und jeder Hieb, den er führte, warf einen Feind zu Boden. Dennoch hätte er unterliegen müssen, wenn wir nicht rechtzeitig erschienen wären.
    Ich erhob meine Büchse und gab zwei Schüsse ab; rechts und links von mir blitzte es auf, und dann warfen wir uns auf die Lichtung. Wir trafen – nur mit Jan zusammen, der uns anstarrte und dann mit einem: „Ich muß ihn haben!“ in die Büsche sprang. Auf dem Platz lagen die Leichen; die andern, verwundet oder unverwundet, hatten sich alle gleich nach unsern Schüssen in das Gesträuch geworfen.
    Einem augenblicklichen Impuls folgend, eilte ich hinter Jan her. Seitwärts ertönte lautes Schnaufen und Pferdegewieher; ich wandte mich dorthin und kam grad noch zur rechten Zeit, um einen Trupp Kaffern längs des Waldrandes an mir vorübersprengen zu sehen. Der vorderste von ihnen wandte sich zu den übrigen zurück und rief ihnen einige Worte zu, von denen ich nur „indhlu het roer“ verstehen konnte. ‚Indhlu‘, so viel wußte ich, bedeutet in der Zulusprache so viel wie Haus, und ‚het roer‘ bezog sich jedenfalls auf Jan, der ja weithin als der Boer van het Roer bekannt war. Demnach schien der entkommene Häuptling entschlossen zu sein, sofort zur Farm zurückzureiten, um sich für den heutigen Überfall zu rächen.
    Eben stand ich im Begriff, zum Kampfplatze zurückzukehren, als ich zwischen meinen gegenwärtigen Standpunkte und der Waldecke zwei laute Stimmen vernahm, die ich augenblicklich erkannte:
    „Still, England! Nicht Sprech' kein Wort zu Quimbo! Quimbo nicht will hab' Geld und nicht will hab' Geschenk. Quimbo hab' gut' Mynheer, viel' groß' gut' Mynheer, und Quimbo tu', was sag' Mynheer. Mynheer sag', daß England bin 'fangen, und Quimbo hält' fest England!“
    „Well, so gebe ich dir noch mehr! Ich gebe dir auch noch ein Roer, mit dem du eine ganze Meile weit schießen kannst!“
    „Nun aber still, England! England hab' nicht gut Roer, denn England kann nicht einmal schieß' tot Sau mit Roer! England will schieß' Meil' mit Roer? Was bin Meil'? Bin Meil' Sau oder Katz'? Kann Quimbo eß' Meil', wenn Quimbo hab' schieß' tot Meil'?“
    „Wenn du meine Riemen zerschneidest und mich gehen läßt, so gebe ich dir einen ganzen Wagen voll Fett für dich und deine Haare, einen Wagen voll Fett, welches so gut riecht, daß –“
    „Schweig!“ fiel ihm der Kaffer, jetzt ernstlich bös, in die Rede. „Wo will England hab' ganz' Wag'

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