30 - Auf fremden Pfaden
Boer, sondern Mynheer und Quimbo!“
Er ging, und ich trat zu den andern, um mich mit ihnen zu besprechen. Jan kehrte zurück. Er hatte sein Pferd unter der Aufsicht Quimbos gelassen und wollte hören, was wir berieten.
Es verstand sich ganz von selbst, daß wir den Zulus schleunigst zu folgen suchten; nur war es fraglich, ob unsere Pferde von gleicher Ausdauer seien. Das meinige erhielt den ersten Preis, und da sich Jan nicht halten ließ, so wurde ausgemacht, daß ich mit ihm vorausreiten sollte, während die andern nach Kräften nachfolgen konnten.
Ich ging nach dem Brunnen und teilte dies Quimbo mit.
„Quimbo reit' mit Mynheer!“ erklärte er.
„Du darfst nicht; du mußt über den Engländer wachen!“
Er drehte sich um und antwortete nicht. Als Jan kam, um aufzusitzen, tat ich das gleiche und bemerkte, daß sowohl sein Pferd als auch das meinige mit Mais versehen waren, ein Zeichen der Aufmerksamkeit meines guten Kaffern.
Wir nahmen von den Boers Abschied, welche bis gegen Morgen hier halten wollten; ich empfahl ihnen Quimbo, und dann ging es fort. Jan ritt schweigsam neben mir her; er hatte sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen, und ich störte ihn nicht. So waren wir wohl eine halbe Stunde lang im Trab fortgeritten, als ich Hufschlag hinter mir vernahm. Ich hielt, um den Reiter zu erwarten. Er kam in völliger Karriere herbei und vermochte kaum, sein Pferd vor mir zu halten. Gleich beim ersten Worte, welches ich hörte, erkannte ich Quimbo.
„Mynheer, oh, oh, Quimbo schon denk', Quimbo treff nicht Mynheer!“
„Was willst denn du?“
Ich hatte beinahe so etwas vermutet, und darum mochte meine Frage nicht sehr streng klingen.
„Quimbo nicht bleib' bei Boers; Quimbo reit' mit gut', lieb' Mynheer. Quimbo hab' Pferd von Zulu und hab' Mais für Pferd.“
„Wo hast du denn den Brabanter?“
„Brabant' tu' weh Quimbo an Bein; Quimbo kann nicht bring' zusamm' wieder Bein. Brabant' bin bei Boers; Boers mag auch weh tu' Bein!“
Ich mußte lachen über diese menschenfreundliche Ansicht des Dieners.
„So komm! Ich kann dich doch nicht wieder zurückschicken.“
Der Ritt wurde in möglichster Eile fortgesetzt. Quimbo konnte seinen Mozambique besser umspannen, und wenn er auch beinahe glatt auf dem Rücken desselben lag, so war er doch besser daran als früher auf dem Brabanter. Die ganze Nacht ging es vorwärts, bis der Morgen graute und die Pferde sich etwas ausruhen mußten. Es wurde gefüttert, und dann saßen wir wieder auf.
Wir hatten die Spur der Zulus getroffen; sie mußten außerordentlich gut beritten sein, sonst hätten wir sie wohl bald eingeholt. Freilich konnten sie sich denken, daß sie verfolgt wurden, und darum mochten sie ihre Pferde nach Möglichkeit anstrengen, grad wie wir es taten.
Gegen Mittag wurde nochmals Rast gemacht, und als wir später zur Abenddämmerung wieder anhielten, befanden wir uns bereits in der Nähe des Waldes, in welchem ich zum erstenmal mit Sir Gilbert Grey zusammengetroffen war. Die Pferde dampften und trieften vor Schweiß, und ihre Flanken schlugen, so daß wir die übrige Strecke unmöglich zurücklegen konnten, ohne wenigstens einige Minuten auszuruhen. Das konnte für die Farm verderblich werden, und sobald wir nur einigermaßen wieder Atem geschöpft hatten, ging es weiter.
Wir hatten die ganze, auf zwei Tagreisen geschätzte Strecke in nicht ganz einem Tag zurückgelegt, wobei in Betracht zu ziehen war, daß mein Pferd die ganze Strecke hin und zurück ohne die nötige Zwischenpause unter die Hufe genommen hatte. Das mußte bei der Quellenarmut der Gegend und dem meist steinigen Boden über die Kräfte selbst des besten Tieres gehen, und es war daher nicht zu verwundern, daß wir nur im Schritte nach der Höhe strebten, von welcher sich das Tal absenkte, in dem Jans Farm lag.
Noch hatten wir die noch nicht ganz erreicht, als von drüben herauf Schüsse entgegen tönten.
„Hier, Quimbo, halte die Pferde! Zu Fuß kommen wir schneller hinab!“ gebot ich und sprang ab.
Jan folgte mir, und nun ging es im ausgestreckten Lauf den Berg vollends hinan und dann auf der entgegengesetzten Seite desselben hinab.
Die Schüsse wiederholten sich und lieferten uns den Beweis, daß die Nachbarn wach gewesen und von den Zulus nicht überrascht worden waren. Wir langten keuchend beim Garten an, sprangen am Zaun hin und bogen um die Ecke des Hofes, da wir annahmen, daß das Tor vor allen Dingen Gegenstand eines Angriffs sein müsse. Wir hatten uns geirrt,
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