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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn eben als wir es erreichten, ertönte von der hinteren Seite des Wohngebäudes her ein Schuß.
    „Sie sind über die Planken gestiegen und befinden sich bereits in Hof und Garten. Die Unsrigen schießen aus den oberen Fenstern. Kommt!“ meinte Jan, indem er wieder umkehrte, längs der Mauer hineilte und dann über den Zaun voltigierte.
    Auch ich schwang mich hinüber und hatte den Fuß kaum zur Erde gesetzt, als ich einen krachenden Kolbenschlag vernahm.
    „Einer!“ rief Jan.
    Auch ich sah eine dunkle, nackte Gestalt auf mich zuschnellen, erhob die Büchse und drückte ab.
    „Zwei!“
    „Halloah! Wer schießt da unten?“ fragte eine tiefe Stimme aus dem Fenster herab.
    „Ich bin es, Baas Jeremias!“ antwortete Jan, indem auch er auf ein Ziel, welches ich nicht erkannte, abdrückte. Ein lauter Schrei bewies, daß er getroffen hatte. „Wo sind die Schurken?“
    „Nur zwei oder drei im Hof –“
    „Die sind abgetan!“
    „Die andern im Garten!“
    „Ah, ich werde ihnen jemand schicken!“
    Er trat in das Häuschen des Leoparden.
    „Tüfel!“
    Ein eigentümlich fauchendes Zischen ließ sich vernehmen.
    „Komm, mein Tüfel; du hast seit langem keinen Zulu mehr gesehen!“
    Er zog das mächtige Tier an der Kette aus dem Haus und schlang ihm dieselbe vom Hals.
    „Tretet nahe zu mir, Mynheer! Er ist gut abgerichtet, tut keinem aus dem Haus etwas, und auch Ihr habt nichts zu befürchten, wenn Ihr bei mir steht. Baas Jeremias!“
    „Halloah, was ist's?“
    „Ist jemand von den Leuten draußen? Ich lasse den Tüfel los.“
    „Immer los, Neef Jan! Wir sind alle hier im Haus.“
    Jan führte das Tier bis an die Hofecke, zeigte nach dem Garten und ließ los. „Faß, Tüfel!“
    Im nächsten Augenblick war das Tier verschwunden, und gleich darauf vernahmen wir einen entsetzlichen Schrei, dem ein kurzes, zorniges Brüllen folgte.
    „Schon einer! Kommt, Mynheer, ich schicke ihnen noch jemand!“
    Er schritt auf einen niedrigen Schuppen zu und öffnete die Tür.
    „Rob!“
    Im Augenblick kam der Strauß hervor.
    „Faß!“ gebot der Boer, nach dem Garten deutend.
    Der Vogel folgte dem Befehl und stieß davon.
    „Wird der Leopard dem Strauße nichts tun?“ fragte ich.
    „Fällt ihm nicht ein! Sie trinken Milch aus einem Kübel. Aber jetzt kommt, Mynheer! Wir müssen die Pferde der Kaffern zu entdecken suchen, dann sind die Schurken verloren.“
    Wir sprangen wieder über den Zaun, während im Garten ein Schrei nach dem andern folgte. Die Pferde befanden sich jedenfalls in der Nähe des Hauses; darum meinte ich:
    „Wir umgehen das Haus in einiger Entfernung von den Planken, Ihr dahin und ich dorthin, Mynheer Jan!“
    „Nein, Ihr müßt bei mir bleiben wegen des Leoparden, wenn dieser über den Zaun setzen sollte, was ich aber nicht erwarte.“
    Da huschte es an uns vorüber, eine Gestalt und noch eine. Ich gab ihnen schnell meinen noch übrigen Schuß nach. Ein dritter wollte vorbei, empfing aber die zweite Kugel Jans, und dann hörten wir auch schon das Schnaufen von Pferden, deren Hufschlag sich entfernte.
    „Dort also hielten sie“, rief Jan. „Die beiden sind entkommen, wenn Ihr keinen von ihnen getroffen habt.“
    „Ich traf den zweiten; das weiß ich ganz genau. Und doch sind wohl zwei davon, denn es hat jedenfalls einer bei den Pferden gestanden.“
    „Die übrigen aber sind verloren; denn ich kenne meinen Tüfel.“
    Noch während er sprach, knackten die Planken; ich glaubte, ein vierter Zulu wolle herüber, und kehrte die Büchse zum Schlag um, aber es war der Leopard, welcher zur Erde schnellte, sich dann mit der Raschheit des Blitzes auf mich stürzte und mich zur Erde riß.
    „Tüfel!“ rief ihn Jan von mir zurück, aber das Tier hatte Blut geschmeckt und seine ganze Wildheit wieder bekommen.
    Die eine Tatze krallte sich tief in das Fleisch meiner Achsel, und die Zähne versuchten, meine Kehle zu erreichen. Ich lag unter ihm, hielt ihn am Hals gefaßt und drückte den Kopf fest an mich, um das fürchterliche Gebiß unschädlich zu machen. Die Beine schlang ich um seinen Hinterleib und zog denselben hart zu mir hernieder, so daß mir auch die Hinterpranken nicht gefährlich werden konnten. Dennoch hätte ich ohne Jans Hilfe unterliegen müssen. Dieser faßte die Kette, riß mit einem gewaltigen Ruck das Tier von mir weg und schleuderte es mit solcher Wucht gegen die Planken, daß nicht nur diese, sondern auch die Glieder des Leoparden krachten.
    Die Geschichte erzählt von Männern,

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