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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Raafbergen gehen dürfen?“ fragte er erstaunt.
    Ich merkte, daß ich durch diesen Umstand bedeutend an Ansehen gewann, und antwortete kurz:
    „Ich war dort. Kommt, Mynheers; Jan mag euch das Nötige selbst sagen!“
    Ich ritt voran; die andern folgten. Jetzt erst mochten sie mich genauer betrachten; der Anführer kam an meine Seite.
    „Ihr seid verwundet, Mynheer?“
    „Ja.“
    „Ein Schuß?“
    „Nein; der Leopard Jans hatte mich unter sich.“
    „Ah, wirklich? Dann seid Ihr unvorsichtig gewesen, denn das Tier ist so gut gezähmt und wird so reichlich gefüttert, daß es keinem Freunde des Hauses ein Leid tut. Wißt Ihr, wie Neef Jan zu dieser gefährlichen Katze gekommen ist?“
    „Nein.“
    „Es war vor fünf Jahren, und er zählte damals also siebzehn, als er nordwärts in die Berge ging, um nach Schiefer für sein Dach zu suchen. Ein Regen trieb ihn in einen Felsenspalt, welcher, nach oben zu, sich eng und höhlenartig in das Gestein hineinzog. Er hatte eben Platz genommen, als er weiter hinten ein katzenartiges Fauchen und eine Stimme vernahm, die von einem wilden Tier herkommen mußte. Er kroch hinter und fand einen jungen Leoparden, welcher schon ziemlich groß war und sich mit Krallen, Zähnen und mit einem durchdringenden Geschrei gegen jede Berührung verteidigte. Er faßte ihn dennoch beim Genick und stand schon im Begriff, ihn vor an das Tageslicht zu bringen, als draußen ein zorniges Schnauben erscholl und der Eingang der Spalte sich verdunkelte. Es war die alte Leopardin, welche sich sofort unter lautem Brüllen auf ihn warf. Er hatte keine Zeit, sein Gewehr zu ergreifen oder nach dem Messer zu langen; er mußte sich mit den Händen verteidigen, und dabei kam ihm die Enge des Spaltes sehr zu statten. Wie er es fertig gebracht hat, das weiß ich nicht; aber er erwürgte das Tier mit den Fäusten und trägt noch heute das Fell desselben als Karoß. Den jungen Leoparden aber brachte er heim und zähmte ihn; es ist derselbe, der Euch verwundet hat.“
    „Er scheint ihn als Wächter und gelegentlichen Verteidiger der Farm zu benutzen.“
    „Das ist bereits zweimal geschehen, und zwar mit tüchtigem Erfolg; nur möchte ich ihm nicht raten, das Tier bei Nacht loszulassen, da es dann schwer wieder zu bändigen sein dürfte.“
    „Das ist eben gestern abend geschehen.“
    „Gestern abend? – Hat denn ein Überfall stattgefunden?“
    „Ein sehr ernstlicher.“
    „Durch wen, Mynheer? Ihr setzt mich nicht wenig in Schreck und Erstaunen!“
    „Durch Sikukuni.“
    „Nicht möglich!“
    „Sondern wirklich!“
    „Sikukuni ist doch bei den Zulus jenseits der Berge!“
    „Er war hier, und diese Spur vor uns ist die seine. Ich kehre eben von ihrer Verfolgung zurück, welche ich unternahm, um zu sehen, welchen Weg er eingeschlagen hat. Doch da unten liegt die Farm, wo Ihr Euch alles erzählen lassen könnt!“
    Ich ließ mein Pferd besser ausgreifen. Man hatte uns bemerkt und kam uns, als wir in den Hof ritten, entgegen.
    „Halloah, Cumpeer Huyler“, rief Jeremías, „das ist ja eine ganz mächtige Überraschung! Was bringt denn Euch auf das Pferd und zu uns?“
    „Die Zulus, wer denn sonst! Nehmt das Roer und kommt mit; wir haben von drüben die Botschaft erhalten, daß sich die Kaffern nach dem Kleipaß ziehen, und sind aufgebrochen, um den Nachbarn drüben Hilfe zu bringen.“
    „Das ist ganz recht und schön so, Cumpeer, doch tut mir den Gefallen, die Zulus nicht eher über den Haufen zu reiten, als bis Ihr hier mit Neef Jan und einigen anderen Männern, die heute noch kommen werden, gesprochen habt. Jeder von uns hat ein Pferd und ein Roer, und wir werden sicher nicht fehlen, wenn man uns braucht. Steigt ab, ihr Leute, und kommt herein!“
    Die Pferde wurden den Hottentotten übergeben und die Männer traten in die geräumige Stube. Ich wollte ihnen folgen, wurde aber von Quimbo abgehalten, welcher aus dem Garten kam.
    „Mynheer, Boers komm', und Somi komm' von Berg!“
    „Hast du sie wirklich gesehen?“
    „Quimbo seh' all' ganz Boers und Somi; auch dick' Pferd von Quimbo bin dabei!“
    Ich öffnete das Tor, welches wieder verschlossen worden war, und trat hinaus vor die Umfriedung des Hofes. Sie kamen wirklich den Berg herab und begrüßten mich schon von weitem, ihre Hüte in die Luft schwenkend. Meine Gegenwart sagte ihnen, daß die Angelegenheiten der Farm nicht mehr schlimm stehen konnten.
    Ihre Ankunft brachte doppeltes Leben auf der Farm hervor; die vorher angekommenen Boers

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