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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sehen.
    Im Hof lagen drei Leichen. Hinter dem Haus hatte der Tod eine noch reichlichere Ernte gehalten, denn dort fanden wir fünf gräßlich zerfleischte Körper, von denen zwei augenscheinlich unter den Schnabelhieben des Straußes gestürzt waren, ehe der Leopard sie vollends getötet hatte.
    Nun suchten wir nach der Richtung, in welcher die Pferde gestanden hatten. Auch hier waren unsere zwei Schüsse tödlich gewesen, zum großen Grimm Jans aber befand sich Sikukuni nicht unter den Gefallenen. Er war abermals entkommen.
    Am vorhergehenden Tag hatten die Nachbarn die im Wald gefallenen Zulus beerdigen und deren von uns versteckten Habseligkeiten nach der Farm bringen lassen. Am nächsten Morgen stand ein bedeutenderes Begräbnis bevor, mit welchem wir bis zur Ankunft der zurückgebliebenen Boers warten wollten. Dann sollte ein Gericht über den gefangenen Tschemba gehalten und das Nötige über die Verfolgung Sikukunis und die Aufhebung des Waffentransportes bestimmt werden. – – –
    Ich war am anderen Morgen schon frühzeitig munter und fand, als ich in den Hof trat, auch Mietje bereits wach. Sie hatte ja für viele und bedeutende Gäste zu sorgen, ein Bewußtsein, welches ihre Ruhe verkürzen mußte.
    Der Gedanke, daß der Zuluhäuptling entkommen sei, trieb mich hinaus in das offene Feld. Der Leopard hing noch an dem Stein und blinzelte lüstern nach den unweit von ihm liegenden Leichen der Erschossenen. Ich sah abseits ganz deutlich die Spuren der Pferde, welche hier gehalten hatten; ihre Fährte, welcher ich eine kurze Strecke folgte, führte ins Tal hinab und wandte sich dann nach Osten. Es war uns von Vorteil, zu wissen, in welcher Richtung sie weiterging; daher kehrte ich zur Farm zurück und weckte Quimbo, welcher mir ein Pferd satteln mußte.
    Ich stieg trotz meiner Wunde auf und kehrte zu der Spur zurück, welche ich so lange verfolgte, bis ich mir eine feste Ansicht bilden konnte. In einer Entfernung von vielleicht vier englischen Meilen von der Farm auf der Höhe haltend, sah ich gegen Morgen zu die jetzt von der Sonne beschienenen Häupter des Randgebirges sich erheben, während der Fuß desselben bis nahe zu mir heran noch in wallenden Nebeln verborgen lag. Dort drüben folgte der Kerspaß über die Berge, und da, weiter oben, öffnete der Kleipaß den Weg hinunter in das Land. Eine andere Straße als diese beiden gab es nicht, wie allgemein angenommen wurde. Die Spuren führten in gerader Richtung nach dem Kleipaß, und ich war jetzt überzeugt, daß es uns jetzt nicht mehr gelingen werde, Sikukuni zu erreichen. Zwar waren seine Pferde infolge der gehabten Anstrengung außerordentlich abgetrieben, aber er besaß Tiere genug, um wechseln zu können, und selbst wenn wir uns mit frischen Pferden versorgen konnten, hatte er jetzt bereits einen zu großen Vorsprung, um ihn einzuholen.
    Ich kehrte zurück und hatte nicht mehr weit bis zur Farm, als ich einen Trupp Reiter bemerkte, welcher von seitwärts kam und das gleiche Ziel mit mir zu haben schien. Auch ich wurde bemerkt. Man hielt an und erwartete mich. Es waren über dreißig kräftige Boersgestalten, mit breiten Hüten über den sonnengebräunten Zügen und mit schweren über die kräftigen Schultern hängenden Büchsen.
    Ich grüßte und fand freundliche Erwiderung meines Grußes.
    „Woher des Weges, Fremder?“ fragte der Anführer.
    „Vom Spazieren.“
    „Vom Spazieren? So wohnt Ihr hier in der Nähe?“
    „Ich bin Gast bei Jan van Helmers.“
    „Beim Boer van het Roer? So seid Ihr uns doppelt willkommen!“ Er reichte mir die Hand zum zweitenmal und schüttelte die meinige mit großer Herzlichkeit. „Ihr seid auch Holländer?“
    „Nein, wie Ihr an meiner Aussprache hören werdet. Ich bin ein Deutscher, doch bitte ich Euch, mich ganz als Holländer zu betrachten.“
    „Das soll geschehen, wenn Ihr es wünscht, und zwar gern, Mynheer! Ist Neef Jan daheim?“
    „Ja. Er hat viel Besuch bei sich.“
    „Wen?“
    „Zunächst Nachbar Zelmst, die beiden jungen Hoblyn und Baas Jeremías. Kommen werden heute noch Zingen, Veelmar, van Raal, van Hoorst und noch einige.“
    „Ist's möglich? Da sind ja alle unsere berühmten Männer beisammen! Hat man Euch als Deutschen den Zweck dieser Zusammenkunft gesagt?“
    „Ja.“
    „Dann seid Ihr ein sicherer Kamerad und könnt mir wohl auch sagen, ob Somi eingetroffen ist bei Klaarfontein.“
    „Er war da.“
    „Gewiß?“
    „Ich selbst habe mit ihm gesprochen.“
    „Ihr habt mit nach den

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