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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn – – –“
    „Das geh', Mynheer; Quimbo gleich werd' zeig'!“
    Ehe wir ihn halten konnten, schlüpfte er zwischen uns hindurch und sprang den Berg hinab. Wir erschraken natürlich über das eigenmächtige Verhalten des Kaffern, der unsere Zurufe nicht beachtete und bald so weit entfernt war, daß er uns gar nicht mehr hören konnte. Sein Unternehmen gab nur dann Hoffnung auf Erfolg, wenn er klug genug war, sich für eine ausgestellte Schildwache auszugeben und dabei zu behaupten, daß der Zug von den Seinen noch gar nicht bemerkt worden sei. Wir konnten uns nicht über die Mittel einigen, allen schlimmen Eventualitäten zuvorzukommen, und so erreichte Quimbo die Wagenburg, noch ehe wir einen bestimmten Entschluß gefaßt hatten.
    Jetzt blieb uns nichts anderes übrig, als das Kommende ruhig abzuwarten. Was innerhalb des Wagenkranzes vorging, konnten wir nicht sehen; bald aber öffnete sich derselbe, und wir bemerkten zu unserer Freude, daß sämtliche Reiter den Platz verließen, um dem verwegenen Kaffer zu folgen, der, wie es schien, sie gradewegs zu uns führte. Nach einer Weile aber sahen wir, daß er nicht am Berg emporstieg, sondern sich am Fuß desselben hielt. Auf diese Weise kamen die Reiter unter uns vorüber und verschwanden hinter den Büschen der Berglehne.
    Ich atmete auf.
    „Quimbo ist klüger, als ich gedacht habe“, meinte van Hoorst, „und der Anführer dieser Leute ist dümmer als unser Kaffer. Ein kluger Offizier hätte die Erwarteten zu sich herabkommen lassen, wenigstens wäre er dem fremden Menschen nicht mit seinen sämtlichen Mannschaften gefolgt. Wir lassen die Pferde hier und folgen ihnen hinter den Büschen, bis ein Teil von uns an ihnen vorüber ist. Dann haben wir sie zwischen zwei Feuern, und ich will den von ihnen sehen, der uns entkommt. Bleibt Ihr hier bei den Pferden, Mynheer“, wandte er sich zu mir. „Ihr seid der einzige unter uns, welcher verwundet ist, und bessern Händen können wir unsere drei Gefangenen nicht anvertrauen!“
    Ich sträubte mich gegen diesen Beschluß; da aber alle andern demselben beistimmten, so mußte ich mich fügen. Bald waren die Boers hinter den Sträuchern verschwunden, und ich befand mich allein mit den Engländern. Diese hatten natürlich seit ihrer Gefangennahme alles beobachtet, und ihre auf mich gerichteten Blicke zeigten deutlich, was in ihnen vorging; doch sprach keiner von ihnen ein Wort, da sie annehmen mußten, daß jeder Versuch, hindernd in unser Vorhaben einzugreifen, erfolglos sein würde.
    Erst nach fast einer Viertelstunde vernahm ich einen entfernten, donnerartigen Schall, dem kurz darauf ein zweiter folgte. Der Angriff hatte begonnen. In einer nicht ganz zu besiegenden Unruhe wartete ich weiter. An einem Sieg der Boers war nicht zu zweifeln; die fremden Reiter unter ihrem englischen Anführer gehörten zu einem der Hottentotten-Jägerregimenter zu Pferd, welche man Cape mounted rifles nannte, und waren wenig zu fürchten. Meine Unruhe bezog sich nur auf Quimbo, welcher sich jedenfalls in einer nicht ganz ungefährlichen Lage befand, da er leicht das Opfer eines augenblicklichen Racheaktes werden konnte. Doch lange sollte ich diese Sorge nicht zu tragen haben, denn ich sah ihn als ersten der Zurückkehrenden in raschem Lauf aus den Büschen brechen und zu mir emporspringen.
    „Oh, Mynheer hier!“ rief er schon von weitem. „Quimbo hab' such' gut' Mynheer und nicht find'; da denk' Quimbo, Mynheer bin schieß' tot, bis Uys sag, wo Mynheer bin!“
    „Nun, wie ist's gegangen?“
    „Gut, oh, oh, ganz viel groß gut! Hottentott bin tot, all tot. Als Boers schieß', bin Quimbo schnell spring' in Busch, weil sonst England schieß' tot Quimbo. – Nun sag' Mynheer, ob Quimbo bin dumm oder ob Quimbo mach' gut sein' Sach'!“
    „Du bist ein ganz gescheiter Kerl, Quimbo, und wenn wir in die erste Stadt kommen, sollst du dafür einen Ring an deine Nase erhalten, der beinahe so groß ist, wie hier die Krempe meines Hutes!“
    „Ring in Nase? Oh, oh, Mynheer bin ein groß' viel' gut' Mynheer. Quimbo werd' sein mit Ring der schön' best' Quimbo auf ganz' Erd'!“
    Noch während dieses Gesprächs sah ich einen Teil der Boers auf den erbeuteten Pferden zurückkehren und im Galopp nach der Wagenburg sprengen, während die andern ihnen zu Fuß folgten. Es galt nur noch, sich der zurückgebliebenen Ochsentreiber zu versichern, und das war ebenso leicht wie bald geschehen.
    Dann wurde ich mit den Gefangenen geholt, wonach es an

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