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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kaffern im Anzug seien. Sofort wurden die letzten Spuren unserer Anwesenheit verwischt, und wir klommen zwischen den Farnkräutern zur Höhe, wo wir vom Rand des Kessels aus denselben nach allen Seiten mit unsern Kugeln bestreichen konnten.
    Nicht lange, so drangen, dem belauschten Plan nach, die Kaffern ein und gingen sogleich gegen den Hintergrund vor. Hier wurden sie von unsern Büchsen empfangen. Wir hatten sie so vor den Rohren, daß von zweihundert Schüssen und noch von zweihundert wohl jeder seinen Mann traf. Sie stutzten nicht, nein, sie waren augenblicklich so entsetzt, daß sie zurückprallten und nach dem Eingang stürzten, wo sie in der gleichen Weise empfangen wurden. Wir hatten Zeit, wieder zu laden. Die arme, von den Engländern aufgehetzte Schar, welche wohl aus zwei Regimentern zu je fünfzehnhundert Mann bestand, war dem Tod geweiht. Die englischen Offiziere an ihrer Spitze wußten, daß sie bei der Gefangennahme als Spione behandelt würden, daher baten sie nicht um Pardon und feuerten die auseinander stiebende Truppe vergeblich an, die Höhe zu erstürmen. Im Verlauf von nicht ganz einer Stunde war die schreckliche Arbeit getan, von welcher die Groote-Kloof noch heute das Kafferngrab genannt wird.
    Das Hauptheer hatte sich nur scheinbar nach der Kloof gewandt und war vielmehr, nur eine genügende Anzahl von Boers nach derselben sendend, hinter dem Heer der Zulus nach dem Zwarten-Rivier gegangen, dessen Tal die Zulus besetzten, ohne zu ahnen, daß es bereits vor ihnen besetzt worden sei. So kamen sie auch hier ganz unerwartet zwischen zwei Feuer, und es schien ihnen das gleiche Schicksal ihrer Genossen in der Kloof bereitet zu sein.
    Aber Sikukuni befand sich bei ihnen; genug, um wenigstens ihren Regimentern das Ansehen von disziplinierten Körpern zu erhalten. Trotz ihrer Übermacht in der Zahl wütete der Tod schrecklich in ihren Reihen; ein Rückzug war nicht möglich; sie mußten siegen oder sich ergeben, und darum wurden sie von dem wütenden Sikukuni, der jeden Widerwilligen eigenhändig niederstach, immer wieder von neuem zur Schlachtbank geführt.
    Als die Arbeit in der Kloof getan war, stieg ich mit den Meinen, von denen keinem auch nur ein Haar gekrümmt worden war, zur Ebene nieder und traf daselbst mit Jan zusammen, der die Schar kommandiert hatte, welche den Kaffern zur Kloof gefolgt war. Ich schloß mich ihm an, und nun ging es im Geschwindmarsch nach dem Zwarten-Rivier. Dort stand der Kampf noch im vollsten Schrecken.
    Wir griffen sofort in denselben ein; er bestand in einem mühevollen und ermüdenden Abschlachten der gegen uns gehetzten Scharen, und hätte wohl bis in die späte Nacht gewährt, wenn nicht ein Ereignis eingetreten wäre, welches sich für Sikukuni von den unglückseligsten Folgen zeigte.
    Eben rückte nämlich ein Regiment Zulus gegen die von Jan und mir befehligte Abteilung an, als plötzlich von da, wo Uys mit seinem Stab hielt, ein Reiter mit wehender Mähne den Angreifern entgegensprengte. Es war Somi, der es in wirklich königlichem Mut wagte, sich ihnen ganz allein entgegenzustellen. Auf seinen Wink hielt das Regiment; er ritt hart an dasselbe heran und sprach zu den Leuten. Sein Wagnis gelang. Laut jauchzend ihre Schilde und Speere schwenkend, machten sie, von ihm angeführt, Front gegen die Ihrigen. Das nächststehende Regiment hatte dies gesehen und stutzte.
    „Schnell vor!“ befahl Jan. „Gebt ihnen eine Salve, daß sie zur Erkenntnis kommen, was zu tun sei!“
    Unsere Kugeln drangen in ihre Glieder. Bei Sikukuni sicherer Tod, bei Somi Leben und Rettung – ihre Lanzen und Schilde schwingend, gingen auch sie über.
    Sikukuni mußte dies bemerken. In höchster Wut verließ er seinen Platz; stellte sich an die Spitze des nächsten Regiments und stürmte heran. Da riß Jan einen von seinem Ritt zurückkehrenden Adjutanten vom Pferd und sprang auf.
    „Jetzt wird er mein!“ rief er und stürmte von dannen, dem angreifenden Regiment grad' entgegen.
    Dasselbe war nur mit Lanze und Keule bewaffnet. Die Lanzen sausten um ihn herum; er achtete es nicht und hielt grad auf Sikukuni zu. Es war eine Reckentat, bei welcher sein Leben gegen fünfzehnhundert Leben stand. Durfte ich den mir von Uys angewiesenen Platz verlassen? Ich fragte nicht, sondern kommandierte zum Vorgehen, um wenigstens seine Leiche zu retten. Ich hielt im Sturmschritt mein Auge nur auf ihn gerichtet. Er war bei Sikukuni angelangt und holte mit dem Kolben aus; dieser parierte den Schlag mit

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