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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gemacht.
    „Oh, oh, wer komm'! Seh' Mynheer dort viel Mann?“
    Wirklich tauchte vor uns eine Anzahl von Reitern auf, welche bei unserm Anblick vorsichtig stillhielten. Der vorderste setzte ein Glas an, stieß dann einen lauten, freudigen Ruf aus und sprengte uns, gefolgt von den andern, entgegen.
    „Baas Uys!“ rief er von weitem. „Willkommen, willkommen! Ihr werdet da unten mit Sehnsucht erwartet.“
    „Neef Welten, Ihr? Was tut den Ihr hier auf der Höhe?“
    „Ich bin gesendet, den Zulus den Paß hier abzunehmen, damit Ihr mit all den andern herüber könnt. Aber Ihr kommt allein! Wo sind die übrigen, und – ist die Höhe nicht besetzt?“
    „Sie war's, von einem Dutzend Zulus; aber wir haben unter ihnen aufgeräumt. Die andern kommen nach; sie bringen einen Wagenzug voll Gewehre und Munition, den wir den Engländern abgenommen haben.“
    „Das trifft sich glücklich! Wir brauchen Pulver und haben keines. Übrigens fand auch ich weiter unten einen starken Zuluposten, doch die Leute schliefen und wurden niedergemacht. Ihr werdet die Spuren des Kampfes sehen.“
    „Wie steht es im Heer?“
    „Alles voll Mut und gutem Willen, nur fehlt der Anführer. Macht, daß Ihr hinunterkommt. Die Kaffern sind wohl an die zwölftausend Mann stark und stehen in der Nähe des Kerspaß.“
    „Sie erwarten dort den Transport, den ich den Engländern weggenommen habe. Wo halten die Boers?“
    „Eine halbe Tagereise vor ihnen.“
    „Und hier am Kleipaß?“
    „Nur einige hundert Mann, die wir umgangen haben. Sie halten links von der Mündung des Passes in den Bergen und werden euch nicht bemerken, wenn ihr sie zu vermeiden sucht.“
    „Gut. Besetzt die Höhe! Ich werde die Zulus da unten vertreiben lassen, und dann sollt ihr bald Gutes hören.“
    Der Abschied war ein kurzer; dann ging es wieder abwärts. Am Abend hatten wir den Ausgang des Passes erreicht, bekamen einen Feind weder zu sehen noch zu hören und ritten die ganze Nacht hindurch, bis wir, nach und nach durch Zuzüge verstärkt, beim Heere anlangten.
    Hier konnte ich bemerken, in welchem Ansehen meine Begleiter standen; sie wurden mit allgemeinem Jubel empfangen, und auch auf mich fiel ein Teil der ihnen gespendeten Ehre, deren Abglanz auf dem breiten Gesichte meines guten Quimbo leuchtete.
    Uys übernahm sofort die Führung des Heeres, und die zunächst von ihm getroffene Maßregel war, eine Abteilung Boers zu entsenden, um die Zulus am Ausgange des Kleipasses zu vertreiben. Dann wurde ein vorläufiger Kriegsrat gehalten, bei dem ich nicht zugegen war, aber eine Folge desselben erstreckte sich auch auf meine Person. Man hatte beschlossen, ein Detachement von zweihundert Boers zu Fuß nach der Groote-Kloof zu senden, um dieselbe noch vor den Zulus in Besitz zu nehmen, und die Führung dieser Leute sollte mir anvertraut werden. Uys fragte mich, ob ich geneigt sei, das Kommando anzunehmen, und ich sagte mit Freuden zu. Ich hatte mich in der kurzen Zeit so in die Interessen der Boers hineingelebt, daß es mir beinahe Bedürfnis war, bei ihnen bis zum Ende des Kampfes auszuharren.
    Noch vor meinem Aufbruche entdeckte mir Uys seinen Plan. Gleich nach Ankunft der eroberten Karawane sollte die Munition verteilt werden, dann wollte er die Zulus angreifen, ohne ihren Angriff abzuwarten. Vorher jedoch sollte das Tal des Zwarten-Rivier besetzt werden, und das übrige ließ sich aus dem, was ich bereits wußte, leicht ergänzen. Ich riet ihm noch, den Zulus die Nachricht zugehen zu lassen, daß sich Somi bei dem Boersheer befinde und jeden begnadigen wolle, der von Sikukuni zu ihm übergehe; dann brach ich mit meinen zweihundert auf.
    Der gute Quimbo nannte mich jetzt nicht anders als Mynheer Oberst, was ich mir aus seinem Mund gern gefallen ließ. Wir fanden die Groote-Kloof ganz so, wie sie Lieutenant Mac Klintok beschrieben hatte, und entdeckten auch den Aufstieg, den ich mit einigen erklomm, um mich von seiner Wegsamkeit zu überzeugen. Von der Höhe aus, wo jeder im voraus seinen Posten angewiesen erhielt, konnte man das Zwarten-Rivier-Tal in zwei Stunden erreichen, ein Umstand, der uns später sehr zu statten kam.
    Jetzt konnten wir nichts anderes tun, als warten. Natürlich blieben wir mit der Hauptmacht in Verbindung und erfuhren endlich nach einer vollen Woche, daß der Angriff nun vor sich gehen werde. Die Karawane war mit ihrer Begleitung glücklich angekommen.
    Zwei Tage später kehrten die von mir ausgesandten Vorposten zurück und meldeten, daß die

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