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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und mit ihm zurückzukehren. Ich konnte nichts dagegen haben.
    Als wir in Basra ankamen, suchten wir nach Mesud und fanden ihn ohne große Mühe, da die früher so bedeutende Stadt jetzt kaum noch zehntausend Einwohner hat und Menschen also nicht leicht in die Menge verschwinden können. Er hatte die Kamelhaare an den Mann gebracht, einen guten Preis erzielt und sollte das Geld morgen ausbezahlt bekommen.
    Ich ging nach dem im Norden der Stadt liegenden Hafenbassin, um mich nach einem abwärts segelnden Schiffe umzusehen, erfuhr aber zu meinem Bedauern, daß ich noch mehrere Tage warten müsse. Was während dieser Zeit anfangen? Ein im Orient Unbekannter hätte sich wohl für diese kurze Zeit mit Basra beschäftigen können, mir aber konnte dieser Ort gar nichts bieten. Da war es mir denn sehr lieb, daß die Haddedihn die Absicht hatten, nach Kubbet el Islam zu reiten, um den Manen Ibn Risaas ihre Verehrung darzubringen. Kubbet el Islam, zu deutsch Kuppel des Islam, ist nämlich der Name für Alt-Basra, welches ungefähr fünfzehn Kilometer südwestlich von Neu-Basra liegt und bis in das vierzehnte Jahrhundert zu den vier Paradiesen der Moslemim gerechnet wurde. Es spielt nächst Bagdad die bedeutendste Rolle in dem Märchen von Tausendundeiner Nacht, und hier war es, wo im vierten Jahrhundert der berühmte Ibn Risaa eine der ersten mohammedanischen Gelehrtenakademien gründete. Daher unterläßt es selten ein ‚wahrer Gläubiger‘, der sich in Neu-Basra befindet, einen Ausflug nach Kubbet el Islam zu machen, was zwar nicht erforderlich ist, aber doch als verdienstlich gilt.
    Um die Zeit zu verbringen, wollte ich diesen Ritt mitmachen, und er sollte morgen vorgenommen werden wenn Mesud das Geschäftliche vollends besorgt haben wird. Da wir auf dem Kellek gekommen waren, hatten wir natürlich keine Pferde mit, doch waren zu jeder Zeit Mietesel genug zu bekommen, unter denen sich, geradeso wie in Bagdad, viele Schimmel befinden, die sonst sehr selten sind. Darum sah ich mich nicht schon heute nach Reittieren um, ein Umstand, den wir später sehr zu beklagen hatten.
    Wir hatten uns alle in einer Privatwohnung einquartiert, welche in der Nähe des Marghil oder Kut-i-Frengi lag: so wird das englische Konsulat genannt, welches das beste Gebäude von Basra ist.
    Am nächsten Morgen begab sich Mesud zu dem Käufer seiner Wolle und erhielt das Geld ausbezahlt. Ich hatte ihn aufgefordert, dies später zu tun, weil er das Geld noch nicht brauchte und man selbst auf einem so kurzen Ausflug, wie wir ihn vorhatten, vor unliebsamen Begegnungen nie sicher ist, aber er war mir nicht folgsam gewesen. Als er zurückkam, wollte ich gehen, um die nötigen Hamir (Plural von Himar, Esel) zu mieten; da sagte er:
    „Das ist nicht nötig, Effendi. Ein freier Araber reitet nicht gern auf einem Esel, und ein so berühmter Emir, wie du bist, darf sich erst recht nicht auf so einen niedrigen Sattel setzen. Wir werden auf Pferden reiten.“
    „Hast du etwa welche besorgt?“ fragte ich ihn.
    „Ja.“
    „Von wem?“
    „Von Abd el Kahir, dem berühmten Scheik der Muntefik-Araber.“
    „Das ist allerdings ein berühmter und höchst vertrauenswerter Mann; aber es wundert mich, daß er sich auf ein solches Geschäft einläßt. Ein so hervorragender Krieger pflegt seine Pferde nicht zu vermieten.“
    „Da hast du recht. Er vermietet sie uns auch nicht, sondern er leiht sie uns umsonst, weil er sich freut, dir dienen zu dürfen.“
    „Mir? Ich bin hier fremd. Was weiß er von mir?“
    Da fiel mir mein kleiner Hadschi Halef, welcher jede Gelegenheit, mich und dabei natürlich auch sich zu verherrlichen, gern ergriff, rasch ein:
    „Wie kannst du nur so fragen, Sihdi? Hast du vergessen, was für Heldentaten wir vollbracht haben? Gibt es auch nur einen Menschen, der uns gleichzustellen ist? Wir sind die Riesen der Kühnheit und Tapferkeit, und alles, was außer uns lebt, ist Zwerg gegen uns. Unsere Namen sind durch alle Länder erklungen, und von unseren Taten wird in allen Häusern und Zelten erzählt und gesungen. Warum soll Abd el Kahir da nicht wissen, daß du der unbesiegliche Emir Kara Ben Nemsi Effendi bist, der unter meinem unüberwindlichen Schutz steht?“
    „Halef, schneide nicht auf! Es ist möglich, daß er von unsern früheren Erlebnissen einiges gehört hat; aber woher weiß er, daß wir uns hier befinden und nach dem Kubbet el Islam reiten wollen?“
    „Von mir“, antwortete Mesud. „Ich habe es ihm gesagt.“
    „Wo hast du

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