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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
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fehlte, desgleichen das Kopfkissen. An der Kopfseite war eine Leselampe angebracht.
    „Ich hoffe, Sie werden sich hier wohlfühlen“, sagte der junge Mann. „Brauchen Sie noch irgend etwas?“
    „Wenn Sie mir den Waschraum zeigen würden“, sagte Zen, und John ging voraus. Ein kurzer Quergang führte in eine kleine Halle, von der aus eine Anzahl einzelner Behausungen in den Felsen getrieben war. Durch eine fluoreszierende Beleuchtung, die alle Wände bedeckte, waren die Räume genügend erhellt. Die Farbe des Lichtes war von einem violetten Blau, das Zens Augen als angenehm empfanden.
    In dem ersten Raum, den sie betraten, vollführte eine junge Frau rhythmische Übungen zu den Klängen einer gedämpften Musik, die aus dem Nichts zu kommen schien. Zen stieß einen leisen Pfiff der Überraschung aus, als er die geschmeidigen Bewegungen des schlanken, dunkel getönten Körpers beobachtete. John lächelte und ging weiter. Im nächsten Raum las ein dicker junger Mann in einem Buch, ohne sich durch die Eintretenden stören zu lassen. Er lag bäuchlings auf dem Boden und schien sich in dieser Stellung restlos wohlzufühlen.
    Dann betraten sie einen Raum, in dem ein hagerer Jüngling, dessen Haut weiß wie Elfenbein war, mit gekreuzten Beinen vor einem Schrein hockte. Seine Züge waren so unbewegt wie die Statue vor ihm, das gleiche schwache Lächeln lag auf ihnen. Im nächsten Raum, dessen Tür offenstand, traf eine junge Frau ihre Vorbereitungen für die Nacht.
    Verwundert schüttelte Zen den Kopf. „Was, zum Teufel, bedeutet das?“ fragte er seinen Begleiter.
    John lächelte. „Sie werden bald alles erfahren. Haben Sie ein wenig Geduld.“ Er wies auf eine Tür. „Dort ist der Waschraum. Ich warte hier und bringe Sie wieder zurück, damit Sie sich nicht verlaufen.“
    Auf dem Rückweg war das junge Mädchen immer noch mit seinen rhythmischen Übungen beschäftigt, und John bemerkte Zens fragenden Blick.
    „Auf diese Weise bringen wir es zu einer perfekten Kontrolle unserer Muskeln“, erklärte er. „Jeder, der hier unten lebt, unterzieht sich diesen Übungen.“
    Als sie den kleinen Raum betraten, der Zen als Behausung dienen sollte, wählte John ein Buch aus seiner ‚Bibliothek’ und verabschiedete sich, nachdem Zen seine Frage, ob er noch etwas brauche, verneint hatte. Jetzt erst nahm Zen die Ausrüstung von den Schultern. Er packte den Geigerzähler aus, stellte zu seiner Erleichterung fest, daß das Gerät keine Radioaktivität anzeigte und legte die Maschinenpistole griffbereit, die er dem Leutnant abgenommen hatte. Dann ließ er seinen Blick über die Buchreihen wandern, bis er auf einem Namen haften blieb – Jal Jonnor. Zens Müdigkeit war vergessen. Er griff nach dem Buch und schlug es auf. Was würde er darin finden? Es war bekannt, das Jal Jonnor Bücher geschrieben hatte, aber nur wenige hatten ihn überlebt. Selbst die Kongreßbibliothek hatte keinen einzigen Band besessen.
    Zens Augen wanderten über die dem Buch vorausgeschickte Einleitung. Er kauerte sich auf das Bett, und als er zu lesen begann, versank die Umwelt für ihn:
    Einleitung Gleich zu Anfang bin ich gezwungen, eine nicht den Tatsachen entsprechende Feststellung zu treffen. Ich möchte sagen, daß die Lektüre dieses Buches geeignet ist, dem Leser ein neues Leben zu eröffnen. Es bedarf jedoch einer Erklärung, um die Unrichtigkeit dieser Behauptung zu belegen.
    Sie ist in erster Linie darum unrichtig, weil es überhaupt keinen Beginn eines neuen Lebens geben kann. Das Leben ist ein ununterbrochenes Ganzes, das sich wie die Glieder einer endlosen Kette ineinanderfügt und nicht willkürlich getrennt werden kann. Der Beginn jeden Lebens liegt Millionen Jahre zurück, so viele Millionen, daß es auf eine genaue Fixierung nicht ankommt.
    Beim Lesen dieser Worte kann also kein Leben beginnen. Auch das Attribut „neu“ in Verbindung mit „Leben“ ist unrichtig. Mögen die Gedanken und Theorien, die in diesem Buch ausgedrückt werden, auch neu und fremd erscheinen, so sind sie doch nicht neu in dem Sinne, als wären sie jetzt erst und von mir erschaffen. Sie existierten bereits, als das erste Protoplasmamolekül auf diesem Planeten in Erscheinung trat. Sie sind daher so alt wie das Leben selbst.
    Es gibt ein Gesetz, festgelegt mit dem ersten Molekül, das auf unserem Planeten entstand. Jedes Wesen kann ihm folgen oder sich von ihm abwenden, das heißt, es ignorieren. Es ist das Gesetz des Wachsens, der Entwicklung.
    Kein Gesetz

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