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fordert, daß eine Gruppe von Lebewesen dieses Planeten, oder sogar alle Gruppen, also das gesamte Leben, sich ihrer Entwicklung bewußt sind und deren höchste Stufe zu erreichen suchen. Die Möglichkeit dazu ist in jeder Lebensform gegeben; sie ist latent, entwicklungsfähig, aber nicht zwingend. Wer immer den Ruf dieser Entwicklung überhört, wer sich ihm verschließt, wer die ihm gebotenen Möglichkeiten nicht nutzt, muß den anderen weichen, die den Ruf verstanden haben und sich ihrer Verpflichtung zur Weiterentwicklung bewußt sind. In alter Zeit beherrschten die Dinosaurier den Planeten. Alle Möglichkeiten standen ihnen offen, aber sie machten von ihnen keinen Gebrauch, entwickelten sich nicht weiter.
Wo sind die Dinosaurier heute?
Das Gesetz heißt: Entwickle dich oder stirb! DIESES GESETZ GILT AUCH FÜR DEN MENSCHEN!
Der Leser möge dieses Buch also als das Elementarwerk betrachten, als den Beginn des Abenteuers, das sich der zukünftigen Entwicklung des Menschen widmet. Es ist das erste Buch seiner Art, es zeigt den Anfang eines langen Weges.
In welchem Maße du auf dem Wege vorankommst, wie weit dich das Gesetz der Entwicklung zu führen vermag, liegt fast völlig in deinem Ermessen. Wenn du guten Willens bist, wird dir Hilfe auf deinem Wege werden, manchmal, ohne daß es dir zu Bewußtsein kommt. Die neuen Wesen – die Weltraumwesen – wollen nicht, daß ihnen zu sehr geholfen wird. Aber es wird Kraft, Glaube und fester Wille von ihnen erwartet, Eigenschaften, die sich nur in dem entwickeln, der gewohnt ist, Hindernisse zu überwinden.
Der nächste Schritt nach oben, den die Rasse nehmen wird – wenn sie ihre selbstzerstörerischen Triebe besiegt – wird so gewaltig sein, daß er von allen, die ihn machen, das Äußerste an Kraft und Mut erfordert. Aber er wird, das kann schon jetzt gesagt werden, ein Schritt auf dem Weg zu einem höheren, schöneren Lebensbewußtsein darstellen.
Viel Glück – und Gott möge euch auf diesem Wege begleiten!
Jal Jonnor im Juli 1971 Geschrieben 1971, war das Buch jetzt neunundvierzig Jahre alt, rechnete Zen schnell. Der Krieg hatte 2009 begonnen, jetzt lebte man im Jahre 2020.
Wie im Fieber blätterte er weiter und wandte sich dem ersten Kapitel zu. Ihm war nicht anders, als stände er am Beginn seines Lebens, als hätten alle Ereignisse, die hinter ihm lagen, alles, was er bisher erreicht hatte, nur der Vorbereitung auf diesen Augenblick gedient, an dem sein eigentliches Leben beginnen sollte.
Schon nach den ersten zwei Seiten ließ er das Buch sinken. Was mußte Jal Jonnor für ein Mensch gewesen sein, daß er dieses Werk als Elementarbuch bezeichnete! Es begann mit mathematischen Berechnungen und graphischen Darstellungen, die schwieriger waren als alles, was Zen bisher gelesen hatte. Er versuchte, sich zu konzentrieren, aber Buchstaben und Zahlen begannen vor seinen Augen zu tanzen und zu verschwimmen, bis die Müdigkeit ihn endgültig übermannte. Das Buch entsank seiner Hand, Zen glitt fast unmerklich in den Schlaf.
Aber er schlief nicht wirklich. Nur sein Körper schlief. Er selbst war nicht identisch mit seinem Körper. Er war das Bewußtsein, das dem Körper Leben und Willen eingab. Und dieses Bewußtsein schlief nie.
Zen erwachte dadurch, daß eine Hand seine Schulter berührte.
9. Kapitel
Er erwachte wie aus einem tiefen Traum, und während er sich langsam in die Wirklichkeit zurücktastete, fühlte er, wie ein Geschehen, das ihm kürzlich widerfahren war und das von großer Bedeutung für ihn gewesen war, sich auflöste und wie ein Gespenst in grauem Nebel zerflatterte.
Es war Nedra, die neben seinem Lager stand und ihn lächelnd wachrüttelte. „Wachen Sie auf, Sie Langschläfer!“ sagte sie scherzend. „Wissen Sie auch, daß Sie achtzehn Stunden hintereinander geschlafen haben? Achtzehn Stunden sollten genug sein, selbst für einen großen Jungen wie Sie.“
Ihr Gesicht war frisch und strahlend. Sie wirkte auf Zen nicht anders, als sei sie eben einem Bad entstiegen, das ihr Blut schneller durch die Adern trieb und ihrer Haut jenen rosigen Schimmer der Jugend verlieh. „Sie sehen wunderbar aus!“ entfuhr es ihm, aber dann erinnerte er sich Johns Äußerung und setzte, ohne sie anzublicken, hinzu: „Haben Sie gut geschlafen?“
„Nicht so lange wie Sie. Nur zwei Stunden.“
„Warum nicht länger?“
„Ich brauche nicht mehr als zwei Stunden Schlaf. Sie genügen mir vollkommen.“
Zen ließ seine Blicke über das Mädchen
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