Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
Vom Netzwerk:
zu müssen“, murmelte West. „So oder so – kommen Sie – beide! Vorausgesetzt, daß der Oberst damit einverstanden ist.“
    „Sie können mich nicht zum Narren halten“, sagte Zen. „Keiner von Ihnen wäre fähig, einen anderen kaltblütig zu erschießen.“ Zens Stimme klang furchtlos, aber er war von seinen Worten keineswegs überzeugt. Warum wußte man bisher so wenig über die Weltraumwesen? Doch nur, weil nie eines dieser Wesen Verrat begangen hatte. Man konnte aus dieser Tatsache seine Schlüsse ziehen, wenn sie auch nicht so sehr erfreulich waren. Einerlei, er war nicht soweit gegangen, um jetzt wegen einer Drohung aufzugeben.
    „Also los!“ sagte er mit fester Stimme. „Gehen Sie voraus, ich halte mich hinter Ihnen.“
    West wandte sich um und ging schweigend davon. Zen tastete nach Nedras Arm, den sie ihm ohne Widerstreben überließ. So folgten sie West in die Nacht.
    „Würde es Ihnen leid tun, wenn Sie mich töten müßten?“ fragte Zen nach einer Weile.
    Nedra nickte stumm.
    „Aber es würde Sie nicht abhalten, mich zu erschießen?“
    „Nein.“
    „Hm. Ihre erste Antwort freut mich, die andere war weniger angenehm“, gab Zen offen zu.
    „Sie sprechen, als wäre Ihnen Ihr Schicksal ziemlich gleichgültig“, sagte das Mädchen.
    Zen lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. „Sie haben es erfaßt, Nedra. Es gibt Zeiten, da sehne ich mich nach dem Tode. Das Leben dort unten –“ Zen deutete in die Nacht, dorthin, wo die weite Ebene lag – „es bietet nicht mehr viel Freude. Ich drücke mich zurückhaltend aus, aber vielleicht verstehen Sie, was ich meine.“
    Nedra blieb lange stumm, dann nickte sie. „Ja, ich verstehe Sie. Es ging mir selbst nicht anders – damals!“
    „Wir sind auf dem besten Weg zur Hölle!“ stieß Zen erregt hervor. „Nicht mehr lange, und wir haben unser Ziel erreicht.“ Er wartete auf eine Antwort, aber es kam keine. Schweigend schritt Nedra neben ihm her, den Kopf gesenkt, als suchten ihre Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Erst nach geraumer Zeit sprach sie wieder.
    „Hier entlang, bitte!“ West war stehengeblieben und erwartete sie. Sein Schatten stand groß und schlank gegen den nächtlichen Himmel. Er gab Zen einen Wink und marschierte voran in den alten Tunnel, der kerzengerade in die Flanke des Berges führte.
     
8. Kapitel
     
    „Ist hier die Zentrale?“ fragte Zen.
    „Gewiß“, sagte Nedra.
    „Wie kommt es, daß Cal und seine Leute Sie nicht gefunden haben?“
    „Sie haben keine Ahnung von unserer Existenz“, erklärte Nedra. „Zu ihrem Glück, kann man sagen. Es gibt Gründe, die es ihnen wenig wünschenswert erscheinen lassen würden, den Tunnel je zu betreten.“
    „Er ist gesichert?“ wollte Zen wissen. „Wodurch? Falltüren oder ähnliche Scherze?“
    „Mit solchen vorsintflutlichen Maßnahmen geben wir uns nicht ab“, sagte West stolz. „Wir haben andere Mittel. An zwei Stellen des Tunnels sind Hochfrequenzgeneratoren unsichtbar eingebaut. Wer sie ahnungslos passiert, macht sehr unangenehme, ich möchte sagen, bedrückende Erfahrungen. Ein furchtbares Angstgefühl packt ihn und läßt ihn nicht wieder los.“
    „Ein Generator, der Furcht erzeugt?“ fragte Zen ungläubig.
    West nickte. „Genau das!“
    „Eine furchtbare Waffe!“ murmelte Zen, und West gab seiner Befriedigung mit einem breiten Grinsen Ausdruck. Dann kam Zen ein Gedanke, der ihn elektrisierte. „Haben Sie nie an andere Verwundungsmöglichkeiten gedacht? Im Kriege, beispielsweise! Wenn man einen solchen Generator baute, der mit seinen Strahlen große Gebiete beeinflußt, muß es möglich sein, ganze Divisionen, vielleicht sogar ganze Armeen in Panik zu versetzen.“ Zens Stimme klang erregt. Er wußte, daß die Wissenschaftler nach neuen Waffen suchten, um diesen grausamen Krieg zu beenden. Hatte der Zufall ihn auf die Lösung des Problems stoßen lassen?
    „Es wäre leicht möglich“, gab West nach kurzem Nachdenken zu.
    „Weiß die Regierung von diesen Generatoren?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Von wem stammt die Erfindung?“
    „Niemand weiß es genau“, erwiderte West. „Die allgemeine Ansicht schreibt Jal Jonnor die entscheidenden Experimente zu, die zur Verwirklichung der Idee führten.“
    „Jal Jonnor“, wiederholte Zen, und dann schwieg er. Jonnors Name war zur Legende geworden, zur Legende jener Zeit, als es Riesen auf der Welt gab, Geistesriesen, die sich in ihrem Denken über alle herkömmlichen Begriffe erhoben hatten. Statt

Weitere Kostenlose Bücher