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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
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Fallschirmjäger hier haben.“
    „Sind Sie nicht ein wenig zu voreilig, Oberst?“ fragte Nedra. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ihre vorgesetzte Stelle auf die Anforderung eines Fahnenflüchtigen reagiert.“
    „Lassen Sie das, Nedra“, winkte West ab. „Ich werde versuchen, die Wünsche des Obersten zu erfüllen.“ Er ging auf die Biegung des Tunnels zu und blieb erstarrt stehen, als Metall vor ihm klirrte. Eine Felstür öffnete sich, einer der asiatischen Soldaten stand mit schußbereitem Gewehr vor ihnen. Hinter ihm erschien ein zweiter Mann. Die Mündungen ihrer Gewehre waren auf West gerichtet.
    Zen hob die Arme, weder West noch Nedra bewegten sich. Mit vorgehaltenen Waffen trieben die Soldaten die drei in die große Halle, wo der Leutnant sie erwartete.
    „Ist das einer von ihnen?“ fragte der Leutnant Cal und deutete auf West.
    „Er ist es“, erwiderte Cal. „Er ist der Führer der Bande hier. Es ist der Mann, den Sie suchen.“
    Erleichterung zeigte sich in den Zügen des Leutnants. Er rief zwei der Soldaten zu sich und bat West höflich, aber bestimmt, sich abseits zu stellen.
    Zu Nedra und Zen sagte er in barschem Befehlston: „Ihr beide zu den anderen! Mit dem Gesicht zur Wand!“ Und zu den Posten: „Bei der geringsten verdächtigen Bewegung schießt ihr!“
    Immer mehr Gefangene wurden in das große Gewölbe gebracht. Cal, Jake und Ed blickten sich triumphierend um. Der Leutnant sprach mit West, aber Zen hatte den Eindruck, daß er auf etwas Bestimmtes wartete. Schließlich waren etwa vierzig Bewohner des Berges in der Halle versammelt, die Mehrzahl von ihnen junge Männer von kaum zwanzig Jahren. Man sah ihnen an, daß sie verwirrt und überrascht waren, aber sie blieben wie auf Verabredung stumm.
    „Sind das alle?“ hörte Zen den Leutnant fragen.
    West zählte umständlich und nickte. „Ja, es fehlt niemand.“ Er sprach mit fester Stimme, und der Leutnant schien seinen Worten Glauben zu schenken. Zen hingegen wäre jede Wette eingegangen, daß West nicht die Wahrheit sprach. Der Leutnant nickte zufrieden und wartete mit über der Brust gekreuzten Armen.
    Ein Soldat betrat hastig die Halle, grüßte und machte eine Meldung. Und in der gleichen Sekunde wußte Zen, worauf der Leutnant gewartet hatte.
    Cuso, der asiatische Führer, ein großer, breitschultriger Mann mit Fäusten, die einen Ochsen fällen konnten, betrat hinter dem Soldaten das Gewölbe. Kraft und Selbstvertrauen gingen von ihm aus, und Zen verstand, warum Cuso als Leiter des gegen die Vereinigten Staaten gerichteten Unternehmens gewählt worden war.
    Der Leutnant nahm Haltung an, Cuso winkte unwirsch ab. Dann unterhielten die beiden sich in dem singenden Tonfall ihrer Sprache, und der Leutnant deutete wiederholt auf West. Ein Lächeln der Genugtuung trat auf die Züge Cusos, und er winkte West zu sich.
    Der Mann mit dem zerfurchten Gesicht kam langsam näher und blieb kerzengerade vor dem Asiaten stehen. Vergeblich wartete Cusp darauf, daß West ihm einen Gruß erwiese oder gar, wie es die Sitten von Cusos Heimat erforderten, vor ihm auf die Knie sank. Ein zynisches Lächeln umspielte die Lippen des Asiaten. Zen zweifelte keine Sekunde, daß Cuso den anderen ohne ein Wort niedergeschossen hätte, wäre es ihm nicht darauf angekommen, wichtige Informationen zu gewinnen.
    „Ich habe viel von Ihnen gehört“, sagte Cuso langsam. Für einen Asiaten sprach er ein recht gutes Englisch, wie Zen feststellte. „Ihre Worte sind eine Ehre für mich“, erwiderte West. „Ich wüßte dennoch gern, aus welcher Quelle Ihre Kenntnisse stammen.“
    „Wir haben unsere Quellen“, erwiderte Cuso ausweichend.
    „Spione?“ fragte West. „Natürlich haben wir Spione“, sagte Cuso mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Ihnen haben wir unsere Kenntnisse allerdings nicht zu verdanken.“
    „Also Hellsehern?“ wollte West wissen. Zu Zens Überraschung nickte Cuso strahlend, als habe West ihm ein Kompliment gemacht. Zen schüttelte ungläubig den Kopf. Es war ihm nicht unbekannt, daß auch die amerikanischen Dienststellen Versuche mit Hellsehern unternommen hatten, um auf diese Weise Tatsachen über die Feindbewegung zu erhalten. Wie die Versuche ausgegangen waren, entzog sich allerdings Zens Kenntnis. Er war trotzdem verblüfft, daß der Gegner zu denselben Mitteln, anscheinend durchaus mit Erfolg, gegriffen hatte. „Hellseher“, wiederholte West sinnend. „Ich hatte es vermutet.“
    „Interessant“, nickte Cuso, und sein

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