300 Fragen zur Saeure-Basen-Balance
Krankheitsentstehung hat. Allein die Experimente, Untersuchungen und Selbstversuche von Ragnar Berg belegen vielfach, dass eine basenreiche Kost gesunderhaltend wirkt.
Nach Bergs Tod interessierten sich die Forscher lange nicht mehr für das Thema. Erst die Professoren Thomas Remer, Friedrich Manz und Jürgen Vormann belebten es in jüngerer Zeit mit neuen Forschungen und sammelten weltweit Studien zu den Auswirkungen säure- oder basenüberschüssiger Kost.
INFO
Ragnar Berg – Begründer der basenüberschüssigen Kost
Carl Gustav Ragnar Berg wurde am 1. September 1873 in Göteborg geboren und starb am 31. März 1956 im deutschen Borstel. Von Beruf Chemiker, kam er 1896 nach Deutschland, um hierzu arbeiten und zu forschen. Er kehrte erst 1945 nach Schweden zurück.
Als Wissenschaftler arbeitete er in seinen Labors mit außerordentlicher Gründlichkeit, und zwar täglich zwischen 11 und 16 Stunden. Ein wesentlicher Teil seiner Erkenntnisse stammt aus monatelangen, akribisch durchgeführten Selbstversuchen. Seine Untersuchungen waren ungewöhnlich breit und tief; nicht viele Institute seiner Zeit konnten sich damit messen.
Der sympathische, kämpferische Forscher trug viel zur Aufwertung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel in Deutschland bei; er selbst soll täglich zwei Kartoffelmahlzeiten genossen haben. Berg betonte immer die Wichtigkeit einer vielseitigen und ausgewogenen Ernährung. 1911 entwickelte er seine »Basentheorie«: Er war nach vielen Forschungen zu der Erkenntnis gelangt, dass alle Nährstoffe nur dann optimal ausgenutzt werden können, wenn gleichzeitig ein Basenüberschuss zugeführt wird. Er empfahl daher, mit der täglichen Nahrung fünfmal mehr Basen als Säuren zu sich zu nehmen – viel Obst und Gemüse, dazu als Hauptkohlenhydratlieferant Kartoffeln – und den Verzehr von Fleisch, Eiern, Getreide und Hülsenfrüchten einzuschränken. Er selbst war kein Vegetarier und sagte, dass sowohl Mischkost als auch vegetarische Kost Basenüberschuss aufweisen könne.
Ragnar Berg wurde oft missverstanden, indem man ihm unterstellte, er empfehle eine drastische Einschränkung der Eiweißzufuhr. Im Zentrum seiner Empfehlungen stand aber der Basenüberschuss in der Nahrung, denn er ging davon aus, dass Eiweiße besser abgebaut werden, wenn die übrige Nahrung basenüberschüssig ist. Er warnte sogar vor einer »Säureangst«: Die Ernährung solle lediglich im Durchschnitt einen Basenüberschuss aufweisen, aber dieser brauche nicht in jeder Mahlzeit, nicht einmal an jedem Tag erreicht zu werden. In der Regel sollten aber tierische Produkte, Getreideprodukte und Hülsenfrüchte nur Beilagen sein.
Die basenüberschüssige Kost wurde in Deutschland ab etwa 1920 populär. Hierzu wurden die 1913 erstellten Tabellen von Ragnar Berg von Laien und Ärzten fleißig genutzt. Obwohl sich manche Anschauungen Bergs als nicht haltbar erwiesen haben, ist sein Ansatz der basenüberschüssigen Kost mittlerweile bestätigt worden.
Warum ist Eiweiß so säurebildend?
Eiweiße enthalten Aminosäuren. Beim Eiweißabbau entstehen Sulfate (Salze der Schwefelsäure) und Phosphate (Salze der Phosphorsäure), die sauer verstoffwechselt werden. Die Eiweiße werden im Magen durch Salzsäure denaturiert, also für die Verdauungsenzyme vorverdaut, bevor sie im Zwölffingerdarm abgebaut werden. Salzsäure wird in der erforderlichen Menge aus Natriumchlorid (Kochsalz), Wasser und Kohlendioxid gebildet. Die Eiweißverdauung erfordert viel Salzsäure, und deshalb entsteht im Blut eine Basenflut. Denn: Im gleichen Maße, wie nun Salzsäure entsteht, entsteht auch ein basisches Salz: Natriumbikarbonat (siehe > ). Je mehr Eiweiß konsumiert wird, desto mehr Salzsäure muss bereitgestellt werden, und entsprechend größer wird die Menge der Basen (Bikarbonat), die im Blut zirkulieren. Bei hohem Basenspiegel im Blut geht aber ein Teil der Basen – hier des Bikarbonats – durch die Nieren verloren, die den pH-Wert des Bluts regulieren. Damit verliert der Organismus Basen. Eiweiß regt nicht nur die Säurebildung an, sondern kostet zusätzlich regulierende körpereigene Basen. Und Basenverlust ist vielen Forschern zufolge das Hauptproblem der Übersäuerung.
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Andere Länder, andere Ernährung
Die Inuit in der Arktis verzehren mehr tierisches Eiweiß als jedes andere Volk der Welt. Gleichzeitig nehmen sie bis zu 2000 mg Kalzium pro Tag zu sich. Dennoch haben sie eine der höchsten Osteoporoseraten (siehe > ) der Welt! Frauen des
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