300 - Unter Mutanten
miteinander zu tuscheln, doch der Wulfane zeigte sich nicht beeindruckt. »Warum sollte dich das zu unserem Freund machen? Du bist nicht besser als die Maulwürfe.«
»Nicht alle Menschen sind Feinde. Nur die Unterirdischen«, mischte sich ein weiterer Wulfane ein. »Du hast doch gehört, was G-13 gesagt hat, Tesso.«
»Das habe ich, Kruzzar.« Zum ersten Mal schien Tesso in seiner Meinung zu wanken.
»Die Technos sind auch meine Feinde«, behauptete Friedjoff. »Sie haben alles zerstört, was ich mir mühsam aufgebaut habe. Und sie haben mich gefoltert und verstümmelt! Ich will sie nicht so einfach davonkommen lassen.«
»Was willst du tun?«, fragte Kruzzar.
»Ja, was?«, fauchte ein Nosfera neben dem Wulfanen.
»Ich bin Kauffahrer. Die meisten meiner Schiffe befinden sich derzeit auf See und haben die Zerstörung Ambuurs überstanden. Mit ihnen kann ich alles besorgen, was wir brauchen. Waffen. Vorräte.« Und mit einem Blick auf den Nosfera fügte er hinzu: »Blut.«
Er wusste zwar noch nicht, wie er das bewerkstelligen sollte, aber das würde sich finden. Viel wichtiger war, dass die Mutanten ihm zuhörten. Ihm glaubten. Also setzte er nach und hielt eine flammende Hassrede.
O ja, er konnte sehr überzeugend sein. Eine Fähigkeit, die sein nutzloser Sohn von ihm geerbt hatte. Mit jedem Satz, den er sprach, lauschten die Mutanten aufmerksamer.
»Ich werde nicht eher ruhen, bis der letzte Techno tot im Dreck liegt!«, schloss er seine Ansprache. »Bestrafen wir sie für die Qualen, die sie uns zugefügt haben. Schließen wir ein Abkommen und zahlen es den Unterirdischen heim. Aber zuerst…« Er senkte die Stimme. »Zuerst müssen wir uns diese Stadt unterwerfen!«
***
Gegenwart, Juli 2527
»Ich bringe ihn um!«, sagte Xij zum mindestens achten Mal.
Matt wusste nicht, was er noch erwidern sollte. Die Diskussion zog sich nun schon eine gute halbe Stunde hin. Also wiederholte er alte Argumente. »Ich verstehe das nicht! Erst hattest du Panik, deinem Onkel über den Weg zu laufen, und jetzt, wo du weißt, dass er hier ist, gibt es nichts, was dir wichtiger ist?«
»Er hat meinen Vater umgebracht! Er hat mir seinen Sohn auf den Hals gehetzt.« Xij schüttelte den Kopf. Offenbar ging es ihr wieder schlechter. Schatten durchzogen ihr käsiges Gesicht. »Er ist ein Mörder!«
»Und? Bringt es deinen Vater zurück, wenn du deinen Onkel umbringst?« Hilfesuchend sah Matt erst zu Lissa, dann zu Kalleins und Gunner. Die waren jedoch damit beschäftigt, die Maserung der Tischplatte zu studieren. »Ich kann deine Gefühle ja verstehen, Xij«, fuhr er fort. »Trotzdem müssen wir Prioritäten setzen. Hast du es nicht begriffen? Die Technos hier können dir nicht helfen. Wir müssen weiterreisen und eine andere Lösung finden.«
»Hast du es nicht begriffen? Es gibt keine andere Lösung!«
Matt atmete tief durch. »Ich mache mir Sorgen um dich. Ich will, dass du lebst. Der Kerl ist der Turmherr der Barbaren! Glaubst du, du kommst so einfach an ihn heran? Vergiss es, Xij, das ist viel zu gefährlich.«
»Gefährlich? Spinnst du? In ein paar Wochen bin ich tot ! Was habe ich da noch zu fürchten? Meinen Oheim gestraft zu haben, würde mir meine letzten Tage wenigstens noch etwas versüßen.«
Matthew drosch mit der flachen Hand auf den Tisch und sprang auf. »Himmel noch mal, ich brauche dich! Ich will dich nicht auch noch verlieren. Ist das denn so schwer zu begreifen?« Er wandte sich ab, als er spürte, wie ihm Tränen in die Augen schossen. Plötzlich brachen all die Erinnerungen an die letzten Wochen wieder auf. Mühsam kämpfte er das Gefühl der Verzweiflung nieder. »Entschuldige. Ich wollte dich nicht anschreien.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte sie wesentlich ruhiger. »Ich muss mich entschuldigen. Es ist egoistisch von mir, nur an meine Rache zu denken.«
Matt seufzte erleichtert auf.
Xij legte die Hand vor den Mund und räusperte sich. »Habt ihr so etwas wie eine Toilette?«, fragte sie Lissa mit belegter Stimme. »Mir geht's gerade nicht so gut. Ich will euch nicht die ganze Bude vollkotzen.«
»Klar, komm mit«, sagte Lissa.
Eine knappe Minute später kehrte die Technofrau alleine zurück. »Sie lässt sich entschuldigen. Sie sagt, sie braucht einen Augenblick, um wieder zu Kräften zu kommen.«
Matt nickte. Hoffentlich fiel ihnen wirklich bald eine Lösung für Xij ein. »Gut, dann lasst uns jetzt bereden, wie wir die Evakuierung am sinnvollsten durchziehen. Wie viele Menschen leben im
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