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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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spärlichem Haarwuchs.
    »Das ist der Turmherr der Barbaren«, flüsterte Kalleins, als könne der Mann auf der anderen Seite der Kamera sie hören.
    »Scheiße«, hauchte Xij.
    Matt drehte sich zu ihr um. »Was denn?«
    »Der Kerl da! Das ist mein Oheim.«
    ***
    Ambuur, September 2519
    Als die Mutanten kamen, konnte Friedjoff Begger gerade wieder halbwegs aufrecht gehen. Noch immer wütete der Hass in ihm. So, wie nun die Nosfera, Wulfanen und Guule in Ambuur wüteten.
    Hass auf Xanthippe, dieses verfluchte Gör, das ihn die Manneskraft gekostet hatte.
    Hass auf Thodrich, seinen unnützen Spross, der nach wenigen Wochen mit gesenktem Haupt nach Hause zurückgekehrt war, ohne das Mädchen gefunden zu haben. Als könne ein Mensch einfach so verschwinden!
    Hass auf Soontje, mit der das Unheil überhaupt erst angefangen hatte. Warum hatte er sich mit diesem dummen Weib eingelassen? Jetzt, wo Fiites Tochter verschwunden war und die Erbschaft nicht antreten konnte, führte Soontje die Geschäfte der Kauffahrer - und dadurch niemand anderer als er selbst. Aber war der Reichtum den Verlust der Klöten wert?
    Und nun drohte er sogar das zu verlieren, wofür er so teuer bezahlt hatte.
    Die Tür zu seinem Büro flog auf und Waltemahr stürzte herein. Der Mann mit den Segelohren und dem Silberblick gehörte zu Friedjoffs treuesten Vertrauten. Das lag vor allem daran, dass er dämlich wie ein toter Fisch war und alles tat, was man ihm auftrug.
    »Die Mutanten ham bald das Haus erreicht!«, brach es aus ihm hervor.
    »Kannst du nicht anklopfen?« Auch in schwierigen Zeiten durfte man erwarten, dass einem das Fußvolk Respekt erwies.
    »Äh… natürlich. Entschuld…«
    »Stammel nicht herum. Berichte!«
    »Jawohl. Die Nosfera sin fast da. Sie fall'n über alle Menschen her, die sie finden. Massakrieren jeden. Saugen ihn aus und lassen den Rest den Guulen.«
    »Wie lange noch?«
    »Fünf Minuten. Höchstens zehn.«
    »Bewaffne die Männer. Sie sollen…«
    »Nein, Herr«, erdreistete sich Waltemahr zu widersprechen. »Es sin zu viele. Wir ham keine Chance gegen die.«
    Friedjoff überlegte. Wahrscheinlich hatte sein Lakai sogar recht. Darüber, dass er sich Widerworte erlaubt hatte, würden sie später noch reden müssen. Er sah sich in Fiites ehemaligem und nun seinem Arbeitszimmer um. Sein Blick blieb an der Holzverkleidung neben dem Schreibtisch hängen. Dahinter befand sich ein kleiner Vorratsraum. Da Fiite häufig bis spät in die Nacht gearbeitet hatte und die Köche nicht bemühen wollte, wenn er Hunger bekam, hatte er das Lager eingerichtet. Seine lächerliche Rücksichtnahme gereichte Friedjoff nun zum Vorteil.
    »Hol ein paar Männer zusammen. Sie sollen zu mir kommen. Sofort!«
    »Was is mit Soontje Begg-«
    »Ist sie ein Mann?«
    Waltemahr schien ernsthaft darüber nachdenken zu müssen. Dann sagte er: »Nein, aber…«
    »Mein Befehl lautete: Männer. Und jetzt geh. Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt.«
    Der Vertraute nickte und verließ eilig das Büro. Friedjoff öffnete die Wandverkleidung und wartete. Nur wenige Minuten später stürmten sieben Personen in den Raum, darunter sein Sohn Thodrich.
    Auf den Versager hätte ich gut verzichten können!
    Dennoch wies er ihn nicht zurück.
    Schreie ertönten aus dem Erdgeschoss. Die Mutanten waren da!
    »Rein mit euch!«, befahl Friedjoff. »Rasch!«
    Als er die Tür zuschwingen ließ, sah er gerade noch, wie Soontje ins Büro gehastet kam. Blut rann ihr aus den Haaren über die Stirn.
    »Friedjoff! Was bin ich froh!« Die anfängliche Erleichterung in ihrer Stimme verwandelte sich schnell in Entsetzen, als sie bemerkte, dass ihr Geliebter sie nicht in sein Versteck mitnehmen wollte. »Warte! Du kannst doch nicht -« Sie rannte auf die Tür des Lagerraums zu, stolperte über eine Bodenvase und fiel. »Friedjoff!« Sie streckte den Arm nach ihm aus und sah ihn anklagend an.
    Da rastete die Tür ein. Dass im gleichen Augenblick die Mutanten ins Büro stürmten, konnte Friedjoff schon nicht mehr sehen. Aber hören! Das Stampfen der Schritte, Soontjes schrilles Geschrei, das Schmatzen und Schlürfen.
    Niemand auf der sicheren Seite der Tür sagte ein Wort. Sie wagten kaum zu atmen.
    Sie warteten. Und warteten.
    Einen Tag, zwei, dann eine Woche.
    Gelegentlich verließen sie den Lagerraum, wenn sie sich gewiss waren, dass ihnen draußen niemand auflauerte.
    Den Großteil seiner Zeit verbrachte Friedjoff Begger am Fenster hinter einem schweren Vorhang, an dem er vorbeilugte.

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