300 - Unter Mutanten
, ausgestrahlt hatte.
Als Kalleins, Lissa und Gunner, ein muskulöser Kerl mit jungenhaftem Grinsen und vernarbtem Gesicht, ihren Unglauben überwunden hatten, nahm der Bunkerleiter den Faden wieder auf. »Wir befinden uns im ständigen Partisanenkampf gegen die Mutanten. Und die Barbaren! Die sind fast noch schlimmer als die Guule. Eigentlich wollen wir nur die Insel verlassen, aber das gelingt uns aus eigener Kraft nicht.«
»Verstehe«, sagte Matt. »Der Anschlag auf das Holstentor war Teil eures Kampfes.«
Kalleins runzelte die Stirn. »Wie meinst du das? Ich dachte, ihr hättet es mit dem Panzer beschossen!«
Matt und Xij wechselten einen überraschten Blick. »Warum sollten wir das tun?«
»Ein Ablenkungsmanöver für die Rettungsaktion.«
»Die nie geplant war«, erinnerte ihn Matt. »Aber wenn ihr nicht verantwortlich seid, wer ist es dann?«
»Ich weiß es nicht. Wir hatten zwar auch schon selbst erwogen, die Vier Türme zu sprengen und einige hochrangige Mitglieder der Clans zu töten, konnten die Pläne aber nie verwirklichen. Das Hoolstentor ist außerdem gut bewacht. Wir hätten niemals die Gelegenheit gehabt, Sprengsätze zu deponieren.«
»Vier Türme?«, fragte Xij nach.
»Seit die Mutanten hier sind, hat sich in Lybekk ein völlig verdrehtes Herrschaftssystem etabliert«, erklärte Kalleins. »Nosfera, Wulfanen, Barbaren und Guule teilen sich die Macht, wobei die Leichenfresser eine untergeordnete Rolle spielen. Bei ihrer Ankunft sahen sie es vermutlich als Zeichen des Schicksals an, dass die Stadt über vier Kirchtürme verfügt.«
»Ich dachte, es wären sieben«, sagte Xij.
»Drei der Kirchen sind als Folge der Ambuur-Explosion eingestürzt. Ich sagte ja: ein Zeichen des Schicksals. So belegte jede Gruppierung einen Turm und bestimmte ihr Oberhaupt, den Turmherrn. Sie gebieten über die Geschicke der Stadt und treffen sich zu regelmäßigen Sitzungen im Hoolstentor, ihrem Ratssitz.«
»Die Mutanten machen mit den Barbaren gemeinsame Sache?«, wunderte sich Matt.
Kalleins lachte auf. »Die Menschen sind sogar schlimmer als die Mutanten, denn unter ihnen gibt es kriminelle Subjekte, die aus dem Krieg gegen uns Profit ziehen.«
Die Tür öffnete sich und ein Techno reckte den Kopf herein. »Die Drohne ist jetzt in der Nähe des Hoolstentors.«
Gunner sah Matt an. »Als sich die Explosion ereignete, starteten wir sofort eine fliegende Kamera. Als wir euren Panzer entdeckten, planten wir um. Jetzt aber hat die Drohne den Ratssitz erreicht. Ich würde gern sehen, was genau dort geschehen ist.«
Sie standen auf, überquerten den Gang und betraten einen Raum voller Monitore. Auf einem Sessel saß ein gut dreißigjähriger Techno, eine Fernbedienung in der Hand und den Blick starr auf einen Bildschirm gerichtet.
»Hey, vorsichtig mit dem Ding, Alksanner!«, rief Gunner, kaum dass sie sich hinter dem Mann aufbauten. »Wir haben nicht mehr allzu viele davon.«
»Das sagt grad der Richtige«, brummte der Angesprochene und konzentrierte sich wieder auf die Steuerung.
Der Monitor zeigte das Holstentor - oder Hoolstentor, wie es heute hieß. Noch immer qualmte es an verschiedenen Stellen, Flammen konnte Matt allerdings nicht entdecken.
»Unglaublich!«, ließ Kalleins hören. »Da gibt es mehrere Explosionspunkte. Da hat sich jemand verdammt viel Mühe gegeben.«
»Geh mal näher ran«, forderte Lissa.
»Pass auf!«, rief Gunner. »Da sind Nosfera.«
Auf dem Monitor tauchte die Klinge eines langen Säbels auf. Alksanner konnte im letzten Augenblick ausweichen.
Matt sah zwei Barbaren, die aufgeregt miteinander redeten. »Kann das Ding auch Ton übertragen?«, fragte er.
»Hörst du was?«, fragte Gunner zurück.
Mit einem Mal kippte das Bild. Das Holstentor und einige Mutanten rasten vorbei. Der Boden kam näher und näher.
Alksanner fluchte. »Etwas muss die Drohne getroffen haben.«
»Anfänger«, schimpfte Gunner. »Versuch es mit einer…«
Den Rest des Satzes sparte er sich, denn in diesem Moment schlug die Kamera auf. Der Monitor zeigte den Himmel, ein winziges Stückchen des Holstentors und eine Rauchsäule. Gegen die Sonne tauchte ein Mann auf, von dem man zunächst nur die Silhouette erkennen konnte. In der Hand hielt er eine Schusswaffe. War er derjenige, der die Drohne aus der Luft geholt hatte?
Er beugte sich über das Gerät, das sich auf die neuen Lichtverhältnisse einstellte und die Züge des Mannes nun deutlich zeigte. Ein feistes Gesicht mit Doppelkinn und
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