302 - Wo der Wahnsinn regiert
waren zu Labors umfunktioniert worden und in jedem Raum waren mindestens zwei Mitarbeiter.
»Faszinierend«, merkte Matt an, als er die Ausstattungen der Labore sah. Vieles schien direkt aus dem japanischen Bunker gerettet zu sein, anderes wirkte wie die Sammlung eines Retrologen. Offensichtlich scheute der nachgemachte König Ludwig keine Kosten und Mühen, um Geräte anzukaufen.
»Rudowigu ist der Chefarzt, wenn man es so nennen mag«, sagte Xij. Auf ihrem Gesicht lagen rote Flecken und ihre Augen strahlten. »Er allein hat die Mittel und das Wissen, um eine Chemotherapie durchzuführen. Aber er sagt, er müsse mich vorher noch gründlich untersuchen, um die Behandlung auf mein Krankheitsbild abzustimmen.«
»Auch die anderen sind fähige Ärzte«, ergänzte Stefaan. »Sie haben sich zum größten Teil auf übliche Krankheiten und Verletzungen spezialisiert, auf einige Seuchen, die es hier in der Gegend gibt, und auf Kampfwunden aller Art. Es gibt sogar eine Abteilung, die Prothesen herstellt.«
Matt schwirrte der Kopf. Was er sah, überzeugte ihn. Sie hatten tatsächlich einen Ort gefunden, an dem Xij adäquat behandelt und vielleicht sogar geheilt werden konnte.
Er wandte sich an sie. »Frag Rudowigu, was er für deine Behandlung haben will.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Wir könnten auch einige Dinge aus dem Panzer entbehren.« Er überlegte, ob er den Scanner anbieten sollte, der in einer Klinik sicher Verwendung finden würde, zögerte aber. Das Gerät hatte jede Menge nützlicher Funktionen.
Rudowigu und Xij redeten eine Weile. Xij stieß ein Seufzen aus. »Er treibt mich zum Wahnsinn«, murmelte sie und stützte sich an einer Wand ab.
Matt entging nicht, wie blass sie geworden war. »Was ist denn?«
»Er scheint an Geldmitteln nicht interessiert zu sein, rückt aber nicht mit der Sprache heraus, was er stattdessen haben will. Stattdessen meint er, es wäre schon spät und wir könnten morgen weiterreden.«
»Also gut.« Matt fand, dass Xij eine Pause nicht schaden würde. Ihn beruhigte die Aussicht, dass sie endlich einen Erfolg verbuchen konnten. Egal, wie verrückt Rudowigu sein mochte, seine medizinische Ausrüstung war außergewöhnlich gut. Zumindest ein Teil des Schlosses schien durch ein kleines Kraftwerk oder Trilithiumkristalle versorgt zu werden und verfügte über Strom. Wenn es möglich war, Xij zu heilen, dann an diesem Ort.
Stefaan teilte ihnen zwei prachtvolle Zimmer zu, und der Diener mit der Kapuze erschien erneut, um Matt und Xij Essen auf hölzernen Tabletts zu bringen.
Als Matt noch einmal nach ihr sehen wollte und über die Verbindungstür in ihr Gemach ging, fand er Xij bereits tief schlafend vor. Von dem Wisaaubraten in Brabeelensoße hatte sie nichts angerührt.
***
Yuna saß noch immer auf der Bank und spürte die warme Nachtluft, als ein Schatten über sie fiel. Sie schreckte zusammen und sah angstvoll auf. Er war es.
Er bedeutete ihr, mitzukommen, und sie gehorchte, wie sie es immer tat seit den Geschicken am Kratersee.
In einer kleinen Kammer im unteren Geschoss deutete er auf einen Tisch, auf dem ein silbernes Tablett mit einer Pille lag.
Yuna wünschte sich weit fort. Wie in Trance griff sie nach der Pille, schluckte sie ohne Wasser hinunter und sah Rudowigu angstvoll an. Der König fixierte sie, ohne zu blinzeln. Geduldig wartete er, bis das Implantat in ihrem Hals stimuliert wurde und die Stimmbänder freigab.
Yuna hob flehend ihre Hände und sank auf die Knie. »Bitte. Ich weiß, was du vorhast, aber tu es nicht. Benutz die Fremden nicht dafür.«
Rudowigu tat, als habe sie nichts gesagt. »Ich will ein Bild von ihr. Ich weiß, dass du noch welche versteckt hast. Hol eines davon. Am besten ein Neueres.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, bitte, das kannst du nicht verlangen.«
Rudowigu legte die Hand auf seinen Oberbauch und verzog das Gesicht. »Ich kann noch ganz andere Dinge tun, und das weißt du. Bring mir das Bild, oder ich sorge dafür, dass dein Wille ebenso gebrochen wird wie der deines Mannes.«
Resignierend schloss sie die Augen. Sie hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen. Wenn sie ihm das Bild nicht freiwillig brachte, besaß er Mittel, sie zu zwingen. Sie selbst hatte in den Laboratorien an der Entwicklung verschiedener Wahrheits- und Manipulationsdrogen mitgewirkt.
»Ich hasse dich!«, stieß sie hervor. Verzweifelt sprang sie auf, um zu holen, was er von ihr verlangte.
***
Xij schreckte aus unruhigen, viel zu intensiven
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