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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sah, schien Xij sich gut zurechtzufinden. Vielleicht gab es eine Eule in ihrer Ahnenreihe, dachte Matt in einem Anflug irrationalen Humors.
    »Da hinten geht ein Gang ab«, flüsterte Xij. »Meine Nase sagt mir, dass hier mal Bären gelebt haben, aber sie sind lange fort. Vielleicht ist das ihre Winterhöhle.«
    Matt roch überhaupt nichts, aber er vertraute Xij in dieser Hinsicht. Er kniff die Augen zusammen und erkannte den von ihr erwähnten Gang, der halb von Geröll verschüttet war. Offensichtlich war die Höhle instabil. Na klasse – vom Regen in die Traufe.
    » Sehen wir es uns an«, gab Matt zurück. »Vielleicht gibt es einen zweiten Ausgang.«
    Xij zog eine kleine Stablampe aus ihrem Rucksack, stellte sie auf die niedrigste Intensität und beleuchtete den abführenden Tunnel. Von Tieren war nichts zu sehen. Weder Knochen, noch Kot oder Spinnennetze versperrten den Weg. Der Gang war hoch und breit genug, dass man darin aufrecht gehen konnte.
    Matt packte sich Hana wieder auf die Schulter. »Geht es da weiter?«, fragte er leise.
    »Sieht so aus.«
    Sie verharrten und hielten den Atem an. Von draußen hörten sie ein Heulen, wie auch Hana es ausgestoßen hatte. »Sie sind ganz nah«, raunte Matthew.
    In dem Moment hörten sie eine Stimme von draußen. Xij übersetzte den grauenhaften bayerischen Dialekt: »Durchsucht auch die Höhlen!«
    »Weiter!«, zischte Matt. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Nun, zumindest schien es mehrere Höhlen zu geben; das würde die Verfolger eine Weile beschäftigen.
    Xij eilte voraus und Matt hatte Mühe, mit Hana zu folgen. In dem engen Gang stellte sie ein logistisches Problem dar. Er stieß sich mehrfach schmerzhaft den Ellbogen, unterdrückte aber jeden Laut.
    »Es gibt einen Ausgang!« Xij drehte sich aufgeregt zu ihm um. »Ich spüre einen Luftzug.« Dann wurden ihre Augen groß. »Matt, sie kommen! Ich höre ihre Schritte! Sie sind gleich im Gang!«
    Er ließ Hana ab. Ihm war eine Idee gekommen.
    »Was hast du vor?«, fragte Xij besorgt, als er den Driller aus dem Holster nahm. »Du willst doch nicht...«
    Matt zielte an die Decke. »Hast du einen anderen Vorschlag?«
    In diesem Moment tauchte hinter der letzten Gangbiegung ein Mann mit Wolfsmaske auf.
    »Zurück! Hier stürzt gleich alles zusammen!«, rief Matt auf Deutsch, bevor er schoss. Er sah, wie der Mann zurückprallte und Fersengeld gab. Das laute Krachen des Schusses ließ seine Ohren klingeln und übertönte die Rufe der Gegner.
    Noch hielt die Decke, aber als Matt das nächste Explosivgeschoss in das Gestein jagte, brach sie herab. Ein krachendes Tosen setzte ein, als Tonnen von Gestein sich lösten und polternd in die Tiefe rutschten.
    Matt wich hastig zurück und zog Hana mit sich. Xij half ihm. Sie nahmen das Mädchen an Händen und Füßen. Im Zurückblicken sah Matt, dass der Gang komplett verschlossen war. Allmählich legte sich das Getöse.
    »Hoffen wir, dass die Barbaren den zweiten Ausgang nicht kennen oder zumindest nicht vor uns dort sind«, sagte Matt düster. »Wir sollten uns beeilen.«
    Sie waren bereits an zwei Abzweigungen vorbeigekommen und Xij hielt sich weiterhin geradeaus. Matt hoffte, dass sie wusste, was sie tat. Auch, dass ihre Vermutung stimmte, die Höhle sei unbewohnt.
    »Was unternehmen wir wegen der Virenkugel?«, fragte sie.
    »Vielleicht weiß Hana mehr darüber«, entgegnete er. »Als ich vorhin den Namen Rudowigu erwähnte, konnte ich die Angst in ihren Augen sehen. Jede Wette, dass sie einige unschöne Wahrheiten über ihn weiß.«
    Er sah auf das Mädchen hinab. Es hatte von Xijs Stab eine dicke Beule am Hinterkopf davongetragen und sah nicht so aus, als würde es in Kürze wieder zu sich kommen.
    Trotzdem behielt Matt Hana im Auge. Sein Kinn schmerzte zu empfindlich, um sich ein zweites Mal überraschen zu lassen.
    Nach einer Weile mussten sie verschnaufen, und Matt sah mit einem unguten Gefühl, wie Xij eine von Rudowigus Pillen einnahm. Er war sich nicht mehr sicher, dass das Mittel ihr auf Dauer wirklich half. Vielleicht brannte es nur ein Strohfeuer ab, nach dem es Xij dreckiger ging als zuvor.
    Schweigend setzten sie ihren Weg im Licht der Lampe, das die Wände des Höhlenganges in einen bläulichen Schimmer tauchte, fort. Sie wechselten in einen abzweigenden Gang, von dem Xij behauptete, hier einen Luftstrom zu spüren.
    Matt blickte zur Decke und staunte über die Vielfalt, die sich ihnen plötzlich bot. Tropfsteine ragten ihnen entgegen wie die Stoßzähne

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