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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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»Rudowigus zweite Lüge«, murmelte er. »Was bei Orguudoo hat der Kerl vor?«
    Nun war es an Xij, fragend zu schauen. »Was meinst du?«
    Er berichtete ihr von der Analyse der angeblichen Amnesiekugel. »Irgendetwas ist an dieser Sache mehr als faul«, schloss er. »Wir müssen Hana wecken. Für was auch immer Rudowigu sie braucht, ich glaube nicht, dass er ihr damit einen Gefallen tun will.«
    Xij kniete sich neben das Mädchen. »Sie muss jeden Augenblick aufwachen.« Vorsichtshalber legte sie ihr eine Hand über den Mund.
    Matt beugte sich zu ihr hinab. »Hier ist es zu riskant. Bringen wir sie zu PROTO, da sind wir sicher.«
    Xij schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, sie wacht gleich auf. Es sei denn...« Sie nahm die Hand weg und machte Anstalten, ihr einen neuerlichen Schlag unter das Kinn zu versetzen.
    Matt stoppte sie. »Was tust du denn? Du kannst doch nicht –«
    Weiter kam er nicht. Xij schrie neben ihm auf, als unvermittelt Hanas Knie hochzuckte und sich in ihren Bauch bohrte. Ehe Matt reagieren konnte, rollte sich das Mädchen zur Seite und sprang auf die Beine. Schlimmer aber war der Schrei, den es dabei ausstieß und der vermutlich das ganze Dorf aufwecken würde.
    Im nächsten Moment hatte Matt sie gepackt – und kassierte einen Schlag ins Gesicht. Hanas Faust donnerte auf seine Lippe und ließ ihn Blut schmecken. Er ignorierte den Schmerz. Seine Hand schnellte vor und verschloss Hanas Mund. Ihr Schrei wurde zu einem Wimmern heruntergedämpft.
    Doch er hatte Hemmungen, das Mädchen hart anzupacken, und als es sich plötzlich fallen ließ, konnte Hana seinem Griff entgleiten. Er versuchte sie festzuhalten, aber sie war so wendig und gelenkig wie eine Katze. Wenigstens konnte er ihr den Weg ins Dorf versperren, wo jetzt erste Rufe laut wurden. »Hana, bitte hör mir zu«, sagte er eindringlich. »Wir kommen von Rudowigu und...«
    Falsche Wortwahl!
    Hana schrie erneut auf. Ihr Gesicht verzerrte sich in Angst. Sie warf sich herum und hetzte panisch davon.
    »Warte doch!« Auch Xij war inzwischen wieder auf den Beinen, auch wenn sie sich noch schmerzlich den Bauch hielt.
    Sie nahmen die Verfolgung auf. Matt fluchte innerlich. Sie konnten weder den Driller noch Xijs Nadler einsetzen, der nur noch tödliche Giftpfeile enthielt.
    Die Sechzehnjährige war schnell. Sie hatte den Vorteil, sich oft im Wald zu bewegen und sich hier bestens auszukennen. Wer wusste, wie lange sie schon bei den Barbaren lebte?
    Im Dorf ertönte ein Horn.
    »Mist!«, entfuhr es Xij.
    Matt dachte dasselbe. Nachdem sie den öligen Graben durchquert hatten, würden sie noch für eine ganze Weile eine deutliche Spur hinterlassen. Ihre einzige Chance war es, so schnell wie möglich PROTO zu erreichen. Er warf einen Blick in die Richtung, in der er den Panzer wusste. Zu dumm, dass Hana von ihm fort rannte.
    Hinter sich hörten sie bald Männerstimmen, aufgeregte Rufe und harsche Befehle. Kein Zweifel: Man hatte ihre Spur gefunden.
    Vor ihnen stieß Hana ein helles Heulen aus. Es klang wie das eines Wolfes. Für Matt nur ein weiterer Beweis, dass sie schon länger bei den Barbaren lebte – und ein sicheres Mittel, den Rest des Lupa-Clans auf sich aufmerksam zu machen.
    Verbissen versuchte Matt, sein Tempo zu steigern und Hana einzuholen, doch noch immer hatte sie einige Schritte Vorsprung. Da flog etwas an Matt vorbei. Er wich aus und erwartete, von Pfeilen beschossen zu werden. Doch es war Xijs Kampfstab, der an ihm vorbeizischte – und Hana am Hinterkopf traf.
    Sie fiel wie ein gefällter Baum. Matt packte sie, warf sie sich über die Schulter und sah Xij an, die den Stab wieder an sich nahm. »Wir müssen zum Panzer!«
    Xij schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Die Barbaren haben uns längst den Weg abgeschnitten. Wir brauchen ein Versteck.«
    Wieder hörten sie Rufe, dieses Mal schon viel näher. Der Lupa-Clan war ihnen dicht auf den Fersen. Matt gab Xij ein Zeichen, leise zu sein. Sie eilten weiter, so schnell es ging. Matt, der durch die Last gehandicapt war, sah sich fieberhaft nach einem Versteck um. Linker Hand ragte eine Felswand auf. Xij lief voraus und winkte ihm zu. Offenbar hatte sie etwas entdeckt. Sie half Matt, die bewusstlose Hana in einen schmalen Felsspalt zu zerren, der sich rasch weitete.
    »Eine Höhle«, flüsterte Xij kaum hörbar, zog den Nadler aus dem Rucksack und gab Matt den Driller zurück. »Hoffen wir, dass sie unbewohnt ist.«
    Während Matt nach dem hellen Mondlicht innerhalb der Höhle nur vage Umrisse

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