Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
308 - Ein Planet wird vermisst

308 - Ein Planet wird vermisst

Titel: 308 - Ein Planet wird vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
überhaupt ein flugbereites Raumschiff? Das riecht nach verschwendeten Steuergeldern!« Die Medienfrau erhob sich. »Ich kümmere mich darum. Mit etwas Geschick werden sich die Umfragewerte für die Regierung bald drastisch verschlechtern. Vielleicht setzt sich die Präsidentin auf diese Weise sogar selbst ab und erleichtert uns die Arbeit.«
    ***
    Asgan Pourt Tsuyoshi stand gerade unter der Dusche, als sein Türsummer erklang. Noch halb nass, ein Handtuch um die schmalen Hüften geschlungen, öffnete er und sah Uniformierte des Sicherheitsmagistrats vor sich, die das Emblem der Raumfahrtbehörde an der rechten Schulter trugen.
    »Kommandant, wir holen Sie zur Einsatzbesprechung ab. Bitte kleiden Sie sich an und begleiten Sie uns«, sagte einer der beiden.
    Asgan Pourt stellte keine Fragen. Er nickte lediglich und ließ den Mann und die Frau ein. An seinem begehbaren Schrank musste er ganz nach hinten greifen, um die Uniform hervorzuholen.
    Ähnliche Szenen spielten sich gleichzeitig an verschiedenen Stellen in Elysium ab. Die Pilotin Leda Raya Braxton zeigte sich ziemlich ungehalten, da sie gerade im Begriff gestanden hatte, auszugehen. Sie sah gar nicht ein, ein dezenteres Outfit zu wählen.
    Navigatorin Dace Melody hatte sich bereits im Bett befunden, aber nicht allein, was eine kurze Szene nach sich zog, bevor ihr Liebhaber wütend verschwand.
    Der Orter Valdis Angelis hingegen zeigte sich über die Abwechslung erfreut; er hatte sowieso nichts Besseres zu tun, weil er schon seit längerer Zeit keine Verabredung mehr gehabt hatte.
    Sinosi Gonzales und Mariann Braxton befanden sich beide gerade auf derselben Trainings- und Schulungseinheit und waren dank ihrer soldatischer Disziplin in weniger als fünf Minuten fertig.
    Dexter Wangs Aufenthaltsort allerdings war unbekannt. Die Uniformierten fanden eine verwaiste Wohnung vor, die genauen Aufschluss über die Leidenschaft ihres Bewohners gab: vollgestopft mit Technik und Konstruktionsplänen, nur wenige Möbel, kaum Persönliches und so gut wie keine Lebensmittel oder Klamotten.
    Man konnte annehmen, dass Dexter seine Umgebung kaum wahrnahm, aber das Gegenteil war der Fall, und genau deswegen gehörte er zu den Auserwählten.
    »Wie machst du das nur, dich immer rechtzeitig zu verdünnisieren?«, hatte ihn ein Thekenkumpel einmal gefragt, weil es schon öfter vorgekommen war, dass er sich für einige Zeit »absetzen« musste, um nicht zu einer ungeliebten Arbeit herangezogen zu werden.
    »Ich weiß nicht«, hatte Dexter geantwortet. »Ich spüre es irgendwie. Wie ein Rackel, der zur Impfung muss.«
    An diesem Abend jedenfalls hatte Dexter Wang auf einmal ein alarmierend mieses Gefühl verspürt. Er fuhr alle Systeme herunter, schlüpfte in Reisethermokleidung, griff nach dem stets fertig gepackten Rucksack und verschwand durch den Notausgang.
    Dexters Problem war jedoch: Wohin sollte er gehen? Richtige Freunde hatte er nicht – falls er mal ansatzweise so etwas wie einen Freund fand, vergrätzte er ihn früher oder später wieder mit seinem Hang zu seltsamen Streichen, die niemand witzig fand außer ihm. Familie... nun, das war ein anderer, aber um keinen Deut besserer Fall. Frühere Freundinnen würden ihn sofort ausliefern, nur um ihn loszuwerden.
    Er zog also von Kneipe zu Kneipe, um zu überlegen, welche Bleibe ihm ausreichend Schutz bieten konnte. Dabei erhielt er zahlreiche Ratschläge; schließlich bekamen auch die übrigen Stammgäste nicht zum ersten Mal mit, dass Dexter »auf der Flucht war«, und man klopfte ihm gutmütig auf die Schulter und beschied ihm: »Das bisschen Arbeit wird schon nicht so schlimm sein.«
    »Doch! Diesmal ist es ernst, sehr ernst!«, beteuerte Dexter. »Ich kann mich nicht einfach verdrücken und abwarten. Wenn sie mich finden, bin ich weg, für immer. Spurlos verschwunden.«
    Freundliches Kopfnicken und aufmunterndes Lächeln zeigten ihm, dass niemand ihm glaubte. Einige wandten sich auch mit rollenden Augen ab, und als er nicht zur Ruhe kam, gab der Mann hinter dem Bartresen einem der Rausschmeißer ein Zeichen.
    »Lass ihn doch«, warf ein älterer Stammgast besänftigend ein, als der Hüne Dexter am Kragen packte. »Der arme Kerl hat vor Jahrzehnten einen großen Verlust erlitten und den Schock nie richtig überwunden. Er war damals noch ein Kind.«
    »Aber genau darum geht es doch!«, rief Dexter. »Das war erst der Anfang...« Im nächsten Moment wurde er hinaus befördert. Die Tür schloss sich abweisend hinter ihm. Dexter

Weitere Kostenlose Bücher