Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
308 - Ein Planet wird vermisst

308 - Ein Planet wird vermisst

Titel: 308 - Ein Planet wird vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
wiedergegeben hatte, wozu sie aufgrund ihres hervorragenden Gedächtnisses durchaus in der Lage war, hatte der Schamane dem marsianischen Volk den Tod prophezeit.
    ***
    Mai
    Die Versammlung fand am Tage in einem öffentlichen Konferenzraum statt, wie man sie überall in Elysium stundenweise als neutrale Plattformen für Verhandlungen mieten konnte. Unverfänglicher und unauffälliger konnte eine konspirative Sitzung nicht sein. Niemand würde ahnen, dass sich hier die Führungsspitze von ProMars traf.
    Nicht einmal ihre eigenen öffentlichen Sprecher wussten genau, wer dazugehörte. Man hatte aus dem letzten Desaster, das beinahe die gesamte Gruppierung zerstört hätte, gelernt. ProMars trat weiterhin in der Öffentlichkeit auf, das war unvermeidlich, um das Volk auf seine Seite zu ziehen, aber die Verantwortlichen blieben von nun an hinter der Bühne, vom Vorhang verdeckt, und agierten nur noch aus dem Untergrund. Und ihre Zusammensetzung oder vielmehr Berufung war keineswegs zufällig.
    Sie benötigten zum Großteil nicht einmal Tarnidentitäten. Diese Zusammenkünfte als Handels- und Wirtschaftstagungen zu deklarieren, war nachvollziehbar.
    »Wir müssen uns darüber beraten, wie schnell wir die Regierung übernehmen können«, sagte ein Mann, der als Großhändler Seltener Erden und Erze tätig war. »Wie ist es denn um Leto Jolar Angelis bestellt? Immerhin war er Militärpräsident, er wird das Amt wieder antreten, sobald wir zuschlagen. Können wir einen Vorteil daraus ziehen?«
    »Mein Verbindungsmann im Sicherheitsmagistrat arbeitet daran«, antwortete ein Mann, dessen Unternehmen Sicherheitssysteme konstruierte und vertrieb. »Er glaubt einen Weg gefunden zu haben, Leto für unsere Zwecke benutzen zu können.«
    Eine Medienfrau beugte sich vor. »Was macht Sie so sicher, dass er für unsere Zwecke eingesetzt werden kann? Er hat sich zwar nie öffentlich geäußert, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit uns sympathisiert.«
    »Der Sicherheitsmagistrat untersteht ihm. Und den brauchen wir auf unserer Seite, sonst sieht es schlecht aus«, lautete die Antwort. »Deshalb sind wir dabei, den Magistrat noch mehr zu unterwandern.«
    Niemand sprach über den Putsch an sich; derjenige, der das Los gezogen hatte, arbeitete sicher daran. Es war ein Risiko, nicht zu wissen, wie genau die Absetzung der Regierung erfolgen sollte, doch zu viele Mitwisser bildeten ein noch höheres Risiko. Sie mussten alles auf eine Karte setzen und entsprechend ab Punkt X planen.
    »Also muss Leto Angelis für uns gewonnen werden, damit er das Amt als Militärpräsident wieder übernimmt, aber in unserem Sinne handelt«, sagte eine andere Frau, die im Baugewerbe tätig war. »Seine Kinder wären vielleicht kein schlechtes Druckmittel. Dann brauchen wir den Sicherheitsmagistrat hinter uns, in dem bereits Überzeugungsarbeit geleistet wird. Sobald dies geschehen ist, werden wir die Umsiedlung der Waldleute in Reservate in Angriff nehmen, um die sofortige Nutzung der Wälder voranzutreiben. Und schon haben wir das Baugewerbe auf unserer Seite.«
    »Und wir werden Neuwahlen ansetzen, da wir offiziell nur die Übergangsregierung bilden«, setzte ein Kapitalverwalter fort. »Das Volk soll so informiert werden, dass es uns das Vertrauen ausspricht. Die Neuwahlen werden wir entsprechend gestalten. Außerdem werden alle Fabriken und Werften auf den beiden Monden geschlossen, das Material zur Wiederverwertung zum Mars transportiert und dann das letzte Shuttle zerstört. Wir werden neu anfangen, ohne störende Einflüsse von außen, und dieses Häusergeklüngel wird ebenfalls ein Ende haben, allen voran das der Tsuyoshis.«
    Der Fabrikant für Sicherheitssysteme sprang plötzlich auf, entschuldigte sich und verschwand im Nebenraum, der für ungestörte Gespräche gedacht war. Gleich darauf kehrte er zurück, seine Miene drückte Beunruhigung aus.
    »Ich habe gerade einen wichtigen Anruf erhalten. Wie es aussieht, wird demnächst eine weitere Cortex-Einheit ins All gebracht, um die Auflösung des Tiefenteleskops zu verbessern. Als Grund wird eine ungewöhnliche Messung im tiefen Raum genannt, der man nachgehen möchte.«
    Die anderen waren sofort alarmiert. »Wollen die etwa die Station auf dem Erdmond reaktivieren?«
    »Offenbar nicht, sonst würden sie nicht diese zusätzliche Einheit installieren. Das kann im Gegenteil nur bedeuten, dass die ursprüngliche dritte Einheit auf dem Erdmond nicht verfügbar ist.«
    »Warum haben die

Weitere Kostenlose Bücher