308 - Ein Planet wird vermisst
der Wasserung – der Zeitstrahl war nur über Meeren und Seen aktiv – dank des Peilsenders orten, zusammensetzen und mit Stahlseilen an der Unterseite festmachen, um den Konverter zum Flächenräumer zu bringen. Dort aufgesetzt, sollte er die Magnetfeldlinien des Südpols, die sich mit der Erdachse verschoben hatten, wieder zum Flächenräumer umleiten, damit dieser aufgeladen werden konnte – für einen einzigen Schuss auf ein Wesen, das offenbar in der Lage war, Planeten zu fressen.
Endlich war es so weit und Leto funkte zur Mondstation, dass der Konverter in nunmehr siebenunddreißig Tagen aufgelesen werden konnte. Dort war man erleichtert über die Nachricht, denn die neuesten Bilder des Virtuellen Cortex waren nicht gerade beruhigend. Neptun war quasi nicht mehr vorhanden, und die Störungen, die die Präsenz des Streiters anzeigten, ließen nach. Das bedeutete, er bewegte sich weiter.
***
Die Nahrungsaufnahme war beendet.
Satt, aber nicht befriedigt machte er sich daran, seinen Weg fortzusetzen. Die Materie des Gasplaneten hatte zwar seinen vordergründigen Hunger stillen können – nicht aber den tiefer sitzenden nach der Substanz des Wandlers.
Das Signal seines Jagdhunds , des Finders, kam eindeutig vom dritten Planeten des Systems. Dazwischen gab es noch weitere Planeten: Gasriesen und Steinklumpen, heiße und kalte Welten und unzählige Monde. Dazu einen Gürtel von Asteroiden zwischen den äußeren und inneren Planeten.
Kein außergewöhnliches System. Das, was es begehrenswert machte, wartete auf dem dritten Planeten auf ihn. Je früher er dort war und seinen wahren Hunger stillen konnte, desto besser. Aber ohne die Abkürzung durch ein Schwarzes Loch, dessen Ausgang er nur ungenau bestimmen konnte, würde es noch etwas dauern. Einen Wimpernschlag, in kosmischen Maßstäben gemessen. Einen winzigen Aufschub, den er dem Wandler zugestand.
Der Streiter machte sich auf den Weg. Nichts und niemand würde ihn aufhalten können...
***
September
Leto wartete, bis die Erfolgsmeldung hereinkam. Der Konverter war dem Zeitstrahl übergeben worden, alles verlief nach Plan. Die Mondstation erhielt die positive Bestätigung und traf entsprechende Vorbereitungen. Die Hoffnung, inzwischen den Kontakt zu Matthew Drax herstellen zu können, hatte sich bisher nicht erfüllt, doch Vogler und Clarice sahen noch keinen Grund zur Sorge.
Auf alle Fälle wollten sie sich auch nach den Überresten der CARTER IV umsehen, um das bislang ungewisse Schicksal der Besatzung zu klären. Sie gingen nicht davon aus, dass jemand das Unglück oder die Zeit danach überlebt hatte, aber Leto wollten wenigstens den Hinterbliebenen eine Nachricht überbringen können.
Nun war es wieder einmal Zeit für eine Ansprache. Anders als Maya, die bei diesen öffentlichen Erklärungen immer einen Eiertanz absolvieren und sich für ihre Entscheidungen rechtfertigen musste, hatte es Leto als Militärpräsident leichter. Noch leichter sogar als beim letzten Mal. Diesmal würde er nicht um die Zuneigung und das Verständnis des Volkes buhlen, sondern Tatsachen mitteilen, die nicht diskutiert wurden.
Wie man es auch betrachten wollte – der Mars befand sich im Krieg, nämlich mit dem Streiter, und damit waren alle demokratischen Mechanismen ausgeschaltet. Und das machte Leto deutlich.
Das marsianische Volk erfuhr nun, unterlegt mit den Cortex-Aufzeichnungen, von der Existenz des Streiters. Leto verwies alle Verschwörungstheoretiker auf ihre Plätze, indem er die Tatsachen ungeschönt darstellte, keine Überzeugungsarbeit leistete und es dem Volk überließ, ihm zu glauben.
So erfuhren die Bürger also auch von der AKINA und ihrer Mission, von der Reaktivierung der Mondstation und der Absicht, wieder in Kontakt zur Erde zu treten.
Leto gab zwei Begründungen für das Vorgehen ab. Zum einen war nicht ausgeschlossen, dass der Streiter auch über den Mars herfallen würde. Zweitens wären die kosmischen Auswirkungen katastrophal, sollte die Erde zerstört werden. Durch den Wegfall ihres Schwerefeldes würde der rote Schwesterplanet mit großer Wahrscheinlichkeit aus seiner Umlaufbahn geworfen und ebenfalls untergehen.
Ganz abgesehen davon konnte es das marsianische Volk keinesfalls zulassen, dass die Vorfahren auf der Ursprungswelt ausgelöscht würden, denn sie alle waren Menschen, besaßen denselben genetischen Stamm.
Leto ließ zum Ende seiner Rede absichtlich Pathos einfließen; gerade in diesen Tagen war das emotional überforderte
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