308 - Ein Planet wird vermisst
sondierte das Wasser, stellte fest, dass der Riesenfisch sich verzogen hatte, und unternahm einen zweiten Versuch. Gleich darauf stand er ein wenig unsicher auf der schwankenden Dreiecks-Insel und sah sich um. Seine Bewegungen waren ungelenk und langsam, doch er würde sich bald umgewöhnen; dafür hatte er lange trainiert. Er befestigte die Schleppseile und gab dann das Zeichen.
Das Shuttle zog an und Sinosi jauchzte dort unten, als ihm die Gischt entgegenschlug. Durch den geschlossenen Anzug war er geschützt; er testete sein Gleichgewicht und wurde zusehends geschickter.
Sie luden das Teil am verlassenen Strand ab, Sinosi ging an Bord und sie flogen zur zweiten Mission. Auch diesmal verlief alles glatt, doch beim dritten Teil stellten sich Schwierigkeiten ein. Es war von einer Gruppe walähnlicher Wasserwesen »adoptiert« worden, die es in die Mitte genommen hatten und nicht willens waren, das funkelnde Teil wieder herzugeben. Immerhin hielten die Gummiballons der Belastung stand... noch, denn die Wale besaßen auf dem Oberkopf ein halbes Dutzend etwa einen halben Meter langer Stacheln, mit denen sie die Rettungsinsel anstupsten.
Mariann versuchte sie durch Flugmanöver zu vertreiben, ging auf Sturzflug, flog scharfe Kehren und dicht über sie hinweg, doch das machte die großen Meeressäuger nur wütend. Sie schoben sich zusammen und begannen mit den Fluken aufs Wasser zu schlagen, dass es schäumte.
»Wir dürfen nicht riskieren, dass sie das Teil beschädigen!«, warte Vogler.
»Vielleicht hilft es, wenn ich sie ein bisschen kitzle«, schlug Sinosi vor, verankerte sich unterhalb des Shuttles und zielte mit einem Thermostrahler auf die Stachelwale. Den ersten Beschuss spürten sie dank ihrer isolierenden Speckschicht kaum, jedenfalls reagierten sie nicht, doch irgendwann zeigten die fortwährenden Nadelstiche Wirkung. Sie drehten ab und tauchten.
Sinosis Anzug musste seine Wasserdichtigkeit beweisen, als er daran ging, die Schleppseile zu befestigen, denn aus zwei Ballons entwicht die Luft und das Teil war an einer Seite schon gute zwei Meter unter die Wasseroberfläche gesunken. Als er es endlich geschafft hatte, machte er, dass er aus dem Wasser kam.
Vogler und Clarice zogen ihn hastig an der Sicherungsleine nach oben, an der er wie ein Fisch am Haken hing.
Nach dieser Aktion hatte der Marsianer vorerst genug von Abenteuern und stellte fest, dass er mit so viel Wasser ganz und gar nichts anfangen konnte.
Nachdem sie alle drei Teilstücke an den Strand gebracht hatten, begannen sie mit präzisen Manövern des Shuttles, diese zusammenzusetzen. Das war Zentimeterarbeit und dauerte entsprechend lange. Nachdem die Dämmerung eingesetzt hatte, aktivierten sie die Scheinwerfer und arbeiteten weiter, bis auch die letzte Verbindung hergestellt und gesichert war.
Als das Shuttle wieder aufstieg, hing der Konverter wie eine flache Käseglocke an seiner Unterseite. Die Flugsteuerung war nun nicht mehr so einfach, vor allem konnten keine schnellen Manöver mehr durchgeführt werden.
Sie machten sich auf die weitere Suche nach Maddrax – und den Überresten der CARTER IV.
Die Tachyonenortung hatte bislang keine Ergebnisse gebracht; Clarice fragte sich bereits, ob das Gerät vielleicht defekt war. [2] Also verlegte sie sich auf das Abhören des irdischen Funkverkehrs, der jedoch äußerst spärlich war und auch keinen Aufschluss über Matts Verbleib gab.
»Wir müssen es weiter versuchen«, riet Vogler, »eine andere Wahl haben wir nicht.«
»Ihr könntet über Funk eine Suchnachricht herausgeben«, schlug Mariann vor.
»Besser nicht«, lehnte Clarice ab. »Matt – oder Maddrax, wie er hier genannt wird – ist ein Mann mit vielen Feinden, die nur zu gern wüssten, wo er sich aufhält.«
»Er hat auch hier Feinde?«, kam die erstaunte Frage. Auf dem Mars galt Matthew Drax als »der Barbar, der das Unheil über den Planeten gebracht hatte«.
»Wie man’s nimmt«, antwortete Vogler grinsend. »Meistens hält er sich dort auf, wo gerade alles zusammenbricht.«
»Um den Zusammenbruch zu verhindern«, ergänzte Clarice schnell. »Meistens jedenfalls.«
»Dann sollten wir ihn vielleicht im Zentrum des größten Chaos suchen?«
»Gute Idee«, sagte Clarice. »Nur kann ich momentan keines ausmachen. Geben wir uns noch zwei Tage Zeit. Wenn wir Matt bis dahin nicht gefunden haben, müssen wir es auf eigene Faust am Südpol versuchen. Der Oktober ist schon fast herum und der Flächenräumer wird einige Zeit
Weitere Kostenlose Bücher