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309 - Die Rache der Hydriten

309 - Die Rache der Hydriten

Titel: 309 - Die Rache der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern Sascha Vennemann
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den Zugang. Sie waren noch relativ jung und sahen etwas lädiert aus. Ihre Kleidung war zerrissen und mit unzähligen Flicken gestopft, Ketten und Metallgegenstände waren daran geheftet, ihre Haare standen teilweise in alle Richtungen von Kopf ab.
    Der Assassine wusste, wann es nach Ärger roch, und hier war es definitiv der Fall.
    Einer von ihnen, offenbar der Anführer, trat auf ihn zu und rief ihm etwas zu. Die Laute klangen weich und nachgiebig gegenüber den harten Schnalz- und Knacklauten der Hydritensprache, aber die Gestik des Jungen schien auf eine ganz andere Intention hinzuweisen. Die erhobenen Arme, der wackelnde Kopf... Ur’gon musste sich schon sehr irren, wenn es sich dabei nicht um eine Drohung handelte.
    Schnell überschlug der Hydrit seine Optionen. Gegen die Überzahl, die noch dazu mit primitiven Waffen wie Eisenrohren, Messern und Prügeln bewaffnet war, rechnete er sich in seinem Zustand eine sechzigprozentige Chance aus. Kein guter Schnitt. Also fliehen? Aber dazu musste er zuerst durch die Reihen der Gegner brechen.
    Er versuchte sich an den weiteren Straßenverlauf zu erinnern. Nur wenn es ihm gelang, ständig die Richtung zu wechseln, konnte er sie abhängen. Wenn ihn nicht alles täuschte, kreuzten mehrere Querstraßen den Verlauf. Mit einem gekonnten Sprung über das Geländer...
    Sie ließen ihm keine Zeit für weitere Überlegungen. Auf den Befehl ihres Anführers hin rückten die Menschen zusammen und machten mehrere Schritte auf ihn zu, versperrten die Treppe in voller Breite. Dabei streckten sie ihre Waffen nach vorn und machten Drohgebärden, als wollten sie ein wildes Tier im Zaum halten.
    Viel mehr bin ich für sie auch nicht, ging es dem Hydriten durch den Kopf. Wenn sie mich erwischen, schlagen sie mich tot wie eine waidwunde Muräne. Ich brauche eine Ablenkung...
    Unauffällig aktivierte er die Mini-Armbrust, die in den rechten Arm seines Anzugs eingearbeitet war. Dann hob er in einer beschwichtigenden Geste die Arme. Als er sie auf halber Höhe verharren ließ und die Flossenflächen nach außen drehte, ahnte niemand, dass er sie damit in die optimale Schussposition brachte.
    In schneller Folge spritzten die Bolzen aus der Öffnung im Anzug und hagelten in den Oberschenkel eines der Weibchen. Es ging aufstöhnend in die Knie. Die anderen Lungenatmer zuckten zusammen, ließen den Assassinen für einen Moment aus den Augen.
    Das war Ur’gons Chance. Er ging in die Knie, sprang von der sandigen Treppenstufe ab und klammerte sich an das Geländer, das den Kellerzugang zur Straße hin begrenzte. Seine Fußflossen fanden Halt an den Gitterstäben. Erneut drückte er sich ab und schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung über den halbhohen Metallzaun.
    Hinter ihm begann die Frau infernalisch zu brüllen. Die Männer schrien sich gegenseitig an. Der Assassine hörte es, während er die Straße hinab rannte. Noch bevor er die erste Kreuzung erreicht hatte, erklang das Poltern von Stiefeln auf dem Straßenbelag aus festgestampfter Erde und Geröll. Sie kümmerten sich nicht um die Verletzte – sie folgten ihm! Damit hatte er gerechnet, und als er einen Blick zurückwarf, wunderte es ihn nicht, dass es die stärkeren und ausdauernden Männer waren, die ihm nachsetzten. Sie brüllten unablässig Worte, die ihn wohl zum Anhalten bringen sollten.
    Ur’gon hoffte inständig, dass ihre Rufe keine anderen Barbaren auf den Plan bringen würden. Die Gegend sah nur spärlich bewohnt aus, und oft hatte er die Erfahrung gemacht, dass es die Menschen gar nicht scherte, was vor ihren Behausungen vor sich ging. Sie klappten viel eher die Läden zu, als dass sie zum Schwert griffen.
    Eine schmale, mit Unkraut bewachsene Gasse öffnete sich zu seiner Rechten. Sie sah nicht danach aus, als würden dort oft Menschen verkehren.
    Hinein! Und dann gleich die nächste Möglichkeit zum Richtungswechsel nutzen; dort vorne. Hinter der nächsten Häuserecke sehen sie mich nicht mehr...
    Flink wie ein Gerul huschte Ur’gon zwischen den eng aneinander stehenden Häusern hindurch. Er erwartete, nach diesem Manöver wieder auf eine breitere Gasse zu stoßen, aber plötzlich endete seine Flucht abrupt. Jemand hatte auf der gesamten Höhe der knapp anderthalb Meter breiten Passage engmaschigen Stacheldraht gezogen.
    Eine Sackgasse!
    Fieberhaft überlegte der Assassine, was er tun konnte. Zurück ging es nicht mehr. Seine Verfolger näherten sich bereits brüllend über den bewachsenen Pfad, den er gerade

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