309 - Die Rache der Hydriten
dreidimensionales Bild auf, das den Flächenräumer darstellte. Es enthielt Bezeichnungen, aber keine Erklärungen oder Erläuterungen zu den einzelnen Komponenten sowie ihren Funktionsweisen.
Quart’ol beugte sich vor. Sein Finger fuhr die Kontur der hydritischen Waffe nach. Er begriff den Aufbau der Anlage, wie man ein Bild begreift. Doch sich selbst in die Lage zu versetzen, dieses Bild nicht nur zu erfassen, sondern bis ins kleinste Detail der Farbpigmente zu verstehen , blieb ihm unmöglich. Ebenso gut hätte er das Wetter der nächsten drei Wochen ohne Wetterstationen vorhersagen können.
»Das wird ein hartes Stück Arbeit«, stellte Gilam’esh fest. »Vieles werden wir vor Ort prüfen müssen, wenn wir Zugang zum Original haben und Vergleiche anstellen. Zudem befürchte ich, dass wir Pläne aus verschiedenen Stadien der Entwicklung mitgenommen haben. Was davon letztlich umgesetzt wurde, bleibt herauszufinden.«
Quart’ol spürte, wie sein Scheitelkamm vor Entmutigung ein Stück nach unten sank. Sie hatten keine Zeit für ein monatelanges Studieren der Daten. Die ganze Welt stand auf dem Spiel.
Entgegen seiner sonst so ausgeglichenen Art stieg Ärger über die eigene Unfähigkeit in ihm auf. Doch ehe er sich in gedanklichen Flüchen und Verwünschungen ergehen konnte, piepste das Funkgerät. Eilig ging er zu den Bedienelementen des Shuttles und drückte auf die Kommunikationstaste, wie Matt es ihm gezeigt hatte. »Quart’ol hier.«
»Ich bin es«, meldete sich Matt Drax. »Takeo hat zugesagt, aber er möchte noch einige Computerkomponenten mitnehmen. Wir wollen gleich morgen früh auf den Retrologenmarkt gehen. Könnt ihr im Shuttle etwas mehr Platz schaffen?«
»Platz schaffen?« Quart’ol ließ seinen Blick zweifelnd über das Shuttleinnere schweifen. »Sollen wir Sitze ausbauen?«
»Wenn es sein muss.«
Gilam’esh trat neben ihn und beugte sich zu dem Gerät. »Ist in Ordnung, Matt. Wir machen das.« Der Hydree berührte flüchtig Quart’ols Arm. Seine Hand fühlte sich beruhigend kalt auf Quart’ols Schuppen an. »Ein wenig Abwechslung von unserer Denkaufgabe wird uns ganz gut tun.«
***
Zu viert schlichen sie dem seltsamen Wesen hinterher, das aus der Stinkpfütze , wie sie es nannten, herausgekrochen war.
»Das Vieh ist schlau!«, raunte Dirty Buck und achtete darauf, nicht gegen irgendwelche herumstehenden Fässer und Eimer zu latschen und sie alle zu verraten. »Das weiß genau, wo es sich verstecken muss, damit man es nicht sieht. Wie ’ne Ratze!«
»So schlau kann es nicht sein, wenn es uns noch nicht entdeckt hat.« Marisar duckte ihren Rotschopf neben ihrem Freund hinter einen alten Metallcontainer. »Fuck, wenn das einer von den Indians wäre, würde er dich zehn Meilen gegen den Wind riechen. Ich hab dich echt gern, Mann, aber anpacken tu ich dich nicht, solange du stinkst wie ’n Piig.«
»Woher sollte ich denn vorher wissen, dass wir auf Verfolgungsjagd gehen?«, zischte der junge Mann leise.
Hinter ihnen schlich Loola aus der Gasse und drückte sich neben sie. Offenbar hatte sie ihr Gespräch belauscht. »Tja, an Dirty Buck sind nicht nur die Gedanken schmutzig«, flüsterte sie grinsend, was Marisar zu einem unterdrückten Kichern reizte.
Trashcan Kid war der Letzte im Bunde, der seine Deckung verlies und zu ihnen herüberkam. »Jetzt haltet doch mal alle die Fresse, verdammt!«, maulte er. Mit seiner künstlichen Hand stütze er sich in der Hocke auf dem Boden ab. »Wenn das Ding uns sieht, war alles umsonst!«
»Was is’n das überhaupt?«, wollte Loola wissen. »Das hat so’n komischen Anzug an.« Trashcans Freundin rümpfte die Nase. »Und diesen schicken Hut...«
»Das is’ kein Hut, das is’n Helm!«, korrigierte Buck. »Und ’n Knüppel hat das Ding auch dabei, hab ich gesehen. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber ich hab das Gefühl, es sucht Ärger.«
»Mann, bist du schlau!« Marisars Stimme troff vor Ironie. »Warum sonst schleicht es denn von Deckung zu Deckung, mit ’ner Radkappe aufm Schädel? Bestimmt, weil’s schüchtern ist, oder was?«
»Gnihi! Radkappe!«, kicherte Buck und stieß seine Freundin mit dem Ellenbogen an. »Okee, ab sofort heißt das Ding Radkäppchen!«
»Maul halten jetzt!« Trashcan Kid lugte an dem Container vorbei zum Hauseingang, in den sich das Ding zuletzt zurückgezogen hatte. Er sah, wie es gerade den Kopf vorschob und um die Ecke lugte, noch einmal nach hinten sicherte und dann weiterhuschte.
Ohne auf die
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