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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unserer noch offenstehenden Tür zu führen. Ich aber folgte ihnen nicht, sondern verließ den Kratong, um während eines kurzen Spazierganges die Umgebung desselben kennenzulernen. Ich wurde ja nicht gebraucht, weder von den beiden Englishmen noch von dem Kranken und seinem Arzt.
    Als ich nach ungefähr einer Stunde zurückkehrte, wollte ich direkt nach meinem Zimmer gehen; aber Raffley öffnete das seinige und forderte mich auf, zu ihm zu kommen. Er war allein; aber im Nebenzimmer hörte man sprechen. Dort wohnte der Governor. John machte mir ein Zeichen, nicht zu laut zu reden, und sagte in gedämpftem Ton:
    „Tsi war soeben hier. Er brachte Nachricht über Waller. Es steht mit dem Patienten nicht gut. Nur die äußerste Aufmerksamkeit kann ihm am Leben erhalten. Miß Mary darf das natürlich keinesfalls erfahren. Tsi hat ihr Hoffnung gemacht, soweit es möglich war, ohne geradezu zu lügen. Der anstrengende Weg in die Berge hätte unbedingt unterbleiben sollen. Nun sind wir gebeten, uns sowenig wie möglich um den Kranken zu kümmern, weil seine Tochter sich durch viele Nachfrage beunruhigt fühlen würde. Tsi wacht mit ihr am Lager und ersucht uns, es zu entschuldigen, daß er sich jetzt nur zuweilen sehen lassen könne. Unser Aufenthalt in Kota Radscha wird also von längerer Dauer sein, als wir dachten. Wir haben uns hierauf einzurichten, und so schlage ich vor, nicht hier, sondern auf der Jacht zu speisen und dort alles einpacken zu lassen, was wir für unsere besonderen Bedürfnisse hier oben nötig haben. Wenn Sie einverstanden sind, werde ich es dem Uncle mitteilen.“
    Ich stimmte bei. Da öffnete er die Tür zum Nebenzimmer und machte diesen unsern Entschluß dem Governor bekannt, der, wie ich lächelnd bemerkte, den alten ‚Heiden‘ eng neben sich auf dem Sofa sitzen hatte.
    „Sehr gut, lieber John, sehr gut!“ antwortete er in deutscher Sprache. „Fahren wir wieder mit der Bahn?“
    „Nein; wir nehmen Wagen.“
    „Dann aber zwei. Einen für euch beide und einen für uns beide. Außer Ihr wollt diesen meinen neuen Bekannten nicht mitnehmen. Dann bekommt Ihr aber auch mich nicht mit!“
    „So lade ihn höflich ein, und kommt uns nach. Wir gehen hinüber nach dem Platze wo vis-a-vis vom Hotel Rosenberg, die malaischen Droschken halten, und nehmen zwei von ihnen.“
    Es gibt in Uleh-leh und Kota Radscha eine Art sehr leichter Fiaker, welche mit kleinen, aber sehr schnellen, edlen Batak-Ponys bespannt sind. Diese Pferdchen laufen wie ein Wetter und sind von einer Ausdauer, die fast unbegreiflich wäre, wenn man nicht sähe, mit welcher Liebe so ein Malaie an seinem Tier hängt. Ich habe später von Padang aus mit solchen niedlichen Tieren ganze Tagestouren von doppelter Länge, als man in Deutschland gewöhnt ist, gemacht, und wenn wir des Abends nach Hause kamen, so waren sie noch so frisch und mutig wie am frühen Morgen. Aber welche Behandlung auch gegen die bei uns daheim für richtig gehaltene!
    Der Uncle kam mit dem Priester schnell hinter uns her und stieg mit ihm in eine der beiden Kaleschen. Wir taten dasselbe und erreichten den Hafen in weniger Zeit, als der Zug gebraucht hatte, der viel kürzeren Eisenbahn zu folgen. An der Landungsbrücke nahmen wir ein Boot, welches uns nach der ‚Yin‘ zu bringen hatte. Dort angekommen, bestellte Raffley das Essen und bezeichnete die Gegenstände, welche uns sodann hinauf nach Kota Radscha geschickt werden sollten. Ich fügte die meinigen bei und der Governor die seinigen. Der letztere vergaß die für Tsi bestimmte Tabakspfeife ebensowenig wie John den Band meiner Werke, den er Mary versprochen hatte.
    Dann saßen wir, auf das Servieren des Mahles wartend, oben an Deck, noch immer in zwei Paare getrennt, denn der Uncle hatte den ehrwürdigen Malaien so ganz für sich genommen, als ob er das einzige und wirkliche Eigentumsrecht an ihm besitze. Ihre Unterhaltung war eine sehr eifrige, und sie hielten sich dabei so nahe beisammen, als ob sie gute Bekannte aus alten, liebgewordenen Zeiten seien.
    „Was da herauskommen wird!“ lächelte John, indem er zu ihnen hinüberschaute. „Ich habe fast noch kein einziges Wort mit diesem ‚Heiden‘ sprechen können. Der Uncle hatte entdeckt, daß es ein unbewohntes Zimmer neben dem seinen gab, und wies es dem Priester mit einer Selbstverständlichkeit an, als ob er es sei, der im Kratong zu gebieten habe. Ich aber war so vorsichtig, es dem Mijnheer zu melden und um seine nachträgliche Zustimmung zu bitten,

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