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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die ich auch erhielt. Seitdem haben die beiden in einem beisammengesessen, und es soll mich verlangen, das Resultat dieser ebenso plötzlich wie engen Verbindung so heterogener Elemente zu erfahren!“
    „Mir gefällt er ungemein, dieser alte, freundlich ernste, achtunggebietende Sumatraner“, gestand ich ein.
    „Mir nicht nur er! Wissen Sie, Charley, als Sie fortgegangen waren, kamen noch einige Malaien nach, die auch zu ihm gehörten, sich aber verspätet hatten, weil ihre Lasten zu schwer gewesen waren. Sie brachten das Gepäck, welches Waller und Mary mit oben im Gebirge gehabt hatten. Der Priester versicherte dem Uncle, daß nichts fehle, keine einzige Stecknadel. Welch eine Ehrlichkeit! Zumal unter den gegebenen Verhältnissen, und nach Wallers Tat, die, wie wir uns aufrichtig zu sagen haben, in den Augen der armen Leute da oben eine ruchlose ist! Doch, kommen Sie, lieber Freund; man winkt zum Essen!“
    Es gab nur kalte Speisen. Darum hatte die Tafel keine längere Vorbereitung erfordert. Wir setzten uns, an jeder Seite eine Person, und griffen ohne weiteres zu, nämlich wir drei. Der Malaie aber sah uns verwundert an, legte dann die Hände zusammen, nicht gefaltet, sondern glatt aneinander, senkte das weiße Silberhaupt und … betete! Wir schlugen beschämt die Augen nieder, ließen dieses Beispiel aber unbefolgt. Denn es nun hinterdrein dem Heiden nachzumachen, dagegen sträubte sich unsere ganze, europäische Superiorität. Es ist jawohl die allgemeine Regel, daß nur der Niedrigerstehende dem Höherstehenden nachzufolgen hat, nicht aber umgekehrt!
    Infolge dieses doch nicht ganz angenehmen Lapsus ging das Essen zunächst sehr still vor sich. Es lag etwas zwischen uns, was nicht schnell weichen wollte. Endlich aber durchbrach der Uncle diese unsichtbare, seelische Barriere mit der an uns gerichteten Frage:
    „Lieber Charley, glaubt Ihr, daß es intelligente und gute Menschen nur allein bei uns Weißen gibt?“
    „Sonderbare Frage!“ antwortete ich. „Sonderbar schon deshalb, weil Ihr sie grad mir vorlegt, der ich doch, sozusagen, der Hecht im Karpfenteich Eurer Vorurteile gewesen bin, noch heute bin und immer bleiben werde!“
    „Ja, grad Euch sollte ich am allerwenigsten fragen. Ich habe es aber dennoch getan, weil ich da der wohlverdienten Zurechtweisung am sichersten war. Ich frage Euch, ich habe in Beziehung auf die Beurteilung anderer Menschenrassen in den letzten zwei Tagen mehr gelernt als während der ganzen Zeit meines vorherigen Lebens. Und warum? Weil ich eben lernen wollte. Das gab es früher aber nicht! Wer sich für vollkommen hält, dem könnt ihr mit Engelszungen predigen; er glaubt Euch doch kein Wort. Er bleibt höchstens still und lacht Euch dabei aber heimlich aus. Doch mir sind glücklicherweise nun endlich die Augen und Ohren geöffnet worden. Wie habe ich bisher über die Malaien gedacht, und wie denke ich jetzt! Sie sind die prächtigsten Menschen, die es geben kann, stolz, klug, einsichtsvoll, mild, versöhnlich, uneigennützig, gerecht und über alle Maßen liebenswürdig. Ich werde immer mehr überzeugt, daß wir alle Ursachen haben, sie uns zum Muster zu nehmen!“
    Schon wollte ich antworten, da kam mir der heidnische Priester zuvor. Er saß so bescheiden zwischen uns, aber doch wie einer, der sehr wohl weiß, daß er dazu berechtigt ist. Man sah, daß er nicht gelernt hatte, auf europäische Weise zu speisen, doch brachte ihn das nicht im geringsten in Verlegenheit. Er paßte auf, wie wir es machten, und ahmte es in so geschickter, intelligenter Weise nach, daß nichts geschah, was einem Fehler glich. Und wenn er sprach, so tat er es in jenem unaufdringlichen und doch keineswegs befangenen Ton, welcher gebildeten Personen eigen ist, die zwar eine ganz bestimmte, feste Lebensansicht haben, sich aber sehr wohl hüten, sie andern aufdrängen zu wollen. So machte er auch jetzt dem Governor, als dieser gesprochen hatte, eine höfliche Verneigung und sagte, indem ein verbindliches Lächeln sein Gesicht überflog:
    „Ich danke Euch im Namen aller derer, die dieses Lob verdienen, Sir! Aber leider verdienen es nicht alle, ja, nicht alle! Es ist hier bei uns wohl ebenso wie dort bei Euch: Das Niedrige kämpft gegen das Höhere; der eine neigt zu diesem und der andere zu jenem, und nicht etwa das schön klingende Wort, sondern nur das lebendige Beispiel des Edlen kann bewirken, daß die Tiefe nach und nach zur Höhe emporgezogen wird. Ich sage, nach und nach. Denn das Steigen

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