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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aus dem Tal zur Höhe empor ist nicht so leicht und geht nicht so schnell, wie man es wünschen möchte. Viele, viele stürzen dabei wieder ab. Ja, es gibt sogar welche, die entweder gar nicht wissen oder gar nicht wissen wollen, daß menschliche Höhen vorhanden sind. Ihr freut Euch darüber, daß Euch einige edeldenkende Personen unserer Rasse begegnet sind. Das macht Eurem guten Herzen große Ehre. Dieses Herz breitet nun sofort die beiden Arme aus, um die ganze Nation zu umfassen und an sich zu drücken. Ich möchte euch dafür umarmen, Sir. Aber die Wahrheitsliebe gebietet mir, zu sagen, daß der Durchschnitt bei uns ganz derselbe ist wie auch bei Euch. Ich liebe alle Menschen, und von ihnen allen steht mir natürlich der Malaju (Malaie) am allernächsten. Ich möchte so gern, daß ich ihn derart loben könnte, wie Ihr es tatet, aber das würde Selbstüberhebung sein und wohl auch Ungerechtigkeit gegen andere. Wie ein Mensch von dem andern zu lernen hat, so soll auch jedes Volk auf das andere, jede Nation und jede Rasse auf die andere schauen, um ihre Fehler zu vermeiden, ihre Tugenden aber sich anzueignen. Indem wir dieses tun, gestehen wir der großen Menschheit unsere eigenen Fehler ein und erlangen durch ihre Verzeihung die innere und äußere Kraft, sie in das Gegenteil, in Tugenden zu verwandeln. Sobald ein Mensch sich überschätzt, sich für groß, für unerreichbar hält, wird er nicht mehr steigen können, sondern zu sinken beginnen. Die Würdigkeit wird sich in Unwürdigkeit, der Wert in Unwert verwandeln. Das eine ließ ihn steigen; das andere läßt ihn fallen. So auch beim Volk, bei jeder Allgemeinheit. Darum wollen und müssen wir uns alle ja hüten, uns zu preisen oder gar auf andere herabzusehen. Ihr werdet bei uns nicht weniger Böses finden, als wir bei Euch entdecken würden, wenn wir kommen wollten, um nachzuforschen. Darum habe ich Euch zwar gedankt für Euer liebes Wort, halte es aber für meine Priester- und meine Menschenpflicht, Euch vor Enttäuschung zu warnen. Wir sind Sünder, wir alle, alle, ohne Ausnahme, und keines Ruhmes wert. Das sagt ja wohl auch die Bibel, Eure Heilige Schrift, Sir!“
    Es war im höchsten Grade interessant, das Gesicht zu sehen, welches der Uncle jetzt machte. Er hatte den Mund halb offen, schaute den Malaien an, dann John, dann mich, dann wieder den Malaien und rief dann aus:
    „Aber Mann, Mensch, Ketzer und gar Heide, was sind das für Gedanken! Wo habt Ihr sie eigentlich her? So wie Ihr spricht man bei uns ja nur in den gebildetsten Kreisen! Hierzu gehört der Besuch der höchsten, humanistischen Anstalten, der Gymnasien und Universitäten! Wo habt Ihr das gelesen? Wo habt Ihr das gehört? Und wo steht es bei Euch in Sumatra geschrieben?“
    Da war es der Priester, welcher nun Erstaunen zeigte.
    „Nur in den gebildetsten Kreisen? Nur in den höchsten Lehranstalten?“ fragte er. „Ja, was lehrt man denn bei Euch sonst außerdem? Nicht Humanität? Nicht Menschenliebe und Menschenachtung? Womit belebt, womit beseelt Ihr alles andere, was Ihr zu lernen habt, wenn nicht mit diesen beiden? Doch nicht etwa grad mit dem Gegenteil! Womit füllt Ihr die Körper Eurer Wissenschaften aus, wenn nicht mit jenem Geist, der in den heiligen Büchern aller Völker lebt, auch in den Euren? Bei uns wird schon dem Kind dieser menschenfreundliche, erlösende Geist gezeigt, der jedem sagt, daß keiner über dem andern stehe, sondern alle Welt berufen sei zum Aller-, Allerhöchsten! Dieser Geist ist bei uns vollständig frei; er kann wirken, wo er will. Wir legen ihm keine Fessel an, weder im Hause noch in der Schule, noch im Tempel. Darum fühlen wir uns allen Menschen brüderlich verwandt und achten jede Religion, sie heiße, wie sie heiße. Wir schmähen keinen andern Glauben, denn jeder Glaube führt, wenn auch in seiner Weise, doch nirgend hin, als nur empor zu Gott. Ja, wir halten es sogar für unsere Pflicht, der Wahrheit, welche andere Religionen lehren, auch unsere Tür zu öffnen, um uns an ihr zu unterrichten. In meinem eigenen Tempel stand bei andern heiligen Sprüchen in großer, goldener Tobaschrift geschrieben: ‚Kurna dumkianlah halnya Allah tulah mungasihi orang isi dumia ini, sahingga dikurni akkannya Anaknya yang tunggal itu, supaya barang siapa yang purchaya akan dia tiada iya akan binasa, mulainkan mundapat hidop yang kukal!‘ Soll ich Euch das übersetzen, Sir?“
    „Ich bitte darum“, nickte der Governor.
    „Das heißt: ‚Gott hat die Welt so sehr

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