31 - Und Friede auf Erden
Ihrem Sejjid Omar geschossen, nicht?“
„Ja, Tsi aber schoß noch erfolgreicher. Er legte fast die ganze Front in Trümmer.“
„Und dann kam dieser Priester, dieser Malaie – – Oh, besinnen Sie sich da einmal auf Uncles Worte: ‚Es braucht zu dem Araber und dem Chinesen nur noch ein Malaie zu kommen, der mich ebenso beschämt, so habe ich meine Fehler dem ganzen Asien abzubitten!‘ Ist das nicht sonderbar? Der Malaie, der das fertigbringt, scheint sich eingestellt zu haben! Und was für einer! Der Mann ist jedenfalls Oberpriester. Seine Bescheidenheit verbietet ihm, dies zu sagen; aber es entfuhr ihm absichtslos, als er die andern Priester seine Untergebenen nannte. Er wurde auf drei Jahre nach Kanton berufen, vor allen andern auserwählt! Das dokumentiert für mich seine Intelligenz zur Genüge! Und was hat er dort gelernt! Wir hören es ja! Kein leeres Wortgeplärr, sondern stets Gedankentiefe! Keinen einzigen Anspruch für sich selbst, für seine Kaste, seine Rasse, aber für das Menschentum nichts weniger als alles, alles, alles! Das fordert zum Vergleich auf. Doch, schweigen wir!“
Er legte die Hände zusammen, senkte den Kopf und war von nun an still, bis wir nach Kota Radscha kamen, wo wir vor dem Kratong ausstiegen. Als wir durch den Hof gingen, mußten wir an einer langen Bank vorüber, auf welcher Soldaten saßen, mein Sejjid Omar mitten unter ihnen. Als er mich sah, waren wir ihm schon nahe. Er stand schnell auf, und ich hörte ihn sagen:
„Daar komt onze Mijnheer – da kommt unser Herr!“
Sie sprangen ebenso auf wie er und machten ihre Honneurs. Also auch hier schon ‚unser‘ Herr! Für ihn gab es keinen andern!
Wir traten zunächst in Raffleys Zimmer. Kurze Zeit später kam Tsi herein. Er hatte uns gehört und hielt es für seine Pflicht, uns über Wallers Zustand zu benachrichtigen. Der Kranke hatte Arznei genommen, doch nicht gesprochen. Der Zustand der Lethargie war in Schlaf übergegangen, ein Zeichen, welches Hoffnung schöpfen ließ. Mehr war jetzt nicht zu sagen.
„Hoffentlich gelingt es Eurem Ko-su, ihn uns zu erhalten!“ wünschte der Governor. „Aber wenn auch nicht, was ich allerdings nicht hoffe, so habt Ihr doch wenigstens unsere Wette gewonnen. Charley, bitte, gebt einmal das Geld heraus! Es ist sein eigenes. Und ich habe mir vom Schiff die verspielte Summe mitgebracht. Da ist sie!“
Er legte sie auf den Tisch, und ich gab die mir anvertrauten zweitausend dazu. Tsi sah das Geld zwar an, berührte es aber nicht. Sein Gesicht bekam einen ganz eigenartigen Ausdruck, den ich nicht beschreiben kann.
„Nun, so greift doch zu!“ fordert ihn der Uncle auf.
Da antwortete der Arzt:
„Sir, darf ich Euch sagen, wie ich zu dieser Wette gekommen bin?“
„Natürlich! Aber ich weiß es ja bereits!“
„Nein; Ihr wißt es nicht. Euer Gegner war nicht ich, sondern ein anderer.“
Er richtete sein Auge groß, voll und fest auf den Governor und fuhr dann fort:
„Aus welchem Grund setztet Ihr gegen mich und meine Zahlungsfähigkeit? Ich frage Euch! Etwa als Gentleman? Nein, sondern als Europäer! Als Gentleman hättet Ihr ganz unbedingt gefühlt und gewußt, daß das Angebot einer solchen Wette und die Voraussetzung meiner Insolvenz eine Beleidigung für mich sein mußte, deren sich kein Mann von wirklicher Ehre schuldig macht. Da ich Euch aber schonen wollte, weil ich Euch achte, so forderte ich Euch nicht, sondern nahm Euch als Europäer anstatt als Ehrenmann. Infolgedessen stand auch ich Euch nicht als der Euch vollständig ebenbürtige Tsi, sondern als Asiat, als Chinese gegenüber. Das Vorurteil des Westens warf dem Osten diese Wette ins Gesicht. Der Osten hielt sie fest, denn es war seine Pflicht. Er hatte zu zeigen, daß er kein Maulheld und kein Prahler sei, der sich vermißt, mehr leisten zu wollen, als er kann, und mit Summen um sich wirft, die andere verdienten, aber keineswegs er! Nicht ich, nicht Tsi, sondern der Osten hat gewonnen. Aber es war ihm nicht um den Gewinn von armseligen tausend Pfund zu tun, sondern um den Beweis, daß er in keiner Art und Weise dem Westen gegenüber rückständig ist, am allerwenigsten in Beziehung auf Eure sogenannte Ehre. Dieser Beweis ist erbracht, und meine wirkliche Ehre verbietet mir also, den vorgeschobenen Wettpreis anzunehmen. Ich verzichte!“
Er nahm nur seine eigenen zweitausend Pfund, steckte sie zu sich, machte dem Governor eine sehr tiefe und sehr höfliche Verneigung und verließ hierauf das Zimmer.
„Das
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