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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach, daß der Mensch so gern mit seinem Glauben den Nächsten selig machen will, mit seinen Werken aber diesem Nächsten meist nur Unseligkeiten bereitet. Dabei hörte ich, daß der Governor in seinem Zimmer auf und ab ging, als ob ihn irgend etwas sehr lebhaft beschäftige. Und da klopfte er an die Verbindungstür.
    „Charley, seid Ihr drin?“ fragte er.
    „Ja“, antwortete ich.
    „Darf ich zu Euch?“
    „Bitte, jawohl!“
    Da kam er herein, mit Yins Nadel in der Hand.
    „Das Ding da läßt mir keine Ruhe“, sagte er. „Ich habe erst jetzt Zeit, darüber nachzudenken, und da wird mir von Minute zu Minute mehr klar, was für ein großes, großes Geschenk dieser kleine Gegenstand eigentlich ist, zunächst für mich und sodann auch, wie ich hoffe, für viele, viele andere, die nicht hier im Morgenland, sondern daheim in der alten, lieben, ahnungslosen Heimat wohnen. Könnt Ihr Euch noch erinnern, daß ich einmal von dieser ‚Shen‘ sagte, sie sei wert, nach England verpflanzt zu werden? Jeder Schüler müsse dort Mitglied der ‚Shen‘ werden? Aber was für ein dummer Ausdruck, ‚sie sei es wert‘! Umgekehrt ist es richtig: Es würde eine internationale Ehre für jedes Land und für jede Nation sein, die ‚Shen‘ bei sich aufgenommen zu haben! Und darum werde ich, sobald ich nach Hause komme, ihren Einzug bei uns schleunigst vorbereiten. Natürlich mit Areka- oder Betelnüssen! Es wird eine ungeheure Menge dieser Nüsse nötig sein, und ich überlege mir schon jetzt, woher ich sie am besten und am billigsten beziehen kann.“
    „Alter, lieber Sanguiniker!“ scherzte ich.
    „Oho! Ich habe gar nicht sanguinisch, sondern bloß nur praktisch zu sein. Ich fange bei der Jugend an, denn aus ihr baut sich das Volk auf, bis hinauf in die höchsten, vornehmsten Kreise. Bedenkt doch, daß wir nur in England und Wales über fünfzigtausend Lehrer und über hundertfünfzigtausend Lehrerinnen an den Board Schools haben, mit zwanzigtausend Schulen und sechs Millionen Schülern und Schülerinnen! Dann kommen die höheren Privatanstalten und Lehrpensionen, die Stiftsschulen und die Proprietary Schools! Hierauf weit über vierhundert Colleges und Grammar Schools. Endlich die Universitäten und zahlreichen Fachschulen für Ärzte und Apotheker, Theologen, Lehrer, Techniker, Polytechniker, Künstler, Offiziere, Ingenieure, Landwirte, Tierärzte, Kaufleute und dergleichen! Ich lasse mich von unserm Fu von Grund auf über die unendlich segensreiche Bruderschaft der ‚Shen‘ belehren und gebe diese Belehrung weiter an mein Volk daheim und an dessen Erzieher. Ich bin sogar sehr gern bereit, bis hinauf zur Königin zu gehen, die mich hören wird, sooft ich komme, um für meine herrliche ‚Shen‘ zu bitten! Und wenn ich erst die Jugend für diese ehrenvolle und unendlich segensreiche Schüler- und Studentenverbindung gewonnen und begeistert habe, so wird es auch bei den Alten sehr bald und überall heißen, daß ‚Shen‘ Couleur geworden sei! Ich sage Euch: Ihr habt gar keine Ahnung, welche Mengen von Betelnüssen ich jährlich brauchen werde! Wäre ich wie Ihr, so versuchte ich es ebenso! Natürlich in Deutschland! Denkt an die Menge Eurer Studenten, Polytechniker, Kunstakademien, Gymnasien, Seminare, Realschulen und wie diese Anstalten alle heißen! Wollen wir wetten, daß unsere ‚Shen‘ in Deutschland mit noch viel größerem Enthusiasmus aufgenommen wird als in England?“
    „Wetten, Sir? Ich denke – – –“
    „Ja, ja“, unterbrach er mich. „Weiß schon! War nur so eine Redensart! Wette ja niemals mehr! Ihr werdet aber hieraus ersehen, wie ernst es mit diesem meinem Plan ist. Habe mir die Sache soeben überlegt und werde sie Euch vortragen.“
    Er setzte sich zu mir und teilte mir mit, welche Gedanken ihm gekommen waren. Was er da sagte, das hatte Hand und Fuß. Er besaß Organisationstalent und hatte als Governor Gelegenheit gehabt, sich zu üben und Erfahrungen zu sammeln, und das wendete er nun auf die Art und Weise an, in welcher er mit Leib und Seele, mit Hab und Gut daheim für ‚seine‘ Shen, wie er sie nun schon nannte, eintreten wollte.
    Da kam der Sejjid von Fu zurück. Sein Gesicht glänzte, und seine Augen strahlten. Er stellt sich vor mich hin, so breit wie möglich, und fragte:
    „Siehst du etwas, Sihdi?“
    Dabei schüttelte er den Kopf, damit ich sehen solle, was er meine.
    „Ah, die Turban- oder Tarbuschquasten an deinem Fes?“ fragte ich.
    „Ja“, nickte er.
    „Woher hast

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