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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fernsprecher gerufen, um von Fu eine Meldung zu empfangen. Er führte uns dann hinaus auf den Söller und zeigte uns ein Licht, welches weit, weit draußen am östlichen Himmel glühte, fast wie ein Stern, der aber flackerte. Es brannte ein Schiff auf der Reede von Ocama.
    „Das ist ‚Seine Exzellenz, der Europäer‘, dem es an das Leben geht“, erklärte er. „Fu meinte, daß er wohl kurzen Prozeß mit ihm machen werde, und das ist nun geschehen. Eine Warnung für die Fan-Fan! Wir können unbesorgt zur Ruhe gehen.“
    Ich war am andern Morgen soeben aufgestanden, da klopfte es an meine Tür. „Wer ist's?“ fragte ich.
    „Ich, dein Sejjid Omar. Kann ich hinein?“
    „Ja; es ist offen.“
    Er war ganz atemlos, als er eintrat.
    „Sihdi, weißt du, was heut ist?“ fragte er.
    „Dienstag“, antwortete ich.
    „Nein, sondern Revolution! Du siehst, daß ich es besser weiß! Das macht, weil ich so gut chinesisch reden kann; ich gattere alles aus! Die ganzen Diener, die es hier gibt, wollen von mir arabisch lernen, weil sie sich nicht so gut chinesisch mit mir ausdrücken können, und da erzählen sie mir alles, was geschieht. Diese Revolution ist aber eine, bei welcher nicht geschossen wird, auch nicht gehauen oder gestochen, sondern es wird nur gelacht, weiter nichts, weiter gar nichts. Begreifst du das?“
    „Ja.“
    „Was? Das begreifst du?“ fragte er verwundert. „Ich habe es nicht begriffen. Bei einer Rebellion muß man doch alles totschlagen! Den Vizekönig, die Paschas, die Generäle und ganz besonders jedermann, der im Ministerium ist. Das weiß ich von Ägypten aus, wo sie so gemacht würde, wenn eine wäre. Aber es gibt keine. In Stambul machen sie bloß den Sultan tot; das ist dann eine! Aber hier kommen sie über die Grenze herüber, um große Reden zu halten. Sie werden zum Essen eingeladen und bekommen viel, sehr viel Samschu zu trinken. Das ist ein starker Schnaps, von dem sie einschlafen. Das ist dann eine! Und wir sitzen dabei und lachen! Glaubst du wirklich, daß das eine ist?“
    „Ja. Es ist sogar eine sehr vernünftige.“
    „Gut, so sehen wir sie uns an! Ich soll dich nämlich bitten, zum Frühstück zu kommen. Dann reiten wir nach Shen-Fu.“
    „Wer hat das gesagt?“
    „John Raffley. Ich habe dir bereits mitgeteilt, daß er dort Bürgermeister ist. Er muß hin und läßt dich bitten, ihn zu begleiten. Ich darf auch mit. Ich werde nicht den Fes aufsetzen, sondern einen Turban machen, denn das schickt sich bei einer Rebellion. Die Arekanuß und die Betelnuß, die stecke ich vorn, ganz oben, fest. Man soll sehen, daß ich schon zur ‚Shen‘ gehöre. Gegen die kommt kein Empörer auf!“
    Selbstverständlich ging ich zu John, der mich mit der Nachricht empfing, daß die Aufschiebung des heutigen Festes wahrscheinlich zurückgenommen werden müsse, weil die Anhänger der ‚Shen‘ nicht gewillt seien, sich die Freude durch ein paar hundert Rebellen verderben zu lassen. Er fuhr fort:
    „Es gehen aus allen Orten Bitten bei mir ein, jedenfalls auch bei Fu, und ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht vielleicht besser – – –“
    Er hielt inne, denn er wurde unterbrochen. Fu, der soeben Genannte, rief ihn an den Apparat, welcher sich in einem andern Zimmer befand. Da wurde er längere Zeit festgehalten, weil er das, was ihm jetzt von Ocama her gesagt wurde, an verschiedene andere Orte weiterzugeben hatte. Als er dann wiederkam, erfuhr ich, um was es sich handelte. Er war mit Fu einig geworden, den Festtag für heut doch bestehen zu lassen und diesen Entschluß überall hin kundzutun. Das ging per Draht sehr schnell. Von jetzt an in zwei Stunden hatten wir im Einkehrhaus am Scheideweg mit ihm zusammenzutreffen, um von da aus nach Shen-Fu zu reiten, wo der Hauptort war, nach welchem jedermann strebte.
    Während wir hierüber sprachen, stellte sich Tsi bei uns ein, um sich nach den Dispositionen für den heutigen Tag zu erkundigen. Als er von John unterrichtet worden war, gab er denen, die sich nicht stören lassen wollten, vollständig recht, bat uns aber, auf ihn zu verzichten. Waller sei heut früh zum ersten Mal gleich mit vollem Bewußtsein aufgewacht. Es scheine äußerlich sowie auch innerlich ein voller, heller Sonnentag werden zu wollen, und so fühle er als Arzt sich verpflichtet, dafür zu sorgen, daß dieser so lange herbeigesehnte Himmel durch nichts getrübt werden könne. Heut falle die Entscheidung für die ganze Zeit, die Waller noch zu leben habe. Vor allen

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