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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bist mit Absicht zu Pferd gekommen? Du hast gewollt, daß der Angeklagte auf ihm fliehen soll?“
    „Ich leugne es nicht.“
    Da reichte er mir seine Hand und sprach:
    „So habe ich dir zu danken! Diese Flucht hat mich von einer schweren Sorge befreit. Man hätte den Amerikaner gegen meinen Willen getötet, von der Behörde in Kairo aber wäre die ganze Verantwortung auf mich geworfen worden. Du scheinst ein kluger Mann zu sein, und so darf ich vielleicht deine Einsicht bitten, mir einen Wunsch zu erfüllen?“
    „Sprich!“
    „Verschweig in der Stadt, was hier geschehen ist und was vielleicht noch geschehen wird! Auch die Leute des Hotels werden nicht davon sprechen, weil das Gerücht, daß die Besucher der Pyramiden ihres Lebens nicht sicher seien, die Zahl der Gäste sehr vermindern würde. Dieser zornige Scheik aus dem Bahr bela Ma wird sich zwar nicht ganz bis zum Menahouse wagen, aber seine Leute doch von weitem so aufstellen, daß der Amerikaner ihm in die Hände fallen muß. Das macht mir schwere Sorge. Konntest du ihm denn nicht sagen, daß er direkt nach dem Hotel fliehen solle?“
    „Nein. Als ich mit ihm sprach, hatte ich schon eine andere, bessere Vorbereitung getroffen, welche der Angelegenheit ein ruhiges, unbemerktes Ende geben wird. Ich wollte verhüten, daß dieser Vorfall in den Mund der Leute gebracht werde. Denke dir aber im Gegenteil, welches Aufsehen es erregt hätte, wenn der Flüchtling von seinen Verfolgern gerad nach dem Hotel gejagt worden wäre!“
    „Du hast recht! Schau! Da stehen schon zwei, welche aufzupassen haben!“
    Wir waren an der Cheopspyramide vorbeigekommen und lenkten in den nach dem Menahouse führenden Hohlweg ein. Da waren zwei von den Pilgern postiert. Ihr Scheik hatte also wirklich seine Absicht ausgeführt und das Hotel, wenn auch nur aus der Ferne, vollständig eingeschlossen. Die beiden Männer sahen uns finster an, sagten aber nichts, als wir an ihnen vorüberkamen. Wir erreichten unbelästigt das Haus, stiegen ab, und ich zahlte den Treibern, was ich ihnen versprochen hatte. Als ich das getan hatte, trat der ältere Chinese zu mir, verbeugte sich sehr höflich und sagte, zu meinem Erstaunen deutsch:
    „Mein Herr, ich ahne, daß wir Ihnen etwas zu verdanken haben, was uns noch nicht ganz bekannt geworden ist. Wir wünschen natürlich, es zu erfahren, und bitten um die Erlaubnis, Ihnen unsern Besuch machen zu dürfen. Kann das geschehen, ohne daß wir unsere heimatlichen Namen zu nennen haben? Ich möchte nicht eine Unwahrheit sagen und wünsche doch nicht, die Namen aussprechen zu müssen. Ich werde hier Fu und mein Sohn wird Tsi genannt.“
    Das war höflich und ehrlich zugleich. Es widerstrebte ihm, einen Mann zu täuschen, dem er Dank zu schulden glaubte. Eine echt und wahrhaft vornehme Gesinnung, die mich nach meinen bisherigen Beobachtungen freilich nicht überraschen konnte! Ich sagte ihm, daß er und sein Sohn mir nach dem Abendessen willkommen seien, da grad die Umstände, von denen er gesprochen habe, mich verhinderten, sie eher zu empfangen. Dann trennten sie sich von mir, nachdem ich auf mein Befragen die Versicherung erhalten hatte, daß die Verwundung des Sohnes eine ganz leichte sei und zu keiner Besorgnis Veranlassung gebe.
    Die Tochter des Missionars bat ich, mich nach meinem Zimmer zu begleiten, obgleich diese Aufforderung unter anderen Umständen fast soviel wie eine Beleidigung für eine Dame sei; ich wollte ihr aber die Freude machen, die erste zu sein, von der ihr Vater bei seiner glücklichen Ankunft empfangen werde. Sie zögerte nicht, mir diesen Wunsch zu erfüllen.
    Als wir hinaufkamen, stand die Tür genauso weit offen, wie ich sie offengelassen hatte; es war also noch niemand von draußen in das Zimmer getreten. Der Stuhl, auf welchem ich gesessen hatte, stand noch im Freien; ich nahm einen zweiten mit hinaus, und wir setzten uns nieder. Die Sonne nahte dem Untergang, es war nur noch kurze Zeit bis zum Eintritt der Dunkelheit, und ich nahm an, daß Omar sein möglichstes tun werde, mit seinem Begleiter noch vor derselben das Hotel zu erreichen. Es handelte sich dabei auch um die Gefährlichkeit der Bodenverhältnisse in der Nähe der Pyramiden, wo es so viele eingestürzte oder nur schlecht wieder zugeschüttete Gräber und unterirdische Gänge gibt, daß nach Sonnenuntergang ein Ritt für den, der solche Stellen nicht ganz genau kennt, tunlichst zu vermeiden ist.
    Wir saßen fast ganz still nebeneinander. Miß Mary war verlegen,

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