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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewesen. Bleib stets und immer so, wie du an diesem Tag warst!“
    Mr. Waller gab ihm den Mantel und den Tarbusch wieder, wofür er sein Taschentuch und den freilich sehr zusammengedrückten Hut zurückbekam, und bat mich, dem Sejjid die Worte zu übersetzen, die er ihm zu sagen habe. Sie lauteten:
    „Ich habe dich auch um Verzeihung zu bitten. Gib mir deine Hand!“
    Omar befand sich infolge meiner Rede in gehobener Stimmung. Die Bitte des Amerikaners aber schien ihm noch tiefer zu gehen. Seine Augen bekamen einen feuchten Glanz. Er streckte ihm die Hand in bescheiden zögernder Weise hin und antwortete:
    „Ich habe dir meine Hand, wenn auch nur die Unsichtbare, schon draußen an der Pyramide gegeben, als du geritten kamst, um dich von mir führen zu lassen. Und ich habe dir dann noch mehr gegeben, indem ich dir meine Kleider gab, welche ich wieder anlegen werde, ohne sie reinigen zu lassen, obgleich ein Christ sie getragen hat. Wenn Allahs Hand an die Güte eines Menschen klopft, soll dieser nicht nach dem Glauben seiner Brüder fragen. Das ist es, was ich heut gelernt habe. Und daß ich es gelernt habe, das macht mich so froh, wie ich noch nie gewesen bin!“
    Er ging.
    Waller sah mich, als ich ihm diese Worte übersetzt hatte, erstaunt an und sagte:
    „Der spricht ja genau wie ein Christ! Sollte man das für möglich halten? Übrigens ein prächtiger Mensch, den man liebhaben muß!“
    Ich hütete mich, zu seinen Worten irgendeine Bemerkung zu machen. Es hatte ihn in diesem Augenblick die Hand eines lieben, von allem Erdenstaub reinen Engels berührt, und solche Momente lassen nur dann die Spur der Engelshand zurück, wenn sie durch keine Störung unterbrochen werden. Er schien von einem Gefühl hierfür geleitet zu werden, indem er aus dem Zimmer hinaus in das Freie trat.
    „Bitte, stören wir ihn nicht!“ bat seine Tochter. „Ich möchte, daß dieses Erlebnis in dem friedlichen Ton ausklinge, in welchem das – – –“
    Sie sprach den Satz nicht aus, sah mir halb verlegen, halb erwartungsvoll in das Gesicht und fragte dann:
    „Sie haben wohl vieles oder gar alles gehört, was an unserem Tisch gesprochen worden ist?“
    „Das meiste“, gab ich aufrichtig zu.
    „Auch die Strophe, welche ich gefunden habe?“
    „Auch diese.“
    „Nun wohl: So wie diese möchte der heutige Tag für Vater ausklingen! Sie wissen nicht, warum ich mich nicht scheue, Ihnen das zu sagen, und ich weiß es auch nicht. Es ist etwas in mir, das Sie schon früher gesehen hat. Bitte, lächeln Sie nicht! Ich bin keine Phantastin; aber es ist mir, als ob ich Sie schon irgendwann und irgendwo getroffen und da so recht in vollem Vertrauen mit Ihnen gesprochen hätte. Nehmen Sie dies offene Wort aber ja als eine Seltenheit von mir, als wenn Sie es nicht abweisen, eine kleine Vergeltung für das, was Sie heut für uns gewagt und getan haben!“
    Da kam ihr Vater wieder herein und machte die Bemerkung, daß es ihre Pflicht und nun wohl auch an der Zeit sei, sich nach dem Befinden des verwundeten Chinesen zu erkundigen. Dann lud er mich ein, das Abendessen nicht so allein, wie in Kairo, sondern an seinem Tisch einzunehmen, und ich sagte zu.
    Als ich mich dann unten im Speisesaal einstellte, waren die Chinesen nicht da; sie speisten in ihrem Zimmer. Es sprach sich durch die Bedienung von Tisch zu Tisch herum, daß mit der Tramway ein Leutnant mit Soldaten aus Kairo angekommen sei, um die fremden Mekkapilger noch am Abend von hier fortzubringen. Das war jedenfalls die Folge davon, daß der Scheik el Beled von el Kafr einen Boten in die Stadt geschickt hatte. Die eigentliche Ursache dieser Maßregel schien man noch nicht zu kennen, und wir hatten keinen Grund, gegen andere von ihr zu sprechen.
    Waller verhielt sich überhaupt sehr schweigsam, und das Gespräch wurde nur von Mary und mir in der Weise wach erhalten, daß es nicht ganz zum Einschlafen kam. Doch als ich erwähnte, daß Monsieur Fu und Monsieur Tsi zu mir kommen würden, bat er mich, ihn, wenn sie bei mir seien, zu benachrichtigen, ob auch er sich einstellen könne, ohne uns zu stören.
    Als wir nach dem Essen in den Flur kamen, saß der erwähnte Leutnant da. Man machte sich an ihn, um Näheres zu erfahren, doch sagte er weiter nichts, als daß er die Pilger heut hinein nach Bulak zu bringen habe, worauf sie dann morgen früh per Bahn nach Wasta abgeschoben würden. Das war mir lieb, zu hören, weil nun die Tour nach Sakkara unternommen werden konnte, ohne daß Waller eine

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