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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zeichen nicht etwa als Beweise verminderter Frömmigkeit; o nein; das Herz Omars war noch ganz dasselbe wie vorher; aber er hatte zwischen innerlich und äußerlich unterscheiden gelernt und dabei eingesehen, auf welcher von diesen beiden Seiten man die wahre, echte Religiosität zu suchen hat. –
    Wir kamen jetzt per Dampfer von Bombay und waren froh, den Gefahren dieser von der Pest vollständig verseuchten Stadt glücklich entgangen zu sein. Kap Komorin war dubliert, und wir flogen auf einer wunderbaren See dem herrlichen Ceylon zu. Ich bin gern bereit, bei einer Personifikation der Meere zu einer Schönheitskonkurrenz den ersten Preis dem Roten Meer zuzuerkennen, denn ich habe es, sooft ich es durchfuhr, so schön wie kein anderes gefunden, doch heut wurde von dem glänzendsten Tag des Orients die Vermählung der arabisch-persischen See mit dem Indischen Ozean gefeiert, und der Himmel hatte seine sanftesten Lüfte gesandt und sein reinstes, strahlendstes Licht über diese friedliche Vereinigung ausgegossen.
    Blau und wonnig, wie das aus dem Herzen gestiegene Glück in einem selig lächelnden Menschenauge, so sah uns jede, die Wangen unsers Dampfers küssende Woge an, um nach diesem Kuß an die Brust der See zurückzusinken. Ein aus regelmäßigen Maschen bestehendes Brautgewand bildend, zogen diamantene Fäden sich, so weit der Blick nur reichen konnte, über die schwellenden Wasser, welche wie von den leisen Atemzügen eines friedlich Schlafenden sich hoben und sich wieder senkten. Der Morgen war schon angebrochen, und nun ging auch die Sonne auf, nicht langsam, wie hinter Bergen empor, nicht mit Nebeln und irdischen Dünsten kämpfend, sondern plötzlich, mit einem Male, wie einer der Engel des Lichts, welcher die Tür des Himmels öffnet und in voller, majestätischer Gestalt hervortritt, um der Schöpfung seines Herrn und Meisters den göttlichen Segen zu erteilen. Und da floß er herbei, dieser Segen vom ewig jung bleibenden Osten her, eine unendliche, überwältigende Fülle des Lichts, eine unerschöpfliche Flut von Strahlen, dem Tag als Erhörung des Gebets der Nacht gesandt! Vom Sonnenpunkt am Horizont beginnend und nach Nord und Süd immer breiter werdend, war für uns eine aus flüssigen Brillanten gegossene, funkelnde Bahn gezeichnet, auf deren Mitte wir der Spenderin dieser Pracht und Herrlichkeit gerad entgegenfuhren. Hatten wir die Erde verlassen, und war Ceylon jene oft besungene und doch so vergeblich ersehnte ‚Insel der Seligen‘ für uns? Wie habe ich dich lieb, so unendlich lieb, du See, du Meer, du Ozean! Du ziehst in deine Tiefen, damit ich frei von ihm werde, was an mir schwer und irdisch ist, und trägst mich nach der anderen Welt, nach jenem aus dem Gottvertrauen emporragenden Ufer, wo zwischen den Bergen des Glaubens der Weg empor nach meiner Heimat steigt!
    Man bezeichne solche Gefühle ja nicht als überschwenglich! Wer die See nicht kennt, der ahnt nicht, wie mächtig sie auf jeden Menschen wirkt, der seiner Seele noch nicht verboten hat, mit ihr zu sprechen. Und wer da meint, während einer kurzen Fahrt nach Kopenhagen oder Helgoland das Meer kennengelernt zu haben, der irrt sich sehr. Ich kenne Seekapitäne, welche den Atlantischen nach ihrem eigenen Ausdruck ‚wie ihr Waschbecken kannten‘ und mit voller Wonne für ihn schwärmten, dann aber bei ihrer ersten Fahrt von Suez nach China oder Australien begeistert eingestanden, daß der bisher geliebte ‚alte Heringsteich‘ im Vergleich mit jenen südlichen Meeren eben nur als Heringsteich bezeichnet werden könne. Die Wassermasse an sich tut es freilich nicht. Es ist der Süd; es ist der Ost, und es ist die Nähe des Äquators. Auch wirken noch andere Ursachen, denen auf die Spur zu kommen man sich wohl vergeblich bemühen würde. Aber sie kommt; sie ist da, diese Wirkung, und ich bin so glücklich darüber, daß es mir wiederholt beschieden gewesen ist, mich ihr von ganzem Herzen hingeben zu können.
    Ich war nach dem Vorderdeck gegangen, wo die Passagiere dritter Klasse logierten, und hatte mich an das Spriet gelehnt, um den Anblick dieses einzig schönen Sonnenaufgangs voll genießen zu können. Als er dann vorüber war und ich mich umdrehte, um nach meinem Deck zurückzukehren, sah ich, daß Sejjid Omar unweit von mir an der Reling stand und auch bewundernd ostwärts schaute. Als er bemerkte, daß es mich nun nicht mehr störe, erkundigte er sich wann wir in Colombo ankommen würden. Als ich ihm die Auskunft erteilt

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