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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zerstören seien. Lag der Grund hiervon nur in ihm allein oder auch in uns? Fu und Tsi waren Personen, in deren Gegenwart es sich ganz von selbst verbot, gehässig zu sprechen. Es fiel von Seiten des Amerikaners nichts Peinliches mehr vor. Mary war rührend glücklich hierüber. Und als wir am Schluß dieses friedlich schönen Abends Abschied voneinander nahmen, taten wir es alle mit dem Wunsch, uns irgendwann und irgendwo einmal wieder treffen zu dürfen. Es soll aber Menschen geben, bei denen der Wunsch der Vater der Erfüllung ist!

ZWEITES KAPITEL
    Zivilisatoren
    Mein Sejjid Omar hatte sich bewährt. Er ließ zwar jede Tür, durch welche er ging, mit absoluter Sicherheit offenstehen, war aber ehrlich, wahrheitsliebend, treu, scharfsinnig, zuverlässig und – was ich gar nicht hatte vermuten können – zu alledem ein wahres Sprachgenie. Im Sudan, in Arabien und solange wir durch Gegenden gekommen waren, in denen arabisch gesprochen wird, hatte ich von dieser seiner Begabung freilich nichts bemerkt; ja, ich war sogar in Beziehung auf seine spätere Brauchbarkeit bedenklich geworden, weil er nur seine heimische Mundart für richtig hielt und bei jedem anderen Dialekt mit einer wegwerfenden Handbewegung zu sagen pflegte:
    „Die halten das für echtes Arabisch! Die können ja gar nicht arabisch sprechen! Das wahre ‚hhchchhh!‘ und das wirkliche ‚hhkghhh!‘ bringt keiner von ihnen fertig! Nur wer in Kairo geboren ist, kann reden; eine andere, richtige Sprache gibt es überhaupt gar nicht!“
    Aber als dann nach ausgedehnten monatelangen Wanderungen jenseits von Bagdad, an der indischen Grenze, das englische Sprachgebiet begann, schien bei ihm, so was man sagt, der Knoten zu reißen. Schon in Karatschi, wo wir einige Tage ruhten, wunderte ich mich darüber, daß er sich fast gar nicht um mich kümmerte. Er ließ sich nur für Augenblicke sehen, und als ich ihn darüber zur Rede stellte, erklärte er mir:
    „Sihdi, ich habe vorgestern, gestern und heute mit englischen Matrosen zusammengesteckt und mir ihre ganze Sprache aufgeschrieben. Ich muß doch nun englisch reden können, sonst kannst du mich ja nicht mehr brauchen. Ich habe sogar in der Nacht studiert; es ist ganz leicht; nur das ‚hhsssshhh‘ und das ‚thhhsssshhh‘ bringe ich noch nicht heraus, denn die Engländer können eben auch noch nicht richtig reden. Hier hast du ihre Sprache!“
    Er zog ein Paket von mehr als zwanzig vollgeschriebenen Papierbogen aus dem Kaftan und gab es mir. Es enthielt englische Worte und Redensarten mit der arabischen Übersetzung, natürlich in arabischer Schrift geschrieben, für mein Auge ein wahrer Gallimatthias, in dem ich mich nicht zurechtfinden konnte. Da ich aber dem guten Omar ansah, daß er ein anerkennendes Wort erwartete, so sagte ich:
    „Du bist da sehr fleißig gewesen. Kannst du denn diese englischen Worte alle aussprechen?“
    Er nickte.
    „Und du kennst auch ihren Sinn?“
    Er nickte wieder, wobei sein Gesicht vor innerer und äußerer Zufriedenheit förmlich glänzte.
    „Wenn dies der Fall ist, so bist du ja ein ganz tüchtiger Kerl!“
    Da rief er aus:
    „Probiere mich, Sihdi! Darf ich dir sagen, wie du das zu machen hast?“
    „Ja. Nun, also!“
    „Du bist ein englischer Laden, in welchem Zigarren verkauft werden. Ich bin der englische Sejjid Omar aus Liwerbuhl und kaufe für meinen deutschen Sihde Zigarren ein, weil er nicht englisch reden kann. Bist du einverstanden, und soll ich das so machen?“
    „Ja, gut! Ich bin der englische Zigarrenladen, und du bist aus Liverpool. Es kann losgehen!“
    Da ging er hinaus, machte die Tür hinter sich zu und klopfte an.
    „Come in!“ antwortete ich.
    Er trat ein, nahm seinen Tarbusch höflich ab und wollte sprechen; ich aber kam ihm zuvor:
    „Mach die Tür zu, ehe du sprichst! Ein Engländer läßt keine Tür offenstehen!“
    Er war sofort Herr der Situation, zog die Tür zu und sagte:
    „Ei bekk juh parrrrd'n, Mister Miehlord owww Tabbakk änd Smooking-Sihgärr! Ei wischsch dhho pörrrtschähß Sihgärr! Giww Sihgärr! Lahrtsch bikk Sihgärr, long Sihgärr, thick Sihgärr, gudd Sihgärr, fein ännd tschihhhhp Sihgärr! Wott häww ei dhho peehh, Mister Miehlord owww inglischhh Smooking-Männ?“
    Man denke sich meinen ernsten, gravitätischen Sejjid Omar, und man denke sich dazu, daß, während er diese Rede wie aus einem halb verstopften Wursttrichter hervorquellen ließ, sein Gesicht genau die Züge der unerlaubten Orthographie annahm, deren ich

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