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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seemeilen zu machen sind, und man erfährt, sooft man will, wieviel das Schiff zurückgelegt hat und wieviel Knoten es in der Stunde macht. Aber gewöhnlichen Fragern steht ein Offizier natürlich nicht gern Rede. Er sagt irgendeine Zahl, und damit ist es gut.
    Das dunkle, satte Grün der Südwestküste Ceylons tauchte vor uns auf. Wir machten eine Schwenkung. Zur linken Hand erschien die Mutwal-Spitze, rechts der Damm; Masten und hohe Dampferessen ragten auf – da kam Sejjid Omar gelaufen, hielt mir die Uhr hin, welche ich ihm als Unterstützung seiner Pünktlichkeit geschenkt hatte, und rief:
    „Sihdi, du hast wieder recht: Es fehlen sogar noch vier Minuten an halb zehn! Wirst du als Gast bei jemand wohnen oder im Hotel?“
    „Grand Oriental-Hotel. Zwei Minuten vom Landeplatz. Nenne meinen Namen nicht!“
    Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Er war gewohnt, alles ganz allein und auf das beste zu besorgen. Ich hatte nur auszusteigen und nach dem Hotel zu gehen, was der Kürze des Weges wegen erlaubt war. Sonst aber wird ein Europäer, der in Colombo zu Fuß geht, jeden, mit dem er verkehrt, blamieren.
    Es gab, wie in jedem orientalischen Hafen, einen unbeschreiblichen Lärm, doch vollzieht sich hier die Ausschiffung in langen, bequemen Booten und einer anderorts sehr wünschenswerten Bedachtsamkeit. Mit Paß- und Zollformalitäten hatte ich nichts zu tun. Unter dem Regendach der Landestelle sitzen Geldwechsler, bei denen man alle möglichen Münzen des Ostens haben kann. Ich verweilte mich bei einem von ihnen, um mich mit landläufigem Silber zu versehen, und schlenderte dann dem Hotel zu. Es ist, beiläufig gesagt, das teuerste, welches ich im Orient gefunden habe. Dennoch ging ich, ohne ein anderes zu wählen, jetzt wieder hin, weil ich gern wieder in demselben Zimmer wohnen wollte wie früher. Ich bin in dieser Beziehung ein sonderbarer Kauz. Erinnerungen sind und bleiben mir stets heilig.
    Noch ehe ich die zur Tür führenden Stufen betrat, hörte ich die zankende Stimme meines vorangeeilten Sejjid Omar, welche aus dem rechts im Flur liegenden Büro ertönte. Er sprach sein eigenmächtiges Englisch und war, wie es schien, in Wut. Als er mich kommen sah, klagte er mir seine Not arabisch:
    „Denke dir, Sihdi, man will dir kein großes, schönes, sauberes, fein möbliertes, billiges Zimmer geben, eine Treppe hoch und mit der Aussicht in das Freie! Man sagt, es sei alles besetzt. Wie kann alles besetzt sein, wenn mein Sihdi kommt! Und wenn einer drin ist, oder wenn zehn drin sind oder fünfzig oder hundert, so müssen sie alle raus, alle, alle! Sodann soll ich deinen Namen sagen! Habe ich etwa diesen Portier schon nach dem seinigen gefragt? Was tut der Name? Der Glaubensirrtum steckt nicht in dem Körper und mein Sihdi nicht in seinem Namen! Ich habe einfach gesagt, daß du keinen brauchst und also auch keinen hast. Ist das nicht deutlich genug? Willst du einen haben, so kannst du jeden nehmen, den es gibt; du bist der Mann dazu! Und endlich mir, mir will man nicht einmal eine Wohnung geben, weil ich ein Araber bin; denke dir, dieser Portier, dem Allah nicht einmal einen Bart hat wachsen lassen, hat mir gesagt, daß nur eingeborene und andere Dienerschaft hier wohnen dürfe, arabische aber nicht, weil man da wegen Schmutz und Ungeziefer schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich, Sejjid Omar und Schmutz! Ich, Sejjid Omar und Ungeziefer! Dieser Portier spricht auch arabisch, aber so, wie es hier gesprochen wird. Das ist doch keine Sprache! Und dieser Mann, der nicht einmal reden kann, wie man mit Sejjid Omar reden muß, sagt, daß hier überhaupt kein Moslem wohnen dürfe! Er meint, wir machten mit unsern Glaubensgebräuchen nur Störung und seien keine reinlichen Menschen; die Singhalesen aber, diese Götzendiener, seien gerad so sauber wie die Christen! Ist das nicht unerhört! Wenn ein echter und wahrer Bekenner des Propheten hier wegen Ungeziefer nicht wohnen darf, so frage ich diesen Portier, warum dann er keins hat! Doch nur, weil er nichts zum Beißen hat und so unappetitlich ist, daß alles, was zu den Debeib (Insekten) gehört, bei seinem Anblick hier zur Tür hinaus und auf die Straße springt! Komm, Sihdi; wir danken für ein solches Hotel und suchen uns ein anderes!“
    Er wollte fort. Ich gebot ihm mit einer Handbewegung, zu bleiben, und wandte mich an den Portier. Dieser war ein ganz höflicher Mann. Ein Zimmer, wie Omar verlangt hatte, war nicht frei; aber ich wollte auch kein solches, sondern gern

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