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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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an die Mauer desselben zu drücken. Der Sejjid folgte meinem Beispiel. Die beiden Rikschamänner aber duckten sich hinter ihre Fahrzeuge nieder.
    Es war die höchste Zeit gewesen, denn die Gentlemen und Ladies hatten den Pilgerzug erreicht, jagten ihn vor sich her und ritten lachend zu Boden, was nicht entfliehen konnte. In demselben Augenblick bog eine Rikscha um die Ecke, auf uns zu, in unverminderter Schnelligkeit. Der Passagier schien Eile zu haben, und der vorgespannte Mann, ein Tamile, hatte von der Seitengasse aus die Reiter und Reiterinnen nicht sehen können. Er prallte mit ihnen zusammen und wurde niedergerissen und schwer verletzt; seine Rikscha stürzte um und brach ein Rad; die Herrschaften aber setzten ihren Weg unter lautem Gelächter fort. Der Passagier war unter das Fahrzeug geraten, arbeitete sich aber sehr schnell hervor und sah sich um. Überall an die Häuser gedrängte Menschen! Zwischen ihnen auf der Straße eine Menge gequetschter, getretener und beschädigter Personen, die sich unter Schmerzen wieder aufzurichten versuchten. Aber sonderbar! Man war so still dabei! Ich hörte keine einzige räsonierende Stimme! War das Ehrerbietung oder Vorsicht? Achtung oder Verachtung? Gleichgültigkeit gegen Schmerzen oder zum Schweigen gezwungene Verbitterung? Ich war mit Omar zu unsern Rikschas zurückgekehrt. Der Passagier erkannte mich an der Kleidung als einen Europäer, kam zu mir herüber und sagte in englischer Sprache:
    „Das ist eine geradezu unverzeihliche Rücksichtslosigkeit, die ich unbedingt bestrafen lassen werde! Ich muß diesen Menschen nach, um wenigstens einige von ihren Namen zu erfahren, weil die Anzeige sonst nutzlos sein würde. Wem gehören diese beiden Rikschas?“
    „Mir und meinem Diener“, antwortete ich.
    „Wollen Sie mir die Ihres Dieners abtreten? Es ist keine andere in der Nähe.“
    „Gern.“
    „Komm nachher ins Hotel“, befahl er dem Tamilen. „Du mußt entschädigt werden.“
    Er bestieg Omars Rikscha und eilte den Übeltätern nach. Der Eindruck, den er auf mich gemacht hatte, war der eines sehr energischen Herrn. Er trug einen, nun allerdings beschmutzten, Anzug vom feinsten, weißen, indischen Stoff. Fast ebenso weiß war auch der Vollbart, welcher sein Gesicht umrahmte. Die Züge dieses Gesichtes hatten nichts, was auf seine Nationalität schließen ließ. Daß er einen nicht billigen und mit einem grauen Schleier umwundenen Panamahut trug, war noch kein Grund, ihn für einen Amerikaner zu halten.
    Was nun tun? Wir waren zwei Personen zu nur einer Rikscha, und es war augenblicklich keine zweite, freie zu sehen. Ich wies Omar an, hier an dieser Stelle zu warten, da ich vorausfahren und ihn dann durch die meinige von dieser Stelle wegholen lassen würde. Dann stieg ich auf. Inzwischen hatten sich die Pilger wieder zusammengefunden. Die Unverletzten nahmen die Verletzten zwischen sich und gingen langsam an mir vorüber. Einer von den Beschädigten schien ein Bein gebrochen zu haben; er mußte getragen werden. Im Vorbeipassieren rief er mir zu:
    „Sahib (Herr), du bist auch ein Christ, wie diese waren; aber du reitest trotzdem keinen deiner Mitmenschen nieder. Unser Gott ist auch euer Gott. Er segne dich!“
    Als sie vorüber waren, fuhr ich nach dem Gasthof, dessen Wirt mich zwar wiedererkannte, aber meinen Namen vergessen hatte, was mir nicht unlieb war, weil jetzt nur der Vorname gültig sein sollte. Er hatte Platz mehr als genug und nahm Omar, der sich auch bald einstellte, sehr gern bei sich auf.
    Da ich heut eine Menge Briefe zu schreiben hatte und darum nicht ausgehen wollte, so gab ich dem Sejjid bis zum Abend frei; dann sollte er nach dem Hotel kommen und nachfragen, ob es vielleicht etwas für ihn zu tun gebe. Bis dahin sollte er im Pettah nach alten Münzen und Merkwürdigkeiten, besonders aber nach Büchern suchen und mir dann sagen, wo so etwas zu sehen und vielleicht zu kaufen sei. Er verstand zwar nichts davon, hatte mir aber schon öfters seine ungemeine Findigkeit für dergleichen Sachen bewiesen.
    Hierauf kehrte ich nach dem Grand Oriental-Hotel zurück, speiste auf meinem Zimmer und machte mich dann über die angegebene Arbeit her. Dabei ging ich öfters hinaus auf den Söller, um die Raben zu füttern, welche ich von früher her kannte. Sie bevölkerten die Dächer und Bäume in Scharen und waren so zahm, daß sie sogar in das Zimmer kamen. Ihr beliebtester Trick war, die Butter, welche in Ceylon selten ist und aus Europa bezogen wird, so

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