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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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verbreitete er Tod und Verderben ganz willkürlich, allein durch seine Existenz?
    Leto begriff nicht, wieso den Waldleuten der furchtbare Einfluss nichts auszumachen schien. Was war so anders gelaufen in ihrer Evolution, dass es sie davor bewahrte? Hing es mit ihren telepathischen Fähigkeiten zusammen?
    Refor kehrte mit einem beladenen Tablett zurück. Er lächelte Leto aufmunternd zu und machte ein Zeichen, das Leto verstand. Du schaffst das .
    »Danke«, sagte er, brachte aber selbst kein Lächeln zustande. »Refor, warum unterstützt du mich? Du hast nie von einer Gegenleistung gesprochen.«
    Refor hob den Finger und machte ein Zeichen, etwas aufschreiben zu dürfen. Leto reichte ihm Blatt und Stift.
    Ich will keine Gegenleistung, schrieb der Waldmann. Das ist eine Angewohnheit der Städter, aber wir Waldleute sind nicht so. Wir helfen, weil wir helfen.
    »Und was hat dich dazu veranlasst zu helfen?«, hakte Leto nach.
    Die Kinder des Vater Mars müssen beschützt werden.
    »Verstehe.« Hatte er das nicht schon einmal gehört? Dann fiel ihm etwas anderes ein. »Du siehst jemandem ähnlich, dem ich begegnet bin  ...Mir ist das schon länger aufgefallen, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, nachzufragen. Hast du einen Verwandten, der mir begegnet sein könnte?«
    Refor lächelte und nickte. Ja .
    ***
    Neronus Gingkoson war es speiübel von den vielen Medikamenten, und er wollte nicht darüber nachdenken, wie viele Gehirnzellen er mit diesen Überdosen schon zerschossen hatte. Körperlich fühlte er sich bald am Ende, aber es war die einzige Möglichkeit, wenigstens einigermaßen bei Verstand zu bleiben.
    Das Volk war bedeutend schlechter dran, trotz des unermüdlichen Einsatzes der Waldleute. Gruppen oder Einzelpersonen, die den Weltuntergang prophezeiten, irrten durch die Straßen. Manche trugen Schilder, andere hielten Passanten auf und redeten wirr auf sie ein, versprachen ihnen einen Ausweg, konnten ihn aber nicht benennen, wenn sie danach gefragt wurden.
    Am helllichten Tag wurden Geschäfte geplündert und niemand kümmerte sich darum. Die Plünderer selbst waren oft an der nächsten Straßenecke zu finden, wo sie verwirrt den essbaren Teil der Beute verspeisten und den Rest liegen ließen, während sie weitergingen.
    Die meisten Leute waren inzwischen zu Fuß unterwegs; viele automatische Bänder waren ausgefallen, die Magnetautos funktionierten gar nicht mehr, die Rohrbahnen waren blockiert, und Überlandfahrzeuge wurden gegen Hauswände gesetzt, weil die Leute vergessen hatten, wie man sie bediente.
    Frauen liefen verzweifelt herum und suchten nach ihren Kindern; nicht alle von ihnen waren auch tatsächlich Mütter. Immer wieder zersplitterten Scheiben hoch oben in den Spindelhäusern und Gegenstände flogen heraus, manchmal auch Menschen. Die elektronischen Sperren waren außer Kraft gesetzt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis das gesamte Stromnetz zusammenbrechen würde.
    Neronus Gingkoson konzentrierte sich ausschließlich auf die Nachforschung. Er hatte keine Kraft mehr, an allen Fronten gleichzeitig zu kämpfen und stets den Überblick zu behalten. Allein das machte ihn schon halb wahnsinnig – immer mehr zu versagen. Er konnte nur hoffen, dass immer noch genügend seiner Untergebenen ihrer Pflicht nachkamen; die Kontrolle über sie hatte er inzwischen verloren. Ab und zu meldeten sich Ranjen und Samari bei ihm, denen es ähnlich ging. Sie versuchten den Zusammenbruch aufzuhalten, mehr konnten sie nicht tun.
    »Ich habe gerade die Meldung reinbekommen, dass der Zenit wohl bald überschritten ist und der Streiter sich vom Mars entfernen wird«, meldete Samari via Konferenzschaltung.
    Neronus empfand Wut und Frustration zugleich. Er hätte das als Erster erfahren müssen. Das war noch nie vorgekommen.
    »Das heißt, wenn wir bis dahin überleben, könnten wir es schaffen«, frohlockte Ranjen.
    »Immer langsam«, bremste Neronus seine Begeisterung. »Wer sagt, dass der Wahn verschwindet, wenn der Streiter fort ist? Wer sagt, dass er keine bleibenden Schäden hinterlässt?«
    »Pessimismus können wir jetzt nicht brauchen, Chef«, mahnte Samari. »Lassen Sie uns einfach hoffen, sonst können wir es gleich bleiben lassen.«
    Neronus fühlte sich tatsächlich erleichtert und entschloss, sich einfach der Hoffnung hinzugeben. Vielleicht half ihm das dabei, besser zu denken...
    Neronus ließ sich nicht nur den Bericht geben, sondern nahm die Leiche von Beron Julian Gonzales selbst in Augenschein. Noch

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