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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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ergibt das alles ein schlüssiges Gesamtbild.«
    Chandras blinzelte verzweifelt zu ihm hoch. »Dann glauben Sie mir?«
    »Ich weiß es noch nicht, Chandra. In diesen Tagen kommt man mit Glauben nicht sehr weit.«
    »Dann prüfen Sie es nach, ich flehe Sie an! Sie sind der beste Mann dafür, Sie werden die Beweise finden!«
    »Das werde ich tun, angefangen mit der Stimmanalyse. Und ich bin sehr gründlich, das wissen Sie.« In einer impulsiven Geste strich er kurz über ihre feuchte Wange. »Ich muss jetzt gehen. Vertrauen Sie darauf, dass ich wiederkomme.«
    »Falls Sie vorher nicht den Verstand verlieren.«
    »Falls ich vorher nicht den Verstand verliere.«
    Das war ein gutes Stichwort. Er zog ein Röhrchen aus der Tasche und schluckte zwei Tabletten ohne Wasser herunter. Außerdem drückte er sich ein Pflaster auf den Arm. Dann nickte er Chandra aufmunternd zu, bevor er den Raum verließ.
    Draußen traf er auf die Ärztin, die schon wieder wütend war wegen seiner Eigenmächtigkeit. Aber sie wagte keine Widerworte. »Hat das Verhör etwas gebracht?«, erkundigte sie sich stattdessen.
    »Ich weiß nicht...«, entgegnete Neronus. »Sie schien mir nicht ganz bei Bewusstsein, redete wirres Zeug. Bitte haben Sie auch weiterhin ein Auge auf sie.«
    In Wahrheit hätte er Chandra am liebsten sofort verlegt, aber zu diesem Zeitpunkt durfte er sich keine Fehler erlauben, um sie nicht in Gefahr zu bringen – falls sie die Wahrheit sagte. Er war genauso gut möglich, dass ihr Verdacht von Paranoia bestimmt wurde und sie die eigene Tat damit verdrängte.
    »Ich komme wieder, wenn die Gefangene in einem besseren Zustand ist«, sagte er zum Abschied. »Vorerst bleibt sie gefesselt.« Das konnte er ohne Not sagen, weil die Medikerin Chandra ohnehin nicht losgemacht hätte.
    »Ist sie denn schuldig?«, erkundigte sich Jalyn Gonzales.
    »Es sieht ganz so aus, aber zuerst muss ich alle Fakten zusammentragen und einen Bericht an den Präsidenten erstellen.« Neronus wies auf die beiden Waldmänner. »Das war übrigens eine gute Idee. Niemand außer Ihnen und mir sollte das Zimmer betreten dürfen.«
    Die Medikerin entspannte sich sichtlich. Allein dies erhärtete schon den Verdacht, dass Chandra die Wahrheit sagte.
    Neronus machte sich auf den Weg – es gab viel zu tun.
    ***
    Nachdem Gingkoson am Vortag gegangen war, fühlte Leto sich so allein und einsam wie nie zuvor in seinem Leben. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so niedergeschlagen gewesen zu sein. Am besten wäre es wohl, er würde sich in seine Arbeit stürzen und keine Zeit mehr haben, über andere Dinge nachzudenken.
    »Kann ich Ihnen helfen, Herr Präsident?«
    Leto sah sich verwirrt um. Er stand in einem Verwaltungsbüro des Präsidiums, konnte sich aber nicht erinnern, den Weg hierher eingeschlagen zu haben – warum auch?
    »Ich...«, setzte er ratlos an und rieb sich die Schläfe. »Verzeihung, es hat sich erledigt«, schloss er dann. »Weitermachen.« Hastig verließ er das Büro und kehrte in sein eigenes zurück. Wann hatte er es verlassen und warum?
    Leto schüttelte den Kopf und schluckte zwei Tabletten. Er erinnerte sich, dass er etwas hatte tun wollen – aber was? Sich um seine Kinder kümmern? Vermutlich.
    Er rief in seinem Vorzimmer an. »Wo ist Refor?«
    »Sie haben ihn doch weggeschickt, Herr Präsident.«
    »Ach ja, stimmt.« Wann hatte er das getan? Gerade jetzt! Wie dumm von ihm, er brauchte den Waldmann mehr denn je!
    »Wollen Sie heute zu Fuß gehen, Herr Präsident?«, fragte jemand neben ihm. »Wer soll Sie begleiten?«
    Leto erstarrte. Das war doch nicht möglich! Hastig überprüfte er seinen PAC und sah, dass fast der gesamte Tag vergangen war. Aber er hatte nur sehr lückenhafte Erinnerungen daran. Zum Beispiel wusste er nicht, warum und wie er hierher gekommen war, zum Hauptausgang des Regierungstowers. Noch dazu, da er seit seinem Amtsantritt dieses Gebäude nur per Gleiter verlassen hatte, und auch dann nur, um zu Maya zu fliegen. Ach ja, und einmal in den Wald.
    »Nein, ich  ...wollte nur sehen, ob hier  ...alles in Ordnung ist«, stotterte er, nickte dem Mann zu und floh zum Lift.
    Wieder in seinem Büro. Wie oft hatte er es heute wohl schon verlassen? »PAC, aufzeichnen.« Leto machte eine Notiz von den Begebenheiten und nannte die Uhrzeiten dazu, so weit er sie noch zusammenbrachte.
    Schwer atmend setzte er sich an seinen Arbeitstisch. Ich verliere den Verstand , dachte er. Es ist so weit. Wo ist Neronus?
    Er versuchte seinen

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