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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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nicht besonders freundlich zu ihm.« Er erzählte ihr eine Geschichte, von der Orlaando kaum etwas verstand. Von einem Streiter, der auf dem Weg sei. Von einem Primärfeind. Und eben von diesem Flächenräumer. »Wenn du mir sagst, was ich wissen will, lasse ich euch frei. Dann könnt ihr zu eurem Volk zurückkehren.«
    »Nein«, meinte Aruula nur.
    »Was?«, rief Orlaando. »Hast du nicht gehört? Wir kommen hier heraus!«
    »Warum sollte ich dieser Echse trauen?« Sie sah zu Grao hinauf. »Du wolltest mich umbringen. Hast mich verscharrt wie ein Stück Abfall. Ich glaube dir nicht!«
    »Ich werde die Dreizehn Inseln verlassen«, antwortete der Gestaltwandler. »Bahaafa ist tot, meine Rache an den Nordmännern vollzogen. Mich hält hier nichts mehr.«
    »Aruula! Bitte!«, drängelte Orlaando. »Das ist unsere Chance! Die kannst du doch nicht so einfach ablehnen.«
    Die Barbarin starrte sekundenlang die letzten Glutreste an und sagte kein Wort. Dachte sie nach oder trotzte sie?
    »Aruula!«, wiederholte er eindringlicher.
    Sie seufzte. »Na schön. Und sei es nur, um mir dein Gejammer nicht länger anhören zu müssen.« Wieder sah sie zu dem Daa’muren empor. »Der Flächenräumer liegt am Südpol. In der Nähe der Küste.«
    »Oh«, meinte Grao, offensichtlich überrascht. »So weit entfernt? Ich werde ein Transportmittel brauchen.« Sein Kopf verschwand aus der Öffnung, als er sich erhob.
    »He!«, rief Orlaando. »Was ist nun? Lass uns frei!«
    Aruula stieß ein verächtlich zischendes Geräusch aus. »Ich wusste es: Man kann ihm nicht trauen. Er lässt uns verrotten.« Sie klang nicht einmal wütend, nur resigniert.
    Oben tauchte Graos Echsengesicht wieder auf. »Aber nicht doch! Ich stehe zu meinem Wort. Ich lasse euch gehen – sobald ich die Dreizehn Inseln verlasse. Wenn euch das zu lange dauert, beschwert euch doch bei der Königin.« Seine Gesichtszüge verschoben sich und nach wenigen Augenblicken hatte er Aruulas Erscheinungsbild angenommen. »Ach nein, das bin ich ja selbst.«
    Der Kopf verschwand.
    Dafür fielen einige Holzstücke herab.
    ***
    Als Grao auf die Königinneninsel zurückgekehrt war, führte ihn sein erster Weg in Hermons Hütte. Sie stand leer, seit er die Rolle als Händler aufgegeben hatte, um in die von Aruula zu schlüpfen. Um Hermon einen würdigen Abgang mit der Option auf jederzeitige Wiederkehr zu schaffen, hatte er sein Verschwinden wie einen möglichen, aber eben nicht gesicherten Selbstmord inszeniert.
    Und weil noch niemand die nicht existierende Leiche des Händlers gefunden hatte, respektierte man sein Eigentum. Sämtliche Habseligkeiten lagen unangetastet in der Hütte.
    Grao öffnete eine Truhe und wühlte sich durch Kleidung, Schmuck und Schuhe bis auf den Boden, wo er ein kleines Ledersäckchen fand.
    Es enthielt etwas, von dem er nie gedacht hätte, es jemals wieder zu benötigen: einen grünen Kristallsplitter. Um ihn an sich zu bringen, hatte er das Grab seines Ziehsohns Daa’tan öffnen müssen. [5] Die Erinnerungen an Mefju’drex, den leiblichen Vater, kehrten zurück. Und mit ihnen der Hass. Der Primärfeind der Daa’muren hatte Daa’tan auf dem Gewissen. Und mit ihm wollte Grao zusammenarbeiten?
    Er kämpfte die Vorbehalte nieder. Es blieb ihm keine andere Wahl, wenn es eine Zukunft für die Menschheit, den Oqualun und die Daa’muren geben sollte.
    Der Splitter kullerte aus dem Säckchen in Graos flache Hand.
    Seit er seine mentalen Fähigkeiten verloren hatte, benötigte er diesen kleinen Kristall, um mit einem Dienerwesen der Daa’muren Kontakt aufzunehmen.
    Nein, korrigierte er sich. Er ist kein Diener mehr. Du hast ihn in die Freiheit entlassen!
    Auf der Stirn seines nachgemachten Aruula-Gesichts entstand ein schuppiger Fleck, in dem sich ein Spalt öffnete. Grao presste den Kristallsplitter hinein. Als er die Hand wegnahm, war von den Schuppen schon nichts mehr zu sehen.
    Er schloss die Augen und konzentrierte sich so intensiv wie möglich auf einen einzigen Gedanken.
    Thgáan, ich brauche deine Hilfe!
    ***
    An Bord der AKINA
    Der sechsjährige Junge passte so gut auf ein Raumschiff wie ein marsianischer Schledderfisch auf den Gipfel des Olympus Mons. Die einzige Ausrede für seine Anwesenheit bestand darin, dass er gar nicht existierte.
    Das änderte aber nichts daran, dass Dexter Wang ihn so deutlich vor sich sah, dass er glaubte, ihn berühren zu können.
    Sein Name lautete Morgan. Morgan Wang.
    Und er war Dexters Zwillingsbruder.
    Lange war er ihm

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