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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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« , sagte Aruula mit veränderter Stimme – und verwandelte sich in den Dämon.
    » Du! « , schleuderte Orlaando dem Wesen entgegen. Wie hatte er nur so dumm sein können, es nicht gleich zu ahnen? Warum hatte er nicht daran gedacht, dass sich Aruula bei ihren Verletzungen niemals so weit von der Höhle wegzubewegen vermochte?
    Eine irrwitzige Idee kam Orlaando in den Sinn. Der Name, den Aruula nach dem Erwachen gehaucht hatte – war es etwa gar nicht der eines Mannes, sondern der des Dämons gewesen? » Bist du Maddrax? « , fragte er.
    » Wie kommst du denn auf diese Idee? « Plötzlich stand ein blonder Mann vor ihm. » Das hier ist Maddrax! « Und dann wieder der Dämon. » Aber genug geplaudert. «
    Seine Faust schoss vor, traf Orlaando an der Schläfe und es...
    ...wurde dunkel.
    Auch die Glut war weitestgehend erloschen. Nur das Tageslicht, das durch den Kamin in die Höhle sickerte, spendete noch ein wenig Helligkeit. Da sich der Tag aber dem Ende neigte, würde auch das bald verschwinden.
    Selbst heute noch schalt sich Orlaando für seine Dummheit. Inzwischen wusste er aber, dass der Gestaltwandler kein Dämon, sondern ein Danuure war – was immer das auch sein sollte. Er hatte Aruula verscharrt, weil er sie für tot gehalten hatte.
    Zumindest hatte er das bei einem seiner Besuche erzählt. Am Anfang war er noch häufig zu der Öffnung gekommen und hatte sie mit Wasser, Nahrung und Feuerholz versorgt. Und mit den nötigen Heilmitteln, um Aruulas Wunden zu versorgen. Den Haupteingang hatte er mit einem Felsen verschlossen, sodass sie nicht fliehen konnten.
    Zuerst hatte Orlaando nicht verstanden, warum der Danuure sie am Leben hielt. Doch dann wurde es ihm klar: Der Gestaltwandler hatte erkannt, dass er ohne Aruulas Wissen beim Volk der Dreizehn Inseln niemals die Rolle als Königin einnehmen konnte. Ihre Antworten auf seine Fragen waren die Garantie dafür, dass er sich hier unten nicht verhungern ließ.
    So war es jedenfalls bis vor kurzem gewesen. Seit etlichen Tagen – Orlaando hatte die Übersicht verloren, wie viele es waren – hatten sie ihn aber nicht mehr gesehen. Inzwischen ging das Essen zur Neige, und nun auch noch das Holz.
    »Warum hast du ihn eigentlich nie angelogen?«, fragte Orlaando. Diesmal schaffte er es, seine Stimme fester klingen zu lassen.
    Aruula zuckte zusammen. »Was?«
    »Wenn der Danuure zu uns kam, um dich auszufragen. Warum hast du ihm immer die Wahrheit gesagt?«
    »Es heißt Daa’mure, merk dir das endlich. – Was sollte es bringen, ihn anzulügen?«
    »Du hättest ihn bei deinem Volk als Betrüger entlarven können.«
    »Und hätte damit das Leben aller gefährdet. Auch unseres. Meinst du, er hätte preisgegeben, wo wir lebendig vergraben sind? Dass wir überhaupt noch leben? Wir wären bald verhungert.«
    »So wie jetzt«, entfuhr es Orlaando.
    Aruula seufzte. »Ja. So wie jetzt. Vielleicht hat er sich trotz meiner Informationen selbst verraten oder die Dreizehn Inseln verlassen. Vielleicht braucht er uns nicht mehr.«
    »Da täuschst du dich!«, erklang da eine Stimme.
    Vor einigen Wochen wären sie noch zusammengezuckt. Inzwischen schauten sie nur nach oben zur Öffnung, in der Graos Kopf aufgetaucht war.
    »Was willst du?«, fragte Aruula matt.
    »Ich dachte, dass ihr euch freut, mich zu sehen.« Er hievte einen Beutel in das Loch und ließ ihn an einem dünnen Seil hinab – zu dünn, als dass sie es zum Klettern hätten benutzen können. »Gedörrtes Fleisch, Brabeelenmus, Wintergemüse. Tut mir leid, dass ich euch so lange allein lassen musste, aber ich hatte zu tun.«
    »Zu tun? Was heißt das genau?«
    Grao winkte ab. »Krieg gegen die Nordmänner führen.«
    Nun straffte sich Aruula doch. »Du hast einen Krieg angezettelt? Verdammter Mistkerl! Gab es Verluste?«
    Grao’sil’aana zuckte mit den Schultern. »Auf eurer Seite? Kaum der Rede wert. Aber ich bin nicht gekommen, um zu plaudern. Ich brauche Informationen.«
    »Natürlich. Was sonst? Aber ich will dir etwas sagen: Ich habe nachgedacht. Ich werde dir nicht mehr helfen. Von mir aus kannst du uns hier unten verrotten lassen.«
    »Bist du wahnsinnig?«, entfuhr es Orlaando.
    »Keine große Sache«, fuhr Grao fort, als hätte er nicht verstanden. »Ich will nur wissen, wo der Flächenräumer ist.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Woher kennst du dieses Wort?«
    »Mefju’drex hat es mir verraten.«
    »Er war hier?«
    »Vor kurzem.« Grao grinste in bizarr menschlicher Mimik. »Ich fürchte, du warst

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