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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Barbarin stirnrunzelnd.
    Rebeeka sah ihr fest in die Augen. »Weil du ihm vor einiger Zeit versprochen hast, du würdest ihn zu seinem Vater bringen! Und Rulfan ist sein Vater. Du kannst also nicht nach Scootland fahren, ohne Juefaan mitzunehmen.«
    »Nun mal langsam!« Aruula winkte ab. »Es ist noch gar nicht geklärt, ob ich fahre.«
    »Doch, das ist es.«
    »Ich muss erst alles regeln! Solange ich weg bin, muss mich jemand vertreten...«
    »Dann benenne jemanden!«
    »Was?« Aruula stutzte. »Wolltest du mir nicht vorhin noch an die Kehle gehen, als ich sagte, ich müsste die Inseln verlassen?«
    »Schon. Aber jetzt weiß ich, dass du zurückkehren wirst... Königin!« Rebeeka lächelte. »Erlaube mir also, die Karavelle vorzubereiten! Ein paar Tage wird es dauern, aber wir beeilen uns.«
    »Danke!«, sagte Aruula nur. Man sah ihr an, wie verblüfft sie war.
    »Und was deine Stellvertreterin angeht«, fuhr Rebeeka fort, »schlage ich vor, du wählst jemanden aus dem Kreis der Ältesten. Die Schamanin Kaada wäre gut geeignet.«
    »Oder du«, unterbrach Aruula sie.
    »Ich bin zweiundzwanzig, viel zu jung!«
    »Wohl wahr.« Aruula stellte ihren Becher ab und erhob sich. »Ich brauche keine weise Alte, sondern eine kluge, mutige, selbstlose Frau, die andere führen kann und dabei bescheiden bleibt. Gib mir mal ein Schwert!«
    »Ein...«
    Aruula streckte die Hand aus. »Na, gib schon!«
    Die junge Kriegerin zog eines ihrer Kurzschwerter, legte sich die Klinge über den angewinkelten Arm und bot es vorschriftsmäßig dar.
    Aruula nahm die Waffe entgegen, berührte mit der Spitze Rebeekas Schultern und sagte: »Rebeeka vom Volk der Dreizehn Inseln! Ich, deine Königin, ernenne dich hiermit für die Zeit meiner Abwesenheit zu meiner Stellvertreterin. Zeige dich deines Amtes würdig und beschütze unser Volk. Mit deinem Leben und mit Wudans Hilfe.«
    ***
    Im schottischen Hochland, 1. Januar 2528
    Eine fühlbare Spannung lag über Canduly Castle, denn heute war der große Tag, dem alle entgegengefiebert hatten! Heute sollten Lord Rulfan und Lady Myrial getraut werden – vom König persönlich, der in wenigen Stunden eintreffen würde!
    Noch lag die Burg von Nebelschleiern umwogt in der Dämmerung verborgen. Es war kurz vor Sonnenaufgang, eine elend frühe Zeit, zu der normalerweise niemand sein gemütliches Bett verließ, jedenfalls nicht freiwillig.
    Doch heute war das anders. An diesem ersten Tag des neuen Jahres wimmelte es im Innenhof und auf der Zufahrt von Bediensteten. In der Nacht hatte es geschneit, daher musste die Straße erneut gefegt und mit Asche bestreut werden. Auch die Dekoration an den Außenmauern verlangte nach letzten Handgriffen. Tannengirlanden an den Fenstern und am Tor wurden freigeschüttelt, der Schnee beiseite geschafft. Die Gestecke aus Winterbeeren rechts und links neben dem Eingang bekamen ihre Schleifen. Zwei Frauen rollten aneinander genähtes, rot gefärbtes Sackleinen zum Teppich aus.
    Eine Kriegereskorte auf Horsays verließ den Hof. Ihre Aufgabe war es, König Stuart entgegen zu reiten und dabei die Gegend zu kontrollieren. Man wusste zwar, dass Meister Chan und die meisten seiner Exekutoren nicht mehr lebten, doch ein Risiko wollte niemand eingehen, solange nicht auch der letzte dieser brutalen Killer gefasst und erledigt war.
    Drinnen in der Burg herrschte ebenfalls Hochbetrieb. Das Heizungssystem wurde befeuert, in der Küche brutzelten die ersten Speisen. Alle Fußböden waren blankgeputzt; wer sie betreten wollte, musste seine Stiefel ausziehen. Der Thronsaal war off limit . Kein Mensch und keine Maus durften dort noch hinein, das hatte Lady Myrial befohlen. Er war prächtig geschmückt und strotzte vor perfekt aufgestellten Kerzen. Die Stühle standen in Reih und Glied, Sitzkissen schlossen exakt mit dem vorderen Rand ab.
    »Entsetzlich!«, stöhnte Rulfan. Er hatte die Wache vor dem Saal beiseite gewunken und die Tür geöffnet, damit sein Vater einen Blick hineinwerfen konnte.
    »Wieso entsetzlich ? Ist doch alles in Ordnung, so weit ich sehe«, sagte Sir Leonard verwundert.
    »Genau das meinte ich!« Rulfan verzog das Gesicht. »Myrial liebt es ordentlich! Sie hat mir sogar schon angedroht, im Hort aufzuräumen.«
    »Das wirst du aber nicht zulassen, oder?«
    »Natürlich nicht!«, erwiderte der Albino empört.
    Der Hort des Wissens war sein großes Projekt. In den Anbauten und den Katakomben von Canduly Castle lagerten inzwischen schon Hunderte aus ganz Schottland und dem

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