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313

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Titel: 313 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Tewaag
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kommen ins Gespräch. Er fragt, warum ich sitze und wie viel ich bekommen habe. Ich sage Körperverletzung, sechs Monate, und er sagt, das ist doch Kindergarten. Ich sage, kann aber sein, dass noch ’ne Bewährungsstrafe widerrufen wird, und er sagt, ist auch Kindergarten. Er sitzt jetzt das dritte Jahr und hat immer noch eins.
    »Wegen was bist du drin?«, frage ich.
    Er: »So was fragt man nicht.«
    Und ich so: »Sorry, wusst’ ich nicht.«
    »Du kannst hier nicht rumrennen, mit jedem quatschen und jeden fragen, wegen was er sitzt und sonst was. Du hast wahnsinnig viele Arschlöcher im Knast, du musst aufpassen. Es werden Leute zu dir kommen und Sachen wollen, gib denen nichts. Sei vorsichtig, such dir die Leute genau aus, mit denen du dich abgeben willst.«
    Er hält mir ’ne mordsmäßige Standpauke, und ich freue mich, dass mir mal einer, den ich cool finde, sagt, wie es läuft. Dragan ist Freigänger, arbeitet draußen für die Stadtwerke. Das bedeutet, man darf auch ein bisschen Freizeit draußen verbringen. Acht Uhr morgens raus und um neun Uhr abends wieder da sein. Halbfrei sozusagen. Dann könnte das mit meiner Süßen wahrscheinlich weiterlaufen und der Anschluss an die Welt, sowohl die private als auch die berufliche, könnte bleiben. Denn Regel- und geschlossener Vollzug bedeutet ja auch erst mal EDEKA , Ende der Karriere.
    Ich denke gleich, wenn hier lauter Freigänger sind, werde ich auch einer.
    Da sagt Dragan: »Haste Bock, mit auf die Zelle zu kommen?«
    Dort sitzt schon Miro auf dem Bett, definitiv auch ein Jugo, wirkt sogar noch größer als er, aber totales Babyface, völlig friedlich. Ihre Doppelzelle sieht ganz anders aus als meine, ist super eingerichtet, Deckchen auf dem Tisch, Fernseher, Playstation, Pflanzen, Vorhänge vor den Fenstern und Poster an der Wand. Ich bin beeindruckt. Also von der Gemütlichkeit her ist das Welten von meiner entfernt.
    Ich erzähle den beiden gleich meine ganze Geschichte, sämtliche Ungerechtigkeiten vom Prozess bis zur Kammer, wo sie mir vorhin meinen Fernseher, iPod und meine Playstation abgenommen haben. Die Jugos zeigen mir ihre Playstation, die locker zehn Jahre alt ist, und legen sofort los von wegen Bestandsschutz. Das heißt wohl so viel wie: Wenn dir einmal etwas im Knast genehmigt wurde, darf es dir nicht genommen werden, auch wenn sich intern die Richtlinien ändern.
    Ich sage: »Ich hab leider seit heute Morgen nichts mehr gegessen.«
    Und Dragan sagt: »Anfängerfehler, ganz normal.«
    Wir schlendern los in die Gemeinschaftsküche, wo noch ein paar andere Gefangene hocken. Zu dem Zeitpunkt fühle ich mich recht wohl, weil ich zwei Schränke an meiner Seite habe, insgesamt zwei beeindruckende Kandidaten vom Erscheinungsbild. Ich stehe mit denen in der Küche, flachse ein bisschen rum, wir schieben drei Tiefkühlpizzen in die Röhre und essen sie auf der Zelle.
    Dragan sagt: »Is ’n Willkommensgeschenk.«
    Seiner Ansicht nach sitze ich die Haftstrafe, die ich habe, auf der linken Arschbacke ab. Selbst wenn es nicht bei einem halben Jahr bleibt und noch ’ne Bewährung hochgeht, hab ich nur acht Monate bis ein Jahr. Die meisten Gefangenen würden ja eh ihre Chance auf 2/3-Entlassung nutzen und nicht einen auf Endstrafe machen. Die 2/3 hält die Jungs ruhig und gibt ihnen was zu hoffen. Eine gute Möglichkeit, alle im Zaum zu halten. Ein Häftling in Deutschland mit neun Jahren kann bei guter Führung nach sechs Jahren frei sein, das ist die klassische 2/3, dafür muss man jetzt Beamten keinen blasen. Nur nicht durchdrehen, dann haste deine 2/3. Die beiden werfen mit Monaten und Jahreszahlen rum, als wenn es Peanuts wären. Sie sagen, achteinhalb Monate seien wenig, aber in der Zeit kriegt ’ne Frau ein Kind. Mir fällt auf, in welch anderen Dimensionen hier gedacht wird. Es ist mein erster Tag, und ich überleg mir, wie überlebst du vierundzwanzig Stunden, und die erzählen mir, dass sie hier schon zum dritten Mal Weihnachten feiern. Das erschreckt.
    Ich will wissen, wann ich das erste Mal Freiheit sehe, aber wie’s aussieht, komme ich hier die nächsten vier bis sechs Wochen nicht raus. Danach geht vielleicht was mit ersten kleineren Ausgängen, und ich kann für zwei Stunden meine Süße sehen. Aber bis ich Freigänger bin wie Dragan und nur zum Schlafen in den Knast komme, dauert es noch mindestens zwei, zweieinhalb Monate.
    »Dann kannst du am Wochenende bei ihr schlafen«, sagt Dragan, »und schnarchst sie unter der Woche nicht

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