315 - Apokalypse
einzuschlagen. Die konnten die Attacke kaum abwehren.
»Wache!«, brüllte Ner’je, während sie wie E’fah furchtlos dazwischenging.
Die Pforte öffnete sich. Drei Wachen, die für diesen Fall instruiert waren, kamen hereingeschwommen und fuhren ihre Schockstäbe aus. Gleich darauf trudelten die beiden Aggressoren betäubt zu Boden.
»Bringt sie in die Krankenstation«, befahl Ner’je. Dann wandte sie sich an E’fah, während die Verletzten behandelt wurden und der Rest der Versammlung noch sichtlich unter Schock stand. »Bei Ei’don«, flüsterte sie. »Für einen fürchterlichen Moment wollte ich ebenfalls auf alle hier einprügeln. Und... töten. Was ist das für ein fürchterliches, gnadenloses Wesen, das sich Ork’huz da nähert? E’fah, alles, was zuvor zwischen uns stand, soll vergessen sein. Ich bitte dich, achte auf mich in den nächsten Phasen und Zyklen.«
»Und du auf mich. Auch ich konnte mich nur mit allergrößter Mühe zurückhalten. Aber es wird von Mal zu Mal schwieriger, diesem unglaublichen Drang zu widerstehen. Möglicherweise drehe ich bereits beim nächsten Mal durch.«
***
Im Flächenräumer
Aruula wankte durch das Schneegestöber – und stoppte plötzlich abrupt. Sie stand erneut vor einer mächtigen Eisspalte.
Dieses Mal handelte es sich um eine ganz besondere Spalte, denn an ihrem Grund befand sich der Zugang zum Flächenräumer! Doch wie sollte sie dort hinuntergelangen? Sich an den Wänden abwärts hangeln? Zu riskant.
Ein gutes Stück neben der Spalte ragte im Schneegestöber das Mondshuttle auf, mit dem Maddrax auf den Dreizehn Inseln gewesen war. Auf derselben Höhe begann Aruula mit ihrer Suche, denn es war anzunehmen, dass die neue Besatzung des Flächenräumers eine Abstiegsmöglichkeit ganz in der Nähe geschaffen hatte. Eine Strickleiter vielleicht, oder eine Tekknik-Lösung.
Aruula irrte am Rand der Spalte entlang. Nicht zu nahe, da sie jederzeit von einer starken Windbö erfasst und in die Tiefe gestoßen werden konnte. Nach nur wenigen Minuten stieß sie auf eine Art Schlauch aus bionetischem Material, der, am oberen Rand der Spalte festgemacht, in die Tiefe führte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie das Gesuchte gefunden hatte.
Die Öffnung des Schlauchs wirkte wie die Speiseröhre eines Monsters, und so zögerte sie einen Moment, sich ihm einfach zu überlassen.
Da fiel mit einem Schlag der komplette Schneesturm in sich zusammen! Kein Lüftchen wehte mehr, die letzten Flocken wirbelten zu Boden. Eine unglaubliche Stille herrschte.
Totenstille.
Aruulas Kopfhaut zog sich schmerzhaft zusammen. Sie spürte ihren Herzschlag hoch oben im Hals pochen und gleichzeitig ein Kribbeln im Nacken. Als würde sie beobachtet. Blitzschnell zog sie ihr Schwert aus der Rückenkralle und fuhr herum.
Ihre Augen wurden groß. »Wudan«, flüsterte sie voller Entsetzen. Sie war ihr Leben lang in der freien Natur unterwegs gewesen und kannte so manches Phänomen, aber so etwas hatte sie nie zuvor gesehen.
Eine gigantische schwarze Wolke schob sich über den Horizont und breitete sich in den Himmel aus. So finster und bedrohlich, dass die Schneewolken über ihr regelrecht verblassten. Nicht der schlimmste Sturm, den sie jemals erlebt hatte, war in der Lage gewesen, auch nur annähernd so etwas... Böses zu produzieren.
Die Wolke wuchs rasch an, nahm gleich darauf den ganzen Horizont ein, verschlang die Sturmwolken einfach. Seltsame Schatten rasten in ihr hin und her.
Was war das? Eine Druckwelle? Oder etwa der Streiter selbst?
In diesen Momenten fiel Aruula für einen kurzen Moment wieder in die Denkweisen der Kultur zurück, in der sie groß geworden war. Orguudoos Reich kommt, schoss es der Kriegerin durch den Sinn. Sie krächzte und fühlte kreatürliche Angst in sich hochsteigen.
Und dann überrollte sie die anbrandende mentale Welle. Sie riss die Augen weit auf und begann wie irre zu kichern.
Vor der schwarzen Wand entflammte ein Licht, das rasch größer wurde. In diesen Augenwinkeln sah sie jemanden auftauchen und auf sich zukommen, ohne den Vorgang wirklich zu registrieren oder gar zu reagieren.
Rulfan!
Er näherte sich Aruula im Spurt, keuchend und mit einer weißen Atemfahne vor dem Mund. Auch seine Augen waren weit aufgerissen. Ohne etwas zu sagen, packte er die kichernde Kriegerin um die Hüfte, zog sie mit sich – und ließ sich mit ihr zusammen in die bionetische Röhre fallen.
Der Albino schrie, als der dehnbare Schlauch sie Stück für Stück
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