315 - Apokalypse
Sie hat die energetischen Schutzanlagen des Bestiariums zerstört. Zahlreiche Saurier sind deswegen freigekommen und haben ein Massaker in der Stadt angerichtet.«
Die HydRäte starrten betreten vor sich hin. Bel’ar war eine Wissenschaftlerin Hyktons, die immer als besonnen und überlegt gegolten hatte.
»Was ist mit Gilam’esh?«, fragte Ner’je.
»Wie ich euch bereits unterrichten ließ, brach Gilam’esh gemeinsam mit Quart’ol zum Flächenräumer auf, um den Streiter zu bekämpfen. Leider habe ich keine neueren Nachrichten von ihm erhalten. Ich kann euch nicht einmal versichern, dass er noch lebt. Wenn er und Quart’ol ähnlich reagieren wie Bel’ar und andere, kann es sogar sein, dass sie in der Anlage großen Schaden anrichten und damit unsere letzte Hoffnung zunichtemachen.«
»Bei den weiten Wassern«, stieß die Entsandte Zemej’a aus und starrte auf den Obersten Bal’ol, der ihr direkt gegenüber saß. Er hatte den Blick gesenkt, kratzte ständig am Korallentisch herum und schien der Unterhaltung gar nicht zu folgen.
E’fah schnalzte zustimmend. »Ohne dass es mir jemand gesagt hätte, sehe ich doch, dass es hier in Hykton nicht anders ist. Vielleicht sogar noch schlimmer. Fünf aus dieser Runde fehlen bereits. Auch die neuen Beschädigungen am Hydrosseum sprechen Bände.«
»So ist es überall«, unterbrach Zemej’a sie. »Wir bekommen die gleichen schlimmen Meldungen aus Neu-Martok’shimre, aus Alaris, aus Torkur vor der russischen Küste, aus praktisch allen Hydritenstädten. Selbst auf der Oberfläche kommt es zu wachsendem Chaos. Unsere Beobachtungsposten haben es gemeldet, bevor der Kontakt zu ihnen abriss.«
Bal’ol sah plötzlich auf. Seine Blicke wanderten unstet über den Tisch und die Anwesenden.
»Es sind ausschließlich Geistwanderer, die durchdrehen«, fuhr Zemej’a fort. »Auf der Oberfläche scheint es sich ebenfalls um telepathisch begabte Wesen zu handeln, die es erwischt. Und ich... ich gestehe es, sehe manchmal ebenfalls finstere Schatten huschen, wo keine sind. Ich spüre eine... eine unglaubliche Gier. Und Bosheit, Wut, Hass. Aber es ist nicht schlimm, ich komme mit meinem Willen dagegen an.«
E’fah beobachtete Bal’ol und seinen Sitznachbarn Quet’esh. Letzterer verkrampfte ständig seine Flossenfinger. »Ich danke dir, dass du es so offen zugibst, Zemej’a. Ich bin sicher, dass es uns allen so geht.«
Ner’je klackte zustimmend.
»In diesem Zusammenhang müssen wir uns an die Warnung unseres Verbündeten Maddrax vor dem Streiter erinnern. Nicht umsonst versucht er am Südpol, das Schlimmste zu verhindern«, fuhr E’fah fort. »Ich befürchte, dass dieses unglaubliche Wesen bereits im Anflug auf Ork’huz [4] ist und seine unheilvollen Mentalwellen vorausschickt.«
Ner’je klackte zustimmend. »Daran dachten wir auch schon. Zwei Menschen, die wir aus dem Nordmeer gerettet haben und die Maddrax kennen, brachten uns darauf. Aber was können wir dagegen tun?«
»Das eben wollte ich mit euch besprechen.« E’fah hob stolz den Kopf. »Der Streiter scheint eine unglaubliche Gefahr zu sein, aber mein Leben war immer der Kampf. Ich will und werde nicht schon im Vorhinein aufgeben. Und ich hoffe, in euch Verbündete zu finden.«
Sie wusste nur zu gut, auf wie dünnem Eis sie stand. Nie hatte sie im Rat so sprechen dürfen, denn sie galt als Ei’don-Brüchige. Die Lehren Gilam’eshs hatte sie in er Vergangenheit allesamt missachtet. Doch Gilam’esh selbst hatte ihr vergeben, ihre Taten als verbüßt betrachtet, da sie Jahrhunderte lang eingesperrt in einer Pyramide in den Körpern niederster Tiere verbringen musste. Eine grausamere Strafe hätten auch die Hydriten Hyktons ihr nicht antun können.
Ihre Gedanken glitten davon, zu Gilam’esh, der ihr inzwischen viel mehr war als ein Lehrmeister. »Streiter...«, flüsterte Bal’ol und zitterte leicht.
»Streiter kommt...«, bestätigte Quet’esh ebenso leise, fast unverständlich.
Ner’je schaute betrübt. »Hast du eine Idee? Wir wüssten nicht, was wir tun könnten. Wir hatten die Hoffnung, dass wir vielleicht am Meeresgrund überleben könnten, wenn es wirklich so schlimm kommt. Aber wenn sich die Auswirkungen des Streiters sogar am tiefsten Punkt in Gilam’esh’gad zeigen...«
»Streiter!«, brüllte Bal’ol und zuckte hoch. »Tötet alle! Frisst den Wandler!«
Quet’esh tat es ihm nach, schrie dabei aber unartikuliert. Beide stürzten sich auf ihre Sitznachbarn und begannen auf sie
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