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316 - Die Pest in Venedig

316 - Die Pest in Venedig

Titel: 316 - Die Pest in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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noch mehr Kram einpacken, platzt die Qualle.« Er warf einen flüchtigen Blick auf die persönliche Ausrüstung von Pan’dorah. »Ich bin sicher, die Hälfte davon ist Muschelschmuck. Ich frage mich, wen sie damit auf einer einsamen Insel beglücken will. Wahrscheinlich würde sie selbst auf dem Mond nicht auf diesen Schnickschnack verzichten.«
    Pan’dorah zeigte ihm ihre spitzen Perlmuttzähne. »Ich will eben gut aussehen. Nimm es hin oder such dir einen anderen Job.«
    »Als ob ich das nicht schon versucht hätte.« Sam’esh wandte sich an Gilam’esh. »Sie bringt ihren Assistenten nicht immer Glück, weißt du?« Seine Augen wirkten dunkel. Dieses Mal sprach er so leise, dass Pan’dorah ihn nicht hören konnte. »Ihre letzte Assistentin Mo’rah wurde von einem Menschen-Mob hingerichtet. Sie hielten sie für eine Dämonin. Trotzdem hat Pan’dorah nie aufgehört, an die Menschheit zu glauben und sich für sie einzusetzen. Sie behauptet sogar, sie hätte diesen Wilden vergeben.«
    Gilam’esh begegnete seinem Blick. Er war unsicher, was er auf diese Geschichte erwidern sollte. »Sie ist eine Idealistin«, klackte er schlicht. »Sicher lässt sich viel von ihr lernen.«
    Das Geräusch, das Sam’esh machte, zeugte von seinem Unglauben. »Wenn du meinst...« Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich lautstark an Pan’dorah. »Darf ich wenigstens fahren?«
    »Nein«, kam es ebenso laut zurück.
    Gilam’esh ertappte sich bei einem schwachen Lächeln. Er drehte sich zum Hydrosseum hin, um sich von der Stadt und Quart’ol zu verabschieden. Seine Kiemen weiteten sich vor Überraschung, als er Quart’ol neben dem Eingang des Hydrosseums entdeckte. »Quart’ol!«
    Pan’dorah und Sam’esh hielten in ihrem Geplänkel inne und drehten sich ebenfalls um. Quart’ol näherte sich zögernd. Sein Scheitelkamm hing schlaf herab. Er verhielt eine Schwimmlänge vor Gilam’esh in der Strömung. Sein Blick glitt über den gefleckten Muschelweg. »Ich... ich war ein Idiot. Nehmt ihr mich mit?«
    Pan’dorah schwamm vor und packte seine Hand. Er sah überrascht auf. »Natürlich!«, rief sie fröhlich. »Sam’esh wird gern ein bisschen umräumen, damit für dich noch ein Platz in der Qualle frei wird.«
    Quart’ols Scheitelkamm hob sich. Gilam’esh nickte ihm zu und hob die Hand in einer Geste der Vergebung. Nur Sam’esh schien wenig begeistert.
    »Natürlich«, äffte der Assistent Pan’dorahs ihre hohe Stimme nach. »Sam’esh mag bescheuerte Arbeiten. Soll ich vielleicht auch noch Putzerfisch spielen und die Algen vom Quallenboden kratzen?«
    Pan’dorah achtete nicht auf seine Worte. Sie berührte vertraulich Quart’ols Arm. »Es ist schön, dass du uns begleitest. Wir freuen uns über jede weitere Hilfe. Nicht wahr, Sam’esh?«
    Sam’esh machte ein Geräusch, das eher einem Schwein angestanden hätte als einem Hydriten, aber er begann zumindest, die Sachen im Qualleninneren umzuräumen.
    Gilam’esh schwamm dicht an Quart’ol heran. »Ich verstehe...«
    »Sag nichts«, unterbrach ihn Quart’ol. Er senkte seine Stimme. Pan’dorah zog sich verständnisvoll zurück, um sie ungestört reden zu lassen. »Ich war bei der Zeitblase. Sie ist verschwunden. Wir sitzen fest, Gilam’esh! Unsere Zeit ist für uns verloren, und ich weiß nicht, ob ich darüber hinwegkomme.«
    ***
    Matt fror erbärmlich, als er das Haus des Savi endlich erreichte. Seine Kleidung unter der Kutte wollte einfach nicht richtig trocken werden und es kühlte mit der Dunkelheit immer weiter ab. Zwar war es lange nicht so kalt wie am Südpol, aber da hatte Matt sich größtenteils im Flächenräumer aufgehalten. Dazu kam, dass er allmählich an Hunger litt, der sich nicht mehr ignorieren ließ.
    Wie Fabio gesagt hatte, ließ sich das Haus des Savi leicht ausmachen. Allein durch seine Größe fiel es auf, ebenso wie durch den gepflegten Zustand und die strahlende weiße Farbe. Auf dem Dach stand ein wenig nach hinten gerückt die Statue eines übergroßen Engels mit an den Körper gelegten Flügeln, der über einem venezianischen Löwen wie eine Leibgarde aufragte. Mehrere Wachen umstanden das Gebäude.
    Matt überlegte, wie er am besten vorgehen sollte. Der Savi hatte Xij vermutlich mitgenommen, weil er ihr helfen wollte. Als Kenner der europäischen Geschichte wusste Matt, dass es einige Vorurteile über das angeblich so dunkle Mittelalter gab, wie etwa, dass an jeder zweiten Ecke ein Scheiterhaufen stand, auf dem Hexen verbrannt

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