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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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drüben hinab.“
    „Gut, dann schnell.“
    Der Methusalem hörte die Fragen und Antworten genau. Zwei große
Gegenstände wurden von draußen her über die Mauer gehoben. Der Juwelier
hob sie, halb und halb ließ er sie herabfallen. Dann gebot er: „Nun
kommt selbst herein!“
    „Noch nicht. Wir müssen vorher die Sänfte zur Seite tragen, daß sie
nicht gesehen wird, falls jemand noch so spät vorüberkommen sollte.“
    Man hörte ihre Schritte. Bald kehrten sie zurück und kamen über die Mauer gesprungen. Es waren zwei Personen.
    „Ist hier alles in Ordnung?“ fragte der eine.
    „Ja.“
    „Niemand im Garten?“
    „Nein.“
    „Wollen wir uns nicht vorher genau überzeugen?“
    „Das habe ich bereits getan. Ich bin zweimal um den ganzen Garten gegangen.“
    „So können wir beginnen. Aber wo?“
    „Nicht weit von hier. Die Werkzeuge liegen dort. Ich habe heut am
Tage über die Mauer geschaut und mir die Stelle ausgewählt, wo die Erde
am lockersten ist. Kommt und bringt die Götter!“
    Er ging voran, und die beiden Männer folgten ihm mit den Figuren,
welche vielleicht zwei Ellen hoch und also doch ziemlich schwer waren.
Dort, wo die Werkzeuge lagen, hielten sie an.
    „Hier graben wir“, sagte der Juwelier. „Aber ja leise, damit man
nichts hören kann. Eine Hacke ist da; aber der Spaten macht viel
weniger Geräusch.“
    Die drei Bösewichte begannen zu arbeiten, und zwar sehr hastig, was
Wing-kan zu der Bemerkung veranlaßte: „Ihr macht zu schnell. Das hört
man ja dort im Haus!“
    „Nein“, lautete die Antwort. „Wir müssen uns sehr beeilen, sonst werden die Tore verschlossen. Dann sind wir gefangen.“
    Sie gaben sich alle Mühe, bald fertig zu werden. Es galt übrigens
auch gar nicht, die Arbeit sehr sorgfältig zu verrichten. Sie wußten
ja, daß die Figuren hier vergraben wurden, um bald gefunden zu werden.
    Es war noch keine halbe Stunde vergangen, so hatten sie ihre Arbeit getan.
    „So!“ sagte Wing-kan. „Das ist geschehen. Das war die Hauptsache. Das übrige kommt von selbst.“
    „Wie will mein Gebieter es nur anfangen?“ fragte der eine der
Männer, jedenfalls derjenige, mit dem der Juwelier hinter der
Gartenmauer des portugiesischen Gasthauses gesprochen hatte.
    „Ich warte, bis der Raub ausgerufen wird.“
    „Das wird sehr bald geschehen.“
    „Dann laufe ich zum Mandarin.“
    „Zu welchem?“
    „Zu Tong-tschi hier nebenan.“
    „Der ist aber doch nicht ein Mandarin des Gerichts!“
    „Nein, aber doch ein Mandarin. Die Gasse ist verschlossen, und ein
Sing-kuan wohnt nicht hier. Also muß ich zu ihm. Ich sage ihm, ich
höre, daß zwei Götter gestohlen seien. Ich glaube, daß mein Nachbar
Hu-tsin der Räuber ist.“
    „Der Mandarin wird fragen, woher meinem vornehmen Alten dieser Verdacht komme.“
    „Ich habe noch im Garten gelustwandelt und da gesehen, daß der Nachbar zwei Figuren vergraben hat.“
    „So ist's recht! Das wird helfen! Nun sind wir fertig. Also unser Geld bekommen wir erst morgen?“
    „Nein, schon jetzt. Es ist besser, ich zahle gleich. Dann brauche
ich morgen nicht nach Scha-mien zu gehen. Ich habe euch die Beutel
schon bereit gelegt, hier neben der Mauer. Da sind sie. In jedem
tausend Li.“
    „Ist's richtig gezählt?“
    „Ganz richtig.“
    „Ich hoffe es. Am letztenmal hatte mein Herr sich um volle fünfzig Li verzählt.“
    „Ich verzähle mich nie. Du hast schlecht nachgezählt.“
    „Will der sehr alte Beschützer nicht lieber warten, bis wir nachgezählt haben?“
    „Wo wollt ihr denn zählen?“
    „Hier.“
    „Im Dunkeln?“
    „Ja. Wir brauchen nichts zu sehen. Wir greifen das Geld.“
    „So zählt, wenn ihr Lust habt. Ich aber kann unmöglich warten. Ich
werde meinen andern Nachbar besuchen gehen, um einstweilen diesem zu
erzählen, was ich hier gesehen habe. Wenn dann der Raub ausgerufen wird
und wir hören, daß zwei Götter fehlen, so wird er mich auffordern,
Anzeige zu machen. Er wird dann wie ein Zeuge für mich gelten. Die
Werkzeuge hier werde ich sofort verschließen.“
    Er warf Hacke, Schaufel und Spaten über die Mauer hinüber und stieg
dann nach. Man hörte seine Schritte verklingen und dann einen Riegel
knirschen.
    Die beiden Spitzbuben standen still da und horchten, bis nichts mehr
von ihm zu hören war. Dann sagte der eine: „Er hat uns betrogen!“
    „Ja, ich glaube nicht, daß jeder Beutel tausend Li enthält. Aber es ist dennoch viel Geld. Jetzt müssen wir uns beeilen. Komm!“
    Sie wollten fort; sie

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